Absolon, Kurt Max (1925–1958), Maler und Grafiker

Absolon Kurt Max, Maler und Grafiker. Geb. Wien, 28. 2. 1925; gest. Wulkaprodersdorf (Wulkaprodersdorf/Vulkaprodrštof, Burgenland), 26. 4. 1958 (Autounfall; Ehrengrab: Südwestfriedhof, Wien); röm.-kath. Sohn der Hausfrau Hermine Absolon, geb. Waßinger (geb. Wien, 16. 7. 1893), und des Beamten Vinzenz Humbert Absolon (geb. Wien, 17. 6. 1882; gest. Wien, 11. 4. 1938); ab 1952 mit Adele Johanna Absolon, geb. Kitzweger (geb. Wien, 15. 1. 1924; gest. Wien, 25. 11. 1968), verheiratet. – Absolon wuchs in Wien-Meidling auf. Nach der Matura musste er 1943 einrücken und leistete bis 1945 Militärdienst. Vom Wintersemester 1945/46 bis zum Sommersemester 1949 besuchte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien die Allgemeine Malerschule bei →Robin Christian Andersen und den Abendakt bei Herbert Boeckl. Von der Stadt Wien erhielt er ein jährliches Stipendium sowie im Wintersemester 1948/49 eine Studienbeihilfe. Im Sommer 1947 nahm Absolon am Salzburg Global Seminar auf Schloss Leopoldskron teil, einem von der Harvard University organisierten mehrwöchigen Kurs für Wissenschaftler und Künstler. Unter den Teilnehmern befanden sich auch Kurt Moldovan, Wander Bertoni und Leopold Rosenmayr. Ab 1950 Mitglied der informellen Gruppe 50 rund um den Schriftsteller Hans Weigel im Wiener Café Raimund, entwarf Absolon Illustrationen für dessen „Stimmen der Gegenwart 1951“ und „Unvollendete Symphonie“ (1951) sowie Walter Tomans „Die eigenwillige Kamera“ (1951). Es entstanden die Zyklen „Jardin du Mal“ und „Aphorismen“ sowie Zeichnungen zu Pierrot, Kain, Hiob und Don Quixote. Im Frühling 1951 beteiligte er sich erstmals an einer Gruppenausstellung – „Malerei, Graphik, Plastik aus Frankreich, Italien, Österreich“ im Institut Français in Innsbruck. Zur Existenzsicherung betätigte sich Absolon 1951–55 als Hilfsarbeiter beim Wiederaufbau des Wiener Westbahnhofs, bei der Unilever AG, bei der Tischlerei Nowaks Witwe, beim Verlag Hanke & Csöngei sowie als Bote bei der Photochemigraphischen Kunstanstalt Patzelt & Co. Er schloss Bekanntschaft mit dem Sammlerpaar Veronika und Hans Strotzka und stellte 1952 gemeinsam mit Claus Pack im Wiener Konzerthaus aus. Nach seiner Hochzeit bezog er mit seiner Frau ein Wohnatelier in Wien-Meidling. Das Ehepaar lebte hauptsächlich vom Verdienst Adele Absolons, die als Buchhalterin tätig war. Es entstanden die Zyklen „Aphorismen“ und „Le Cœur Volé“, Letzterer nach dem Gedicht von Arthur Rimbaud. 1953 veröffentlichte Absolon seinen kunsttheoretischen Aufsatz „Originalität, Radikalität, Individualität“ (in: Stimmen der Gegenwart, ed. Hans Weigel). Er wurde zum Mitglied des Art Club gewählt, lehnte die Mitgliedschaft aber ab. Von 1953 bis 1954 nahm er den Abendakt bei Boeckl an der Akademie der bildenden Künste Wien wieder auf. Absolon schuf die Zyklen „Ecce Homo“, „Schatten“ und „Zwischenraum“ und gewann 1954 mit seiner Tuschzeichnung „Stillleben mit Fischen“ den 3. Österreichischen Graphik-Wettbewerb im Tiroler Kunstpavillon in Innsbruck. Es folgte der Zyklus „Der alte Mann und das Meer“ nach der Novelle von Ernest Hemingway. 