Šváb-Malostranský, Josef; eigentlich Šváb Josef (1860–1932), Kabarettist, Schauspieler, Schriftsteller, Buchhändler und Verleger

Šváb-Malostranský Josef, eigentlich Šváb Josef, Kabarettist, Schauspieler, Schriftsteller, Buchhändler und Verleger. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 16. 3. 1860; gest. ebd., 30. 10. 1932. Vater von Karel Šváb (s. u.). – Nach Besuch des Untergymnasiums absolvierte Š. 1878–80 eine Lehre beim Buchhändler und Verleger František A. Urbánek und war auch bei den Firmen J. Otto und Jos. R. Vilímek in Prag sowie M. E. Holakovský in Chrudim tätig. 1887 eröffnete er auf der Prager Kleinseite eine Papierwarenhandlung, der er später einen Verlag angliederte (1907 Erwerb der Verlegerkonzession, 1917 voller Erwerb der Buchhändlerkonzession). Zusammen mit Josef Heřman (Ps. Zefi, Zeffi) gab er Kabarettlieder und humoristische Literatur heraus. Zudem gastierte er als Schauspieler in komischen Rollen, u. a. 1888–1915 am Švanda-Theater in Smichow (Praha), und veranstaltete zahlreiche Festivitäten in Prag, an denen er selbst als Kabarettist und Sänger mitwirkte. 1896 spielte Š. unter der Regie von Jan Kříženecký in den ersten tschechischen Spielfilmen, die auf der Prager Ausstellung der Ingenieure und Architekten gezeigt wurden. Er schrieb Drehbücher zu mehreren Filmen und war in zahlreichen Komödien der 1920er-Jahre zu sehen. Darüber hinaus war er Autor, Übersetzer, Bearbeiter und Herausgeber einer großen Zahl satirischer Lieder (teils aus dem Altprager Milieu), Theatersketches und humoristischer Prosa, die er in den Zeitschriften „Dobrá kopa“, „Humor“, „Kopřivy“, „Švanda dudák“, in seinen eigenen Buchreihen (z. B. „Český kabaret“, „Švábova knihovna“), auf Flugblättern, in Sammelbänden usw. veröffentlichte; er verfasste auch Marionettenspiele und Kinderverse. Ab 1931 führte sein Sohn Karel Šváb (geb. Prag, 4. 11. 1896; gest. ebd., 30. 6. 1942; hingerichtet) das Unternehmen zunächst unter dem Firmennamen Josef Šváb, später unter eigenem Namen weiter. Er hatte seine Lehre ebenfalls in der Firma František A. Urbánek absolviert, eine Fachschule für Buchhändler besucht und in Buchhandlungen in Jaroměř und Prag gearbeitet. Als Mitarbeiter Antonín Benjamin Svojsíks bearbeitete und kommentierte er englische Pfadfinderliteratur. Wegen seiner Beteiligung an antinazistischen Aktionen wurde er im März 1942 festgenommen, im Prager Gefängnis Pankratz inhaftiert und während der „Heydrichiade“ hingerichtet.

W.: s. LČL.
L.: Lidové noviny, Večerní České slovo, 31. 10. 1932; Právo lidu, Večerník Práva lidu, Rudé právo, 1. 11. 1932; Večerní České slovo, 2. 11. 1932; ČHS; LČL (m. W. u. L.); Otto, Erg.Bd.; Rozpravy Aventina 8, 1932/33, S. 41; Kabaretní písničky, ed. V. Pletka – V. Karbusický, 1961, s. Reg.; Š. Bartošková – L. Bartošek, Filmové profily 2, 1990 (m. B. u. Filmographie); Český hraný film I, 1898–1930, ed. E. Urbanová u. a., 1995, s. Reg. (m. B.); Český hraný film II, 1930–1945, ed. V. Opěla u. a., 1998, s. Reg. – Karel Š.: LČL (s. u. Josef Š.).
(V. Petrbok)  
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)