Trausch, Joseph (Franz) (1795–1871), Lexikograph, Historiker und Beamter

Trausch Joseph (Franz), Lexikograph, Historiker und Beamter. Geb. Kronstadt, Siebenbürgen (Brașov, RO), 9. 2. 1795; gest. ebd., 16. 11. 1871; evang. AB. Sohn des Kronstädter Magistratsrats Johann Josef T. (gest. Neustadt im Burzenland, Siebenbürgen / Cristian, RO, 13. 8. 1831), Vater von Joseph Karl T. (s. u.); ab 1819 verheiratet mit Josephine (Josepha Pauline) T., geb. v. Greißing (geb. 11. 2. 1803; gest. Bad Borseck, Siebenbürgen / Borsec, RO, 15. 7. 1851). – T. besuchte bis 1813 das Gymn. in Kronstadt, stud. 1813–14 Rechtswiss. am Lyzeum in Klausenburg (Cluj-Napoca) und absolv. die Gerichtspraxis bei der kgl. Gerichtstafel in Neumarkt (Târgu Mureș). I. d. F. diente er bis 1817 beim Siebenbürg. Gubernium in Klausenburg sowie an der Siebenbürg. Hofkanzlei in Wien. Ab 1817 Beamter in Kronstadt, war T. zunächst als Aktuar, Hon.-Sekr. und städt. Archivar tätig. 1818 Mitgl. des äußeren Rats, fungierte er zugleich als Vizenotar, ab 1827 als Obernotar. 1831 zum Magistratsrat, 1841 zum Polizeidir. gewählt, war T. ab 1842 auch Bücherzensor von Kronstadt. 1846 und 1856 unternahm er ausgedehnte Reisen, die ihn nach Konstantinopel, Böhmen, Dtld., Frankreich und in die Schweiz führten. Während der Revolution 1848/49 setzte er sich als Mitgl. ständ. Deputationen in Pest und Wien sowie als Magistratsbeamter in Kronstadt für die Interessen der Siebenbürger Sachsen ein. Ende 1849 wurde T. zur Statthalterei nach Hermannstadt (Sibiu) berufen, wo er als Referent und Konsulent, ab 1850 als Kammerprokurator wirkte. 1853 zum w. k. Finanzrat ernannt, trat er 1860 i. d. R. Als Historiker widmete sich T. der Ed. sächs. Chronisten, u. a. „Chronicon Fuchsio-Lupino-Oltardinum …“ (2 Bde., 1847–48), sowie der Erforschung der Geschichte bzw. Kirchengeschichte des Burzenlands („Geschichte des Burzenländer Capituls“, in: Magazin für Geschichte, Literatur und alle Denk- und Merkwürdigkeiten Siebenbürgens 3, 1852, H. 1; „Beiträge und Aktenstücke zur Reformations-Geschichte von Kronstadt“, 1865). Bleibendes schuf er als Lexikograph mit seinem „Schriftsteller-Lexikon oder biographisch-literärische Denk-Blätter der Siebenbürger Deutschen“ (3 Bde., 1868–71), das als Erweiterung und Fortführung der Johann Seivert’schen „Nachrichten von Siebenbürgischen Gelehrten und ihren Schriften“ (1785) das Kulturschaffen der Sachsen in Siebenbürgen detailliert dokumentiert. Während seiner jahrzehntelangen Beamtenkarriere war T. Mitgl. zahlreicher Verwaltungskomm. und wurde mehrfach als Vertreter in die sächs. Nationsuniv. sowie auf LT entsandt. 1840 Mitbegründer, 1858–69 Vorstand des Ver. für siebenbürg. Landeskde., war er ab 1863 Mitgl. der Geolog. Reichsanstalt in Wien und Kurator des Kronstädter Bez. der Evang. Kirche AB. Seine umfangreiche Hss.smlg. wird im Archiv der Honterusgmd. Kronstadt aufbewahrt. T. wurde 1860 mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgez. Sein Sohn Joseph Karl T. (geb. Kronstadt, 13. 6. 1842; gest. nach 1896; evang. AB) besuchte 1851–59 das evang. Gymn. in Hermannstadt, stud. 1859–60 an der dortigen Rechtsakad. und 1860–63 an der Univ. Wien. Nach seiner Rückkehr nach Siebenbürgen betätigte er sich 1864–72 als Magistrats-Sekr. bzw. als Beamter beim Distriktswaisenstuhl in Kronstadt. 1868 legte er die Richterprüfung ab. T. veröff. u. a. eine Biographie seines Vaters und erstellte ein Verzeichnis von dessen nachgelassenen Hss.

Weitere W. (s. auch Trausch; Wurzbach; Trausch, 1873): Bemerkungen über die vom siebenbürg. griech.-nichtunirten Bischof Herrn B. Moga im Jahre 1837 den zu Hermannstadt versammelten Landesständen unterlegte Bittschrift, 1844; Uebersichtl. Darstellung der älteren Gmd.-Verfassung der Stadt Kronstadt …, 1865; Aktenmäßige Darstellung der ung. und siebenbürg. LT-Verhh. über eine Vereinigung des Großfürstenthums Siebenbürgen mit dem Kg.reiche Ungarn, 1866; etc. – Joseph Karl T.: s. Trausch.
L.: ADB; Szinnyei (auch für Joseph Karl T.); Trausch (auch für Joseph Karl T., m. W.); Wurzbach (m. W.); Zoványi (auch für Joseph Karl T.); J. C. Trausch, Verzeichniss der Hss. im Nachlasse des am 16. November 1871 gestorbenen J. F. T., 1872; Lebensskizze des F. J. T. …, ed. ders., 1873 (m. B. u. W.); Enc. istoriografiei românești, ed. Ș. Ștefănescu, 1978. – Joseph Karl T.: UA, Wien.
(Á. Z. Bernád)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 433
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