Adametz Hans, Keramiker, Bildhauer und Lehrer. Geb. Wien, 17. 8. 1896; gest. Graz (Steiermark), 26. 9. 1966; evang. AB. Sohn von Wilhelmine Adametz, geb. Gaudlitz (geb. 17. 2. 1871), und Anton Mathias Adametz (geb. 21. 9. 1865), einem Steinmetz und Nachfahren von Baumeistern und Ziegeleibesitzern; verheiratet mit Justine Adametz, geb. Portschy, Schwester des Landeshauptmanns von Burgenland (1938) und stellvertretenden Gauleiters der Steiermark Tobias Portschy. – Adametz besuchte 1910–13 die Fachschule für Tonindustrie in Znaim. Anschließend studierte er vier Jahre an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien bei Michael Powolny und →Oskar Strnad, dessen Assistent für allgemeine Formenlehre der Keramiker und Bildhauer Robert Obsieger war. Nach seiner praktischen Weiterbildung in der Werkstättenschule für Wiener Keramik an der Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft sowie in der Gmundner Tonwaren-Fabrik und keramische Werkstätte von Franz und Emilie Schleiss in Gmunden (1912 mit der Werkstätte Wiener Keramik fusioniert) unterrichtete er an der Bundeserziehungsanstalt Wiener Neustadt und an der höheren Bundeslehranstalt in Mödling. 1922 übernahm Adametz die Leitung der keramischen Werkstätte an der Grazer Bundeslehranstalt für das Baufach und Kunstgewerbe (heute HTBLVA Ortweinschule), die er bis 1962 innehatte. Berufungen an die Keramikschule in Rio Grande do Sul, Brasilien, oder nach Japan lehnte er ab. 1925 zeigte er auf der internationalen Kunstgewerbeausstellung in Paris in mehreren Räumen Tier- und figurale Keramikskulpturen, darunter einen hellbraunen glasierten Löwen auf gewölbtem Sockel mit erhobener Pranke, auf dem Schwanz ein Gefäß tragend, der ihm eine Goldmedaille eintrug. Seine Arbeiten der 1920er-Jahre stehen stilistisch in der Tradition der Wiener Werkstätte und unter dem Einfluss Obsiegers. Adametz erhielt zahlreiche private Aufträge für Bildkacheln, Kaminverkleidungen, Öfen, Leuchter, Vasen, Schalen (aus Judenburger Onyx und burgenländischem Serpentin), Geschirrservice (für Augarten), Wappen, Gartenskulpturen und Kleinplastiken. 1924 nahm er an der Ausstellung Die Form in Stuttgart teil und trat 1926 dem Steiermärkischen Kunstverein Werkbund bei, der durch den Zusammenschluss von Kunst, Handwerk und Industrie das steirische Kunstgewerbe erneuern wollte. Ausstellungen von Max Beckmann, Lovis Corinth, Alfred Kubin, Max Liebermann oder Edvard Munch machten die Mitglieder mit den Tendenzen der internationalen Moderne vertraut. Im selben Jahr arbeitete Adametz mit dem Architekten Rudolf Hofer bei der Neugestaltung des Grazer Operncafés zusammen. Unter Mitwirkung von Künstlern und Künstlerinnen wie →Wilhelm Thöny oder Norbertine Bresslern-Roth wurde es zu einem eleganten Treffpunkt und Künstlercafé. Adametz entwarf zudem keramische Wappen für einen Fries und eine Stuckdecke für die Opernbar. Weiters gestaltete er Hauszeichen für die Mohren- und die Bärenapotheke in Graz. 1928 trat er der Grazer Sezession bei und übernahm gemeinsam mit Hofer, Eugen Szekely, Fritz Silberbauer und anderen die künstlerische Ausgestaltung des von Hans Hönel entworfenen Grazer Werkbundhauses in der Schubertstraße 31. Dieses vollständig eingerichtete Einfamilienhaus mit Garten entsprach einer modernen, doch der bodenständigen Tradition verbundenen Raumgestaltung, die nicht die Repräsentation, sondern die Zweckmäßigkeit zum Vorbild hatte. Adametz beteiligte sich regelmäßig an den Werkbundausstellungen in Graz (z. B. 1928 mit der waagrecht schwebenden „Frühlingsbotin“) und an vielen weiteren Ausstellungen, etwa im Künstlerhaus, Wien, an der Ausstellung für Buchgewerbe und Gebrauchsgrafik „Press“ in Köln 1928, an den Architektur- und Kunstgewerbeausstellungen in Stockholm und Warschau 1930, der Triennale in Mailand 1933 („Die Betende“), der Ausstellung Austria in London 1934 oder an der Weltausstellung in Brüssel 1935. In den 1930er-Jahren wurde seine Formensprache strenger, klarer und in gewisser Weise fast archaisch, antikisierend stilisiert, in Anlehnung an internationale Modernisierungstendenzen, und er wandte sich auch sakralen Themen zu wie der Figur Christi (Privatbesitz Seckau) oder dem Hl. Christophorus (Privatbesitz Graz). Einige Arbeiten dieser Zeit soll Adametz nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 aus Angst, als „entartet“ zu gelten, vernichtet haben. 