Achenrainer, Anna Maria; Achenrainer-Newesely, verheiratete Newesely (1909–1972), Schriftstellerin

Achenrainer (Achenrainer-Newesely) Anna Maria, verheiratete Newesely, Schriftstellerin. Geb. Pfunds (Tirol), 5. 7. 1909; gest. Innsbruck (Tirol), 14. 1. 1972; röm.-kath. Tochter des Schmieds Alois Achenrainer (geb. Pfunds, 13. 9. 1881; gest. Zams, Tirol, 1917) und seiner Frau Maria Anna Achenrainer, geb. Kraxner (geb. Dalaas, Vorarlberg, 5. 11. 1888; gest. Landeck, Tirol, 1969); 1932 Heirat mit Wolfgang Newesely. – Achenrainer kam 1918 nach Scharnitz in das Waisenhaus der Benediktinerinnen und von dort 1923 nach Innsbruck, zunächst in das Lehrerinnenseminar der Barmherzigen Schwestern und später in die Lehrerbildungsanstalt. Danach arbeitete sie als Hauslehrerin in Seefeld, anschließend im Postdienst. Seit der Heirat lebte sie in Innsbruck, besuchte dort als ao. Hörerin an der Universität Vorlesungen in den Fachbereichen Archäologie, Kunstgeschichte und Germanistik. 1931, 1932 und 1939 unternahm sie ausgedehnte Italien-Reisen. 1941–43 war sie als Volksschullehrerin in Innsbruck und Imst tätig. Wiederholt verbrachte sie wegen eines Herzleidens längere Aufenthalte in Sanatorien. In der Erzählung „Antonia van Mer“, die erst nach ihrem Tod 1972 erschien, deckt die Autorin eine dichte Projektion ihrer Herzensbedürfnisse, Wunschträume und Illusionen auf: Antonia, eine Tochter aus wohlhabendem Hause, zur Künstlerin berufen, verlässt das in Amsterdam vom Vater vorgezeichnete Leben und flüchtet in Richtung Italien. Unterwegs entschließt sie sich indes zu einem Aufenthalt in der Tiroler Bergwelt; ihrer Herzschwäche wegen muss sie die geplante Weiterreise abbrechen. Sie verliebt sich in einen jungen Arzt, findet dennoch nicht das ersehnte Glück und stirbt. Die Erzählung, ganz im Stil des 19. Jahrhunderts, schließt versöhnlich: Es ist allein das rechte Maß, worauf stets zu achten sei, es ist die Figur des Daedalus, der (ohne dass sie selbst beim Namen genannt würde) alle Sympathien der Erzählerin zukommen. Diese einzige längere Erzählung der Autorin fand ebenso wenig Resonanz wie eine kleine Sammlung von Kurzbiografien, die unter dem Titel „Frauenbildnisse aus Tirol“ 1965 erschien. Nur ihre Gedichte erreichten größere Aufmerksamkeit, insbesondere ihr erster Gedichtband „Appassionata“ (1949). Strenge Formen, Natur- und Landschaftsbilder dominieren in ihren Gedichten, sie evozieren die Sehnsucht nach einer schöneren Welt sowie eine permanente Besinnung auf den eigenen Weg: Signifikante Kreuzreime verknüpfen Wörter wie Licht und Verzicht, Leben und Beben, Tropfen und Klopfen, Trauben und Glauben oder auch Abgrund und Traummund (alle in „Der zwölfblättrige Lotos“, 1957). In Tirol wurde Achenrainer immer wohlwollend aufgenommen, etwa von Ludwig von Ficker, Josef Leitgeb und Friedrich Punt, ebenso von Lilly von Sauter oder auch Gertrud Fussenegger. Außerhalb der Grenzen des Landes hatte sie jedoch nur wenige Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen; zu nennen wären allenfalls Ernst Schönwiese in Wien und Erika Burkart im Kanton Aargau. Achenrainers Vorbilder waren Friedrich Hölderlin und →Georg Trakl. Dass die Dichterin, wie dies Notizen in ihrem Nachlass bezeugen, sich jedoch auch mit Walt Whitman, →Rainer Maria Rilke, Ezra Pound, Gottfried Benn und T. S. Eliot beschäftigt hat, verraten ihre Gedicht-Zyklen nur selten. 1951 zählte Achenrainer zu den Gründungsmitgliedern des Innsbrucker Turmbunds. 1950 erhielt sie den Anerkennungspreis für Literatur im Rahmen des Österreichischen Staatspreises sowie 1970 das Verdienstkreuz des Landes Tirol.

Weitere W.: Der grüne Kristall, 1960; Die Windrose, 1962; Das geflügelte Licht, 1963; Horizonte der Hoffnung, 1966; Lob des Dunkels und des Lichtes, 1968; Nachtgedanken. Paraphrase zu Augustinus: Bekenntnisse, I-XVI, in: Wort im Gebirge, F. 14, 1974.
L.: H. Faber-Perathoner, Anna Maria Achenrainer 1909–1972. Leben und Werk, in: Wort im Gebirge, F. 14, 1974, S. 20ff.; E. Pfurtscheller, Anna Maria Achenrainer (1909–1972), DA Innsbruck, 2006; biografiA. Lexikon österreichischer Frauen 1, 2016; https://literaturtirol.at/lexikon/3; Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum; Universität Innsbruck / Brenner-Archiv, Nachlassnummer 113.
(Johann Holzner)   
Zuletzt aktualisiert: 15.7.2024  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 12 (15.07.2024)