Adamson Joy (Friederike Viktoria, Victoria), geb. Gessner Friederike (Fifi) Victoria, Naturforscherin, Malerin und Schriftstellerin. Geb. Troppau, Österreichisch Schlesien (Opava, Tschechien), 20. 1. 1910; gest. Shaba-Nationalreservat (Kenia), 3. 1. 1980 (ermordet); evang. AB. Urenkelin des Unternehmers Carl Weisshuhn (geb. Rybnik, Polen, 27. 2. 1837; gest. 4. 1. 1919), Tochter von Frederika Gertruda (Traute) Gessner, geb. Greipel (geb. 1888), und Baurat Victor Gessner (geb. 1881), Schwester u. a. der Journalistin Traute Erdmann, geb. Gessner (1909–1974); 1935–37 verheiratet mit dem jüdischen Kaufmann Viktor Isidor Ernst Ritter von Klarwill (geb. Wien, 2. 6. 1902; gest. England, Vereinigtes Königreich, 1985), 1938–43 mit dem Botaniker, Chemiker, Forschungsreisenden und Angestellten des Coryndon Museums in Nairobi Peter René Oscar Bally (geb. Schönenwerd, Schweiz, 9. 5. 1895; gest. Nairobi, Kenia, 21. 6. 1980) und 1943–80 (getrennt lebend seit 1970) mit dem Wildhüter, Naturforscher und Wildtierschützer George Alexander Graham Adamson (geb. 3. 2. 1906; gest. 20. 8. 1989, ermordet). – Nach der Scheidung der Eltern 1920 übersiedelte Adamson mit ihrer älteren Schwester und ihrer Mutter nach Wien und lebte bei ihrer Großmutter mütterlicherseits. Ein Klavierstudium an der Akademie für Musik und darstellende Kunst sowie intensive Beschäftigungen mit Skulptur- und Bildhauerarbeiten, Fotografie und Schneiderei spiegeln ihre unterschiedlichen künstlerischen Begabungen wider. Nach dem Tod ihres Vaters widmete sie sich der Psychoanalyse, Psychologie und Anatomie und begann mit 23 Jahren für kurze Zeit ein Studium der Medizin. Dieser „suchende Geist“, ihr „searching spirit“, wie sie ihre Autobiografie auch benannte, ihr abenteuerlustiger Forschergeist jenseits der Wissenschaft, das intensive Interesse an ihrer Umwelt, an der Flora, Fauna, den Menschen und ihren Traditionen bestimmten ihr Leben. Auf der Suche nach Fluchtoptionen für ihren ersten Ehemann kam sie 1937 erstmals nach Kenia. Beide überlebten die Zeit des Nationalsozialismus in dem ostafrikanischen Land. Klarwill baute u. a. Ferienhäuser für die Besteigung des Mount Kenya, Adamson entwickelte sich zu einer anerkannten Malerin von einheimischen Pflanzen. Ihre Gemälde voller Akribie und Detailverliebtheit wurden in britischen botanischen Büchern veröffentlicht. Später widmete sie sich der malerischen Dokumentation von einheimischen Stämmen mit über 700 Porträts, die heute eine der wichtigen historischen Quellen der Ethnien Kenias darstellen und im National Museum of Kenia aufbewahrt werden. All diese Gemälde signierte sie mit „Joy“, ein Kosename, den ihr ihr zweiter Ehemann gab. Berufsbedingte Expeditionen in abgelegene Teile Kenias, Erkundungen dieser Landstriche inmitten eines Netzwerks aus internationalen Wissenschaftler:innen und die Strukturen dieses britischen Kolonialstaats prägten ihre ersten Jahre des 2. Weltkriegs, zu deren Beginn sie wegen ihrer deutschsprachigen Kontakte kurz interniert war – trotz ihrer Schweizer Staatsbürgerschaft durch die Heirat mit Bally. Mit ihrem dritten Ehemann zog sie 1944 in das Northern Frontier Territory, ein weitläufiges, karges, von nomadischen Stämmen bewohntes Steppen- und Savannengebiet mit einem großen Vorkommen an Wildtieren. Während die ersten Nationalparks in Kenia Ende der 1940er-Jahre entstanden, entwickelte das Wildhüter-Ehepaar Adamson hier in der Abgeschiedenheit seines vagabundierenden Lebens im Busch seine eigenen