1936 lieferte er an die Stadt Graz zwei Vizebürgermeisterketten mit Kruckenkreuz. Bereits 1937 trat Adametz dem NS-Lehrerbund und im April 1938 dem Bund Deutscher Maler bei, im Mai 1938 wurde er Mitglied der NSDAP. Er beschäftigte sich nun mit Kleintierplastiken, Entwürfen für Glasobjekte, die bei der Manufaktur Oberglas in Voitsberg ausgeführt wurden (Trinkgläser, Karaffen und Schalen), aber auch mit Medaillenentwürfen (Prinz Eugen, Friedrich II., österreichische Landespatrone) sowie Gipsbüsten von Johann Bernhard Fischer von Erlach und Joseph Fux (Sammlung Neue Galerie Graz/Universalmuseum Joanneum). Als NS-programmatische Arbeiten schuf er 1938 eine Büste →Adolf Hitlers für das Grazer Parkhotel und 1939 für das von Hofer entworfene „Anschlussdenkmal“ in Oberschützen einen vergoldeten, steinernen Hoheitsadler. Dieser thronte in der Mitte des Denkmals über einem Hakenkreuz auf einem Sockel. Nach 1945 war Adametz weiterhin Lehrer und 1955–61 auch Lehrbeauftragter für Modellieren an der Technischen Hochschule Graz; er wurde erneut Vorstandsmitglied im Grazer Werkbund und stellte häufig aus (1952 Lebende Kunst – lebende Form, Eröffnungsausstellung des Grazer Künstlerhauses; 1955 10 Jahre Plastik und Malerei in Österreich, Künstlerhaus Graz; Grazer Werkbund in der Secession Wien, in Berlin und Bremen; Kapfenberger Kulturtage; 1957 VI. Europäische Wochen Passau). Neben Tierplastiken und Porträts wandte er sich neuerlich christlichen Themen zu (Engel und die Evangelisten Johannes und Matthäus, Werkbundausstellung Graz, 1962). Seine nun tektonisch konzipierten Figuren wurden in blockartige und runde Formelemente, oft aus Zement und unglasiert, zerlegt und zeigen seine Auseinandersetzung mit dem Kubismus (wie „Liegende weibliche Gestalt“, Privatbesitz, Graz). 1962 beteiligte er sich an der Biennale für christliche Kunst in Salzburg und 1965 an der Ausstellung Religio 65 im Grazer Künstlerhaus mit einer Herz-Jesu-Skulptur (Stiftskirche St. Paul im Lavanttal). Als Lehrer war Adametz sehr geschätzt und bildete u. a. Gudrun Wittke-Baudisch, →Maria Biljan-Bilger, Adolf Osterider, Franz Rogler, Wilma Niedermayer-Schalk und Susanne Wenger aus. Nach einer retrospektiven Gedächtnisausstellung im Joanneum 1968 erfolgte seine Rezeption in Ausstellungen nur mehr im Kontext NS-systemkonformer Künstler. Werke von ihm befinden sich in der Österreichischen Galerie Belvedere und im MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien, im Museum für Geschichte am Universalmuseum Joanneum, in der Neuen Galerie Graz am Universalmuseum Joanneum sowie im Museo Internazionale delle Ceramiche in Faenza. Adametz wurde vielfach ausgezeichnet: Max Mauthner-Preis der Handels- und Gewerbekammer, Wien, und Reisestipendium aus der Erzherzog Rainer Stiftung nach Italien und Griechenland (1912), Preis beim Wettbewerb für „Österreichische Ehrenzeichen“ in Wien (1924), 3. Preis beim Wettbewerb für ein Kriegerdenkmal in Kapfenberg (Projekt Ferro) (1925), Silberne Medaille der Stadt Graz, Preis für die Gestaltung der Medaille des Eckart-Bundes in Wien (1927), Österreichischer Staatspreis (1929), Preis der Stadt Radkersburg für eine Medaille zum Gedenken an den Freiheitskampf vom 4. Februar 1919 (1930), Anerkennungspreis auf der Ausstellung Austria in London (1934), Goldene Medaille der internationalen Kunstgewerbeausstellung, Paris (1936), 1. Preis für den Entwurf eines Brunnens auf dem Schlossbergplatz Graz (ausgeführt von Walter Ritter) (1947), Kunstförderungspreis der Stadt Graz (1959), Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1962).