Abafi (Abafi-Aigner) Lajos, eigentl. Aigner Ludwig, Ps. Jécsai, Ajgó, Apor, Literaturwissenschaftler, Historiker, Übersetzer, Buchhändler und Entomologe. Geb. Großjetscha, Ungarn (Iecea Mare, RO), 11. 2. 1840; gest. Budapest (H), 19. 6. 1909. Sohn des Notars Károly Ferenc Aigner (geb. 1813), Verwandter des Infanteriehauptmanns und Freimaurers Franz Xaver Adam von Aigner (1751–1810). – A. besuchte 1850–53 die Handelsschule in Temeswar. 1854–57 Buchhändler und Privatschüler des dortigen Gymnasiums, schloss er seine Gymnasialstudien jedoch nicht ab. 1858–68 in diversen Buchhandlungen in Pressburg, Köln, Stuttgart und Pest tätig, eröffnete er 1868 gemeinsam mit Friedrich Rautmann eine Buchhandlung in Pest. Nachdem Letzterer bereits 1869 ausgeschieden war, führte A. in der Folge – bis zum Verkauf an den Verlag Révai Testvérek Irodalmi és Nyomdai Intézet AG im Jahr 1896 – das Geschäft allein weiter. Um 1890 wandte sich A. der Insektenkunde zu, ab 1897 arbeitete er in Budapest als Entomologe für das Landesoberinspektorat der Museen und Bibliotheken (Múzeumok és Könyvtárak Országos Főfelügyelősége), ab 1901 für das Ungarische Nationalmuseum (Magyar Nemzeti Múzeum). Durch zahlreiche Publikationen im In- und Ausland, die lepidopterologischen Werke „A lepkészet története Magyarországon“ (1898) und „Magyarország lepkéi tekintettel Európa többi országainak lepke-faunájára“ (1907) sowie 1895–99 als Mitherausgeber der Fachzeitschrift „Rovartani Lapok“ schuf er sich einen bleibenden Ruf als Entomologe. Als Literaturwissenschaftler publizierte A. zunächst ein Buch über die Elegie („Az elégiáról“, 1869) sowie die ungarische Volksdichtung („Ueber ungarische Volkspoesie“, in: Archiv für Litteraturgeschichte 1, 1870; „A magyar népdalról“, 1872). Er veröffentlichte weiters eine Monographie über den ungarischen Klassiker der Briefliteratur, →Kelemen Mikes von Zágon („Mikes Kelemen“, 1878). In der Reihe „Nemzeti Könyvtár“ verlegte und edierte er 1878–90 die Werke bedeutender Autoren der ungarischen Literaturgeschichte (u. a. Mikes von Zágon, →Ferenc von Kazinczy, József Kármán, Miklós Zrínyi Graf von Zerinvár und →József Katona). Mit Übersetzungen der Werke →Sándor Petőfis („Petőfi’s poetische Werke“, 2 Bde., 1880–83, gemeinsam mit anderen) und von Volksdichtung („Ungarische Volksdichtungen“, 1873) trug er maßgeblich zur verstärkten Rezeption der ungarischen Literatur in den deutschsprachigen Ländern bei. Des Weiteren redigierte er 1869–70 die bibliographische Reihe „Magyar Könyvészet“, 1878–94 das vom Landesverband der ungarischen Buchhändler (Magyar Könyvkereskedők Egylete) herausgegebene Bulletin „Corvina“, 1876–90 das literarische Wochenblatt „Figyelő“ sowie 1884–89 die historische Fachzeitschrift „Hazánk“. 1870–90 Mitglied, 1871–72 Bibliothekar und 1883–85 Meister vom Stuhl der Freimaurerloge Corvin Mátyás, machte sich A. besonders um die Erforschung der Geschichte der Freimaurerei in Österreich-Ungarn verdient. 1882–94 widmete er sich der Aufarbeitung des während des 2. Weltkriegs abhanden gekommenen Freimaurer-Archivmaterials österreichischer und ungarischer Logen im Schloss der Familie Festetics in Dég, das sein Vorfahre Franz Xaver Adam von Aigner Ende des 18. Jahrhunderts zusammengetragen hatte, und veröffentlichte in der Folge sein opus magnum „Geschichte der Freimaurerei in Österreich-Ungarn“ (5 Bde., 1890–99, Neuaufl. 2001, ungarische Ausgabe „A szabadkőművesség története Magyarországon“, 1900). Des Weiteren war er ab 1877 Mitherausgeber sowie 1880–89 alleiniger Herausgeber des „Hajnal“, der offiziellen Zeitschrift der Ungarländischen Groß-Orient schottischen Ritus bzw. der Ungarländischen Symbolischen Großloge. 1876 Gründungsmitglied der Petőfi-Gesellschaft, war A. 1878 Gründungsmitglied, 1878–79 Vizepräsident und 1879–90 Präsident des Landesverbands der ungarischen Buchhändler (Magyar Könyvkereskedők Egylete).