1955 nahm Absolon an der Ausstellung Meistergraphik in Österreich im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis in Bregenz sowie am Europäischen Forum Alpbach teil. Es entstanden seine Wiener Stadtansichten auf Papier. Im Wintersemester 1955/56 belegte er als Gasthörer den Kurs für Wandmalerei von Erich Huber, der im Rahmen der Klasse von Albert Paris Gütersloh an der Wiener Akademie gehalten wurde. 1956 erfolgte die Ausführung des Sgraffitos „Raben“ an der Hausfassade Troststraße 18 in Wien-Favoriten. Zudem fertigte Absolon einen vom Volksaufstand in Ungarn angeregten Zyklus an und illustrierte parallel dazu Martin Bubers „Chassidische Erzählungen“. Im Wintersemester 1956/57 besuchte er als Gasthörer die Meisterklasse für Druckverfahren bei Franz Herberth an der Akademie für angewandte Kunst in Wien und nahm von November bis Dezember an einer Gruppenausstellung mit Wolfgang Baminger im Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien teil. 1957 veröffentlichte er seinen zweiten kunsttheoretischen Aufsatz „Über den Avantgardismus“. Zudem entstanden Zeichnungen der schwangeren Ehefrau. Im April jenes Jahres beteiligte sich Absolon auf Initiative von Otto Mauer an der Tagung „Die Apsis im Kirchenbau“ auf Burg Rothenfels am Main, die auch von Anton Lehmden, Josef Mikl, Josef Pillhofer, Markus Prachensky und Arnulf Rainer besucht wurde. Er entwarf den Einband für „Die schwarzgelbe Hyäne“ von Betty Paoli (→Babette Glück) sowie Glasfenster für die Pfarre Neuerdberg Don Bosco in Wien-Landstraße, von denen eines posthum ausgeführt wurde. Als Stipendiat des Instituts zur Förderung der Künste in Wien reiste er im selben Jahr nach Paris und Arles. Er schuf Stadtansichten und Darstellungen von Stierkämpfen, einen Bibelzyklus sowie Illustrationen für die Publikation „Carnuntum. Geist und Fleisch“ (1960) von Herbert Eisenreich. 1957 fand die einzige zu Lebzeiten veranstaltete Einzelausstellung in der Galerie Würthle in Wien statt. Im Jahr darauf entwarf Absolon einen (ebenfalls posthum ausgeführten) Gipsschnitt an der Orgelempore in der Pfarre Maria Lourdes in Wien-Meidling und fertigte Zeichnungen zu einem Impressionismus-Film von Kurt Steinwender alias Curt Stenvert. Von seinen Werken kaufte das Kulturamt der Stadt Wien ein Stillleben in Aquarell und drei Zeichnungen an. Weitere Arbeiten befinden sich u. a. in der Albertina Wien. Absolon wurde mit dem Theodor-Körner-Stiftungspreis im Bereich Bildende Kunst und Kunstfotografie (1955), dem Förderungspreis der Stadt Wien (1956) und dem Preis des Instituts zur Förderung der Künste in Österreich (1957) ausgezeichnet. Für die Präsentation seiner Werke erhielt die Galerie Maier in Innsbruck den Art Austria Award des Novomatic Forums (2014). 1977 wurde der Kurt-Absolon-Weg in Wien 22 nach ihm benannt.

Weitere W.: s. Hainz – Üner.
L.: Die Presse, 24. 4. 1973; Salzburger Nachrichten, 8. 4., 9. 4. 1978; AKL; Fuchs, 20. Jh.; Kurt Absolon 1925–1958. Zeichnungen und Aquarelle, ed. O. Breicha, Graz 1973 (Kat.); R. Schmidt, Österreichisches Künstlerlexikon, 1980; Kurt Absolon 1925–1958. „Der Zeichner mit der Grasharfe“, ed. O. Breicha, 1989; Kurt Absolon, ed. B. Hainz – St. Üner, 2021 (mit W.); St. Üner, in: stayinart. collector’s choice edition, 2021, S. 58ff.; Wien Geschichte Wiki (Zugriff 25. 8. 2023); Website absolon.at (mit Bildern, Zugriff 25. 8. 2023); ABK, Wien.
(Stefan Üner)   
Zuletzt aktualisiert: 15.7.2024  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 12 (15.07.2024)