Abeles Ignaz, Sportler, Funktionär und Mediziner. Geb. Hochlibin, Böhmen (Vysoká Libyně, CZ), 4. 11. 1874; gest. Wien, 27. 7. 1942; mos. Sohn von Israel Abeles (ca. 1839–1902) und Franziska Abeles (1834–1936), Bruder u. a. des Juristen Adolf Abeles (1868–1954) und des Mediziners Siegfried Abeles (1876–1937); ab 1919 verheiratet mit Margarethe (Grete) Abeles, geb. Turcsany. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Prag studierte A. ab 1892 Medizin an der dortigen deutschen Universität; 1901 Dr. med. Zunächst Sekundararzt in einem Prager Krankenhaus, vertiefte er danach drei Jahre lang seine Ausbildung als Assistenzarzt bei Otto Zuckerkandl im Wiener Rothschild-Spital, um dann in Wien-Währing eine Praxis für Harn- und Geschlechtskrankheiten zu eröffnen. Bekanntheit erreichte A. v. a. durch seinen Einfluss auf die organisatorische Entwicklung des österreichischen Fußballsports. Er war zunächst beim Deutschen Fußball-Club Prag (DFC) aufgewachsen. Nach seinem Umzug nach Wien trat er dem Cricketer (Vienna Cricket and Football-Club, später Vienna) bei, verließ den Klub jedoch bald wieder und fungierte danach nur mehr als Verbandsfunktionär. Als Delegierter des 1904 gegründeten Österreichischen Fußballverbands (Oe.F.V., ab 1926 AÖFB – Allgemeiner Österreichischer Fußballbund, später ÖFB – Österreichischer Fußballbund) nahm A. gemeinsam mit →Hugo Meisl 1908 am 5. FIFA-Kongress teil, der anlässlich des 60. Regierungsjubiläums von Kaiser →Franz Joseph (I.) in Wien stattfand. Dort galt es die Frage eines eigenständigen tschechischen Verbands zu klären. Ergebnis war, dass den Tschechen kein eigener Verband zugestanden wurde und man sie in den Oe.F.V. eingliederte. 1910 versuchte der stets um Ausgleich bemühte A. bei einem Treffen der sogenannten alpenländischen Vereine durchzusetzen, dass jede in der Monarchie vertretene Sprache als Verbandssprache anerkannt werde. Sein Vorschlag, der in die Satzungen des Oe.F.V. aufgenommen werden sollte, wurde allerdings kategorisch abgelehnt. Letztlich wurde ein Kompromiss gefunden, insofern, als alle Schriftstücke des Verbands auf Deutsch formuliert waren, jedoch Zuschriften in allen Sprachen entgegengenommen werden durften. A. versuchte zwar kontinuierlich, in national geprägten Konflikten zu vermitteln, scheiterte aber letztendlich. Ende Jänner 1914 traten die tschechischen und deutschböhmischen Vereine schließlich mit Ausnahme des DFC Prag geschlossen aus dem Oe.F.V. aus. Darüber hinaus fungierte A. zunächst als Vizepräsident und ab 1913 als Präsident des 1911 gegründeten Niederösterreichischen Fußballverbands (N.Oe.F.V.), dem zu dieser Zeit v. a. die Wiener Klubs angehörten. Während des 1. Weltkriegs diente A. als Landsturmoberarzt im Feld; 1918 Regimentsarzt. Bereits kurz nach seiner Rückkehr nach Wien 1918 begannen langwierige und zermürbende Konflikte des Österreichischen Fußballverbands (A. war 1906–07 sowie 1914–22 dessen Präsident) mit dem sozialistischen Verband der Arbeiter- und Soldaten-Sportvereinigung (VAS) über die Frage Amateur- versus Profifußball, die schließlich dazu führten, dass A. seine Funktion 1922 zurücklegte. Nach der Gründung des Wiener Fußballverbands 1923 wurde A. dessen erster Präsident und blieb dies bis zu seinem Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen 1927; 1928 Ehrenpräsident. 1930 wurde er zum Medizinalrat ernannt. Seiner Frau Margarethe und seiner Tochter gelang 1939 die Flucht vor den Nationalsozialisten nach England. 1918 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.