Achsel-Clemens, Wanda Margarethe Gertrud; geb. Achsel, verheiratete Clemens (1886–1977), Sängerin und Gesangspädagogin

Achsel-Clemens Wanda Margarethe Gertrud, geb. Achsel, verheiratete Clemens, Sängerin und Gesangspädagogin. Geb. Berlin, Deutsches Reich (Deutschland), 12. 10. 1886; gest. Wien, 3. 8. 1977; evang. AB. Tochter von Elisabeth Albertine Amanda Achsel, geb. Götsch, und Wilhelm Friedrich Ernst Achsel, Tischler, Schwester von Willy Amandus Ernst Achsel (geb. Berlin, 25. 7. 1884; gest. Berlin, 7. 9. 1955), Schauspieler und Filmproduzent; spätestens ab 1921 mit dem Tenor Hans Clemens (geb. Gelsenkirchen, Deutsches Reich/Deutschland, 27. 7. 1890; gest. Montrose, Colorado, USA, 25. 8. 1958) verheiratet (Scheidung 1933). – Achsel-Clemens besuchte die Ullrichsche Höhere Töchterschule in Berlin und erhielt ihre Gesangsausbildung am dortigen Konservatorium bei Laura Détschy. 1910 debütierte sie an der Berliner Sommeroper als Elsa in Richard Wagners „Lohengrin“. Erste Engagements führten sie 1910–12 an das Stadttheater Würzburg sowie 1912–23 an das Opernhaus Köln („wohl eine der poetischsten und stimmlich reichst begabten jugendlich-Dramatischen der deutschen Bühne“, so das Urteil in „Signale für die musikalische Welt“ 76, 1918). In Köln heiratete sie ihren Kollegen Hans Clemens. Nachdem sie im Jänner und Dezember 1922 bereits an der Wiener Staatsoper in mehreren Rollen gastiert hatte, erhielt sie beginnend mit September 1923 einen Sechsjahresvertrag, der bis zu ihrer Pensionierung 1939 immer wieder verlängert wurde. Zwischenzeitliche Probleme mit Direktor →Franz Schalk Anfang 1926, als dieser die Vertragsauflösung aufgrund schädigenden Verhaltens von Achsel-Clemens ankündigte, dürften gelöst worden sein. Mit ihrem lyrisch-dramatischen Sopran, der sich auch für populäre Mezzopartien eignete, deckte die Sängerin ein breites Rollenspektrum ab und interpretierte entsprechend unterschiedliche Partien in Opern bzw. Operetten von Wolfgang Amadeus Mozart über →Johann Strauß (Sohn) bis Richard Wagner. Achsel-Clemens widmete sich an der Wiener Staatsoper aber auch der zeitgenössischen Musik und wirkte u. a. bei der österreichischen Erstaufführung als Fredigundis in der gleichnamigen Oper von →Franz Schmidt (1924), bei der Uraufführung von Franz Salmhofers „Die Dame im Traum“ (1935), bei der Wiener Erstaufführung von Bernhard Paumgartners „Rossini in Neapel“ (1937) an der Seite von →Richard Tauber, bei der Uraufführung von Marco Franks Oper „Die fremde Frau“ (1937) oder an der Uraufführung von Jaromír Weinbergers „Wallenstein“ (1937) mit. Ihren letzten Bühnenauftritt hatte sie im März 1940 in Ermanno Wolf-Ferraris „Die vier Grobiane“. Daneben gastierte Achsel-Clemens u. a. an der Volksoper Wien und 1926 bei den Salzburger Festspielen (unter Bruno Walter als Rosalinde in Johann Strauß Sohns Operette „Die Fledermaus“). Sie nahm außerdem mehrere Schallplatten auf und war von 1925 bis zumindest 1950 auf Radio Wien zu hören, teilweise gemeinsam mit ihrem Mann. Darüber hinaus war sie auch als Konzertsängerin tätig, was ihr laut eigenen Angaben besondere Freude machte. Achsel-Clemens stand u. a. in regelmäßigem Kontakt zu →Alban Berg, dessen Werke sie interpretierte. So sang sie im März 1926 in Wien im Rahmen der Arbeiter-Symphoniekonzerte unter Heinrich Jalowetz drei Nummern aus Bergs in Wien damals noch nicht aufgeführter Oper „Wozzeck“. Dazu kamen Gastspiele in Österreich (u. a. in Graz, Klagenfurt und Innsbruck), in den Niederlanden, in Polen, Jugoslawien und der Tschechoslowakei. Ab 1951 war Achsel-Clemens als Gesangspädagogin tätig. Sie wurde 1919 zur Kammersängerin ernannt und war Widmungsträgerin von Max Asts Lied „Unvergesslicher Abend“ (1929).

Weitere Rollen: Donna Elvira (W. A. Mozart, Don Giovanni); Agathe (C. M. v. Weber, Der Freischütz); Micaëla (G. Bizet, Carmen); Butterfly (G. Puccini, Madama Butterfly); Mimi (G. Puccini, La Bohème); Elisabeth (R. Wagner, Tannhäuser); Sieglinde (R. Wagner, Die Walküre); Hänsel (E. Humperdinck, Hänsel und Gretel); Octavian (R. Strauss, Der Rosenkavalier).
L.: Deutschösterreichische Tages-Zeitung, 4. 1., NWT, 27. 11. 1922; Kutsch–Riemens; oeml; Signale für die musikalische Welt 76, 1918, S. 524; archiv.wiener-staatsoper.at/search/person/5784 (Zugriff 22. 11. 2023); Österreichische Nationalbibliothek / Musiksammlung, Brief von Franz Schalk an Wanda Achsel-Clemens, Sig. F 18 Schalk 225; ÖStA Wien / HHStA HA Oper SR 57–2.
(Monika Kornberger)   
Zuletzt aktualisiert: 15.7.2024  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 12 (15.07.2024)