Hildenbrand, Johann Valentin Edler von (1763–1818), Mediziner

Hildenbrand Johann Valentin Edler von, Mediziner. Geb. Wien, 8. 4. 1763; gest. ebd., 31. 5. 1818; röm.-kath. Sohn des Professors für Philosophie, Geschichte und Geographie in Wien, später für Naturgeschichte und Physik in Lemberg Anton Edler von Hildenbrand, Vater von →Franz Xaver Edler von Hildenbrand; verheiratet mit Theresia Edle von Hildenbrand, geb. Lemiere. – H., der zunächst privat erzogen wurde, studierte Medizin an der Universität Wien, wo insbesondere Maximilian Stoll zu seinen Lehrern zählte. Nach der Promotion zum Dr. med. 1784 ging er als Physikus nach Waidhofen an der Thaya. Aufgrund der dortigen geringen Bezahlung übernahm er 1787 die Stelle des Leibarztes bei Michael Georg Graf Mniszek in Wierzbowiec in Wolhynien, wo er sich rasch eine exzellente ärztliche Reputation erwarb und noch im selben Jahr den Hofratstitel erhielt. 1793 wechselte er als Leiter des Klinikpraktikums an die medizinisch-chirurgische Lehrkanzel der Universität Lemberg; 1803 o. Professor für Anatomie und klinische Praxis. Diese Stelle behielt er auch nach der Vereinigung der Universität Lemberg mit jener von Krakau 1805. Daneben übte er die Funktion des Direktors der medizinischen Fakultät aus. 1807 wurde H. als Vorstand der medizinischen Klinik an das Wiener Allgemeine Krankenhaus (AKH) berufen, 1811 avancierte er dort zum Direktor sowie zum Leiter der sogenannten Irrenanstalt und des Findelhauses. In seiner Amtszeit gelang es ihm, die Finanzlage des AKH wesentlich zu verbessern. H. befasste sich mit den Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Pest, mit Tollwut, aber auch mit Typhus. Dabei waren ihm strenge Desinfektionsmaßnahmen und die Isolierung von Infektionskranken ein wichtiges Anliegen. Darüber hinaus tat er sich mit Hygro-, Thermo-, Baro- und Anemometermessungen hervor, um die herrschende „Constitution“, also Umweltbedingungen, als Krankheitsursache zu erkennen. Ebenso machte er sich um die Verwaltung des österreichischen Sanitätswesens verdient. Von seinen Werken sind „Das Buch für die Wundärzte in den österreichischen Staaten“ (1789), „Über die Macht der Fürsten und über die bürgerliche Freiheit“ (1793), „Ein Wink zur nähern Kenntniß und sichern Heilart der Hundswuth“ (1797), „Institutiones pharmacologiae sive materiae medicae“ (1802), ein Handbuch der Arzneimittellehre v. a. für Studenten, „Klinische Vorkenntnisse oder Einleitung in die klinische Heilkunde“ (1807) sowie sein 1810 erschienenes Hauptwerk „Über den ansteckenden Typhus“ (2. Aufl. 1815), das in mehrere Sprachen übersetzt wurde, erwähnenswert. Von seinem vierbändigen Werk über Fieberkrankheiten „Institutiones practico-medicae ...“ konnte nur der 1. Band von ihm selbst 1816 veröffentlicht werden, die anderen wurden 1821–25 von seinem Sohn herausgegeben (veränderte Aufl. 1833). H. war ab 1799 korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen sowie der Sydenham-Gesellschaft zu Halle an der Saale. Weiters war er Ehrenmitglied von wissenschaftlichen Gesellschaften in Lyon, Bern und Sankt Petersburg. 1805 erhielt er den Titel kaiserlicher Rat, 1814 jenen des Regierungsrats.

Weitere W.: s. Wurzbach.
L.: WZ, 30. 11. 1799; ADB; Hirsch; Lesky, s. Reg. (mit Bild); Wurzbach (mit W.); Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat 97, 1818, S. 388; Oesterreich’s Pantheon 4, 1831, S. 59ff.; J. J. Knoltz, in: WMW 3, 1853, Sp. 391f., 406ff., 423ff.; K. H. Tragl, Chronik der Wiener Krankenanstalten, 2007, s. Reg.; Wien Geschichte Wiki (Zugriff 21. 1. 2020); Josephinum (mit Bild), UA (mit Bild), beide Wien.
(G. Vavra)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 316
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>