Weber, Franz (1825–1914), Orgelbauer

Weber Franz, Orgelbauer. Geb. Oberperfuss (Tirol), 1. 7. 1825; gest. ebd., 15. 4. 1914; röm.-kath. Sohn von →Mathias W. und Kunigunde W., geb. Obermayr, Bruder des Orgelbauers Alois W. und des Orgelbauergehilfen und späteren Gastwirts Jakob W., Vater von Johann Nepomuk W. (s. u.). – W. arbeitete zunächst in der Werkstatt seines Vaters mit und übernahm nach dessen Tod die Leitung, unterstützt von seinen Brüdern. Im Frühjahr 1852 hielt er sich eine Zeit lang bei Joseph Pröbstl in Füssen auf und wurde wahrscheinl. dort erstmals mit Johann Gottlob Töpfers Orgelbaulehre bekannt. Er soll sich längere Zeit in Dtld. (u. a. in Augsburg) aufgehalten und von dort die Kenntnis mehrerer Neuerungen und techn. Verbesserungen mitgebracht haben. Sein Hauptarbeitsgebiet lag im Oberinntal mit seinen Nebentälern. Er lieferte aber auch Orgeln ins Außerfern, nach Innsbruck und Umgebung, ins Stubai-, Wipp-, Ziller- und Pustertal und kam bis nach Vbg., Sbg. und Oberbayern. 1889 brannte W.s Anwesen ab, wobei u. a. eine Orgel für das Siebererʼsche Waisenhaus in Innsbruck zerstört wurde. Trotzdem entstanden bis 1900 noch mehrere Instrumente (Oberleutasch, 1893; Scharnitz, 1896; Ranggen, 1900), und bis wenige Jahre vor seinem Tod führte W. Reparaturen und Stimmungen aus. In seinem Schaffen spielen größere zweimanualige Orgeln zahlenmäßig eine wichtige Rolle. Einige seiner Instrumente gehörten zu den größten, die im 19. Jh. in Tirol gebaut wurden, darunter als größtes erhaltenes Werk die Orgel von Silz mit 25 Registern (1872). In seine Neubauten integrierte W. häufig Pfeifen aus den Vorgängerorgeln; gelegentl. übernahm er auch vorhandene Gehäuse (Prutz, 1861; Inzing, 1865). In seiner Klangästhetik war W. eher Traditionalist. Erst in seinen Spätwerken mehrten sich die 8’-Register und der Gesamtklang wurde etwas abgedunkelt. Als Letzter der Tiroler Orgelbauer des 19. Jh. hielt W. zeitlebens an der Schleiflade fest. Das zweite Manual ist häufig als Unterwerk angelegt. Viele Orgeln weisen einen freistehenden Spieltisch auf; das Pedal hat meist nur 12 oder 13 Töne bei 18 Tasten (mit dem Tastenbild der kurzen Oktave). Bei der Prospektgestaltung überwiegen klassizist. Elemente, tw. in Verbindung mit stilist. älterer Ornamentik; man findet jedoch auch historist., v. a. neugot. Lösungen (z. B. Landeck, 1871; St. Nikolaus in Innsbruck, 1885). W.s Sohn Johann Nepomuk W. (geb. Oberperfuss, 5. 5. 1860; gest. ebd., 11. 2. 1947) war ebenfalls Mitarb., führte die Orgelbauwerkstatt aber nicht weiter. Als bekannter Krippenbauer („Reigen Hansl“) war er 1909 Mitbegründer des Krippenver. Oberperfuss und auch an der „Kaiserkrippe“ beteiligt, die zu Weihnachten 1923 der k. Familie im Exil im span. Lequeitio von den Tiroler Krippenfreunden geschenkt wurde.

Weitere W. (s. auch Lex. der in Tirol tätigen Orgelbauer): Orgeln in: Fulpmes, 1853, Pfarrkirche Bruneck, 1855, Stilfes, 1860, Zams, 1861, Außervillgraten, 1862, Tannheim, 1864, Telfes im Stubai, 1865, Oberperfuss, 1867, St. Barbara in Fließ, 1869, Leopoldskron-Moos, 1873, Flaurling, 1875, Walchensee, nach 1877, Kaltenbrunn, 1883.
L.: Bote für Tirol, 13. 7. 1854; Pusterthaler Bothe, 11. 1. 1856; Innsbrucker Nachrichten, 20. 4. 1914; Dolomiten, 28. 6. 1975; oeml (Familienartikel); Wurzbach; Erz. des Johann W., aufgezeichnet von W. Senn, 1942 (Ms., Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, Innsbruck); O. Eberstaller, Orgeln und Orgelbauer in Österr., 1955, S. 137f.; A. Reichling, Orgellandschaft Südtirol, 1982, passim, bes. S. 23f.; The New Grove Dictionary of Musical Instruments, 1984; A. Reichling, in: Oberperfuss, ed. W. Beimrohr, 1995, S. 254ff.; Lex. der in Tirol tätigen Orgelbauer (m. B. u. W., online, Zugriff 26. 9. 2018).
(A. Reichling – M. Reichling)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 16 (Lfg. 70, 2019), S. 28
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