Abel Josef, Maler, Zeichner und Radierer. Geb. Aschach (Aschach an der Donau, Oberösterreich), 22. 8. 1764; gest. Wien, 4. (nicht 7.) 10. 1818; röm.-kath. Sohn des Tischlermeisters (Johann) Melchior Abel und dessen Frau Maria Elisabeth Abel, geb. Ruemanstorfer; unverheiratet. – A. begann nach einer kaufmännischen Lehre 1783 sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Auf Empfehlung von →Heinrich Füger wechselte er von der Landschafts- zur Historienmalerei und zählte bald zu dessen besten Schülern (1784, 1785 und 1787 Gundel-Preis, 1792 Hof-Preis). Rasch zu hohem Ansehen gelangt, schuf er 1791 das Porträt des späteren Erzbischofs von Wien →Sigmund Anton Graf von Hohenwart, 1795–97 arbeitete er als Porträtist und Zeichenlehrer bei →Adam Fürst Czartoryskiin Polen. 1801 erhielt er ein Romstipendium der Akademie und reiste gemeinsam mit →Leopold Kiesling und →Peter Nobile über Mantua, Bologna, Venedig und Florenz nach Rom. Dank eines mehrfach verlängerten Stipendiums blieb er dort bis 1807, anfänglich stand Kopieren nach Raffael, Michelangelo, den Caracci sowie Antiken im Vordergrund, 1803 begann er mit eigenen Arbeiten. In Rom schloss er Freundschaft mit dem Maler Johann Christian Reinhart und vollendete eines seiner Hauptwerke, „Klopstock im Elysium“ (1803–07, Österreichische Galerie Belvedere; Landschaft von Reinhart). In seinen Arbeiten orientierte er sich auch an Asmus Jakob Carstens, der A. den Weg zur Überwindung der Wiener Tradition wies: In „Antigone betrauert Polyneikes“ (um 1805, Wien Museum) zeigt sich deutlich die Verhärtung der Kontur, eine scharfe Modellierung der Figuren und ein Verzicht auf malerische Elemente der Füger’schen Tradition sowie eine neuartige stille Theatralik. In Rom lernte A. den um einige Jahre jüngeren Christian Gottlieb Schick, einen Schüler Jacques-Louis Davids, kennen, mit dem er im Haus Wilhelm von Humboldts verkehrte (der Kreis um Humboldt bestärkte A. auch in der Auffassung der Historienmalerei als der vornehmsten der Gattung). A. zählte mit seinen Werken zu den führenden Meistern der „großen Historie“ in Wien. 1815 wurde er wirkliches Mitglied der Wiener Akademie der bildenden Künste: Das Aufnahmestück war das bereits in Rom begonnene Werk „Cato von Utica“ (Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Wien), welches er erst 1817 vollendete und nachträglich einreichte. In der Darstellung von Catos Selbstmord, eines Tugendbeispiels der römischen Geschichte, schloss A. formal und inhaltlich an die französische Tradition des Klassizismus eines J.-L. David an. Nach Wien zurückgekehrt, malte er vorwiegend Altarbilder und Porträts. Noch vor seinem Romaufenthalt entstanden Porträts, die über die Schulbildung bei Füger hinausweisen und A. als „modernen“ Porträtisten englischer Prägung zeigen, etwa im Porträt des Wiener Buchhändlers Joseph Camesina (1795, Wien Museum) und den Bildnissen Anna von Verings und Gerhard von Verings, 1789–99. Zu seinen Auftraggebern zählte eine relativ „junge“ Schicht von unter Josef II. geadelten Großkaufleuten und Bankiers, deren kulturellen Mittelpunkt die Familie von →Moritz Graf Fries bildete. Das anspruchsvollste Gruppenbildnis A.s war das Porträt der Gräfin Fries mit ihren ältesten Kindern (1811, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg), das sich zeittypisch ambivalent zwischen Individualität und Idealität bewegt. Im Porträt der Therese von Hudelist (1811, Wien Museum) vertritt A. eine an der eleganten Malerei des französischen Klassizismus, etwa eines François Gérard, geschulte Auffassung. Einige seiner Porträts, darunter sein Selbstporträt (vor 1801, Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Wien), bestechen durch ihre Unmittelbarkeit, schmucklose Frontalität und eindringliche Seelenschilderung und erinnern an französische und deutsche Bildnisse des frühen Klassizismus, wobei sie bereits auf eine weitere Entwicklung hin zum bürgerlichen Realismus verweisen, der dann bei →Johann(es) Peter Krafft voll zur Entfaltung kam. Zu A.s Altarbildern zählen „Glorie des Hl. Ägidius“ (1809, Pfarrkirche Gumpendorf, Wien), „Taufe Christi“ und „Flucht nach Ägypten“ (1813, Pfarrkirche Gainfarn). Sehr gute Leistungen zeigte er auch bei seinen Radierungen („Sokrates diktiert seinen letzten Willen“, 1800; „Mutter mit zwei Kindern“, 1800; „Porträt des Vaters“, vor 1801; „Das nachdenkende Mädchen“, 1813; „Die ausruhende Frau“, 1813). Seine umfangreiche Bibliothek ging in den Besitz der Stadt Wien über.