Turnovszky, Friedrich (Frigyes) d. Ä. (1818–1877), Mediziner

Turnovszky Friedrich (Frigyes) d. Ä., Mediziner. Geb. Pest (Budapest, H), 17. 5. 1818; gest. ebd., 23. 12. 1877; röm.-kath. Sohn des Zahnarztes Bernhard T. (1787–1869), der 1807 zum Mag. chir. und Mag. obstet. an der Univ. Prag und 1822 zum Mag. der Zahnheilkde. an der Univ. Wien graduierte, und von Eva T., geb. Polak, Vater von Friedrich T. d. J. (s. u.) und des Zahnarztes Jenő T. (1857–1919), der die väterl. Praxis in Budapest weiterführte; verheiratet mit Hermine T., geb. Wellesz. – T. stud. 1834–39 Med. an der Univ. Pest, danach in Wien, u. a. bei →Georg v. Carabelli-Lunkaszprie; 1841 Dr. med. an der Univ. Wien mit einer Diss. über die Anatomie und Physiol. der Zähne, im selben Jahr Mag. der Zahnheilkde. in Pest. Da T.s Bewerbungen um eine Professur für Zahnheilkde. an der Univ. Pest (1841, 1842) scheiterten, vertiefte er seine Kenntnisse auf einer Stud.reise nach Paris, ab 1843 betrieb er eine Privatpraxis in Pest und wirkte auch als Hofzahnarzt. 1848 erhielt er seitens der ung. med.-chirurg. Fak. die Erlaubnis, in seiner Privatwohnung zahnmed. Vorlesungen zu halten, ein Privileg, das ihm während der Revolution 1848/49 wieder aberkannt wurde. Bedeutung erlangte T. mit seinem 1856 erschienenen Standardwerk „Handbuch der Zahn-Heilkunde und Zahn-Operationslehre ... Mit einem Anhange über die praktische Anwendung der Schwefeläther-Narkose ...“, das als die erste bahnbrechende zahnmed. Arbeit in Ungarn gilt. Darin beschrieb er die Entwicklung der Zähne und den Zahnwechsel, stellte die neuesten von ihm angewandten Behandlungsmethoden und Therapien, u. a. bei Karies, Zahnextraktionen, aber auch bei entzündl. Erkrankungen, vor, beschrieb die modernsten Instrumente, darunter die neuartige anatom. Zahnzange, die er in Ungarn erstmalig verwendete, den Engl. Schlüssel bzw. den Geißfuß, und widmete einen Tl. seiner Forschungen der Bedeutung der regelmäßigen Zahnpflege sowie der Entfernung des Zahnsteins mittels Stemmeisen und hakenförmigem Schaber. Sein Sohn, der Mediziner Friedrich T. d. J. (geb. Pest, 31. 12. 1864; gest. ebd., 20. 10. 1917; begraben: Weidling, NÖ), ab 1893 verheiratet mit Mathilde Marie T., geb. Edle v. Vivenot (1872–1948), Tochter des Historikers Alfred Ritter v. Vivenot, stud. ab 1882 Med. an der Univ. Pest; 1888 Dr. med. Er ordinierte in Wien, war v. a. in aristokrat. Kreisen ein hoch angesehener Zahnarzt, praktizierte jedoch auch viele Jahre lang ehrenamtl. im Dt. Erzieherinnenheim in Wien 1. Er wurde zum k. Rat ernannt und erhielt 1912 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

L.: M. Életr. Lex.; ÚMÉL; Gy. Huszár, in: Österr. Z. für Stomatol. 55, 1958, S. 666ff. (m. B.); ders., in: PTE Orvoskari hírmondó, Februar–März 2013, S. 5; UA, Wien; Semmelweis Egyetem, Budapest, H. – Friedrich T. d. J.: NFP, 21. 10. 1917 (m. Parte); Semmelweis Egyetem, Budapest, H.
(K. Kapronczay)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 13f.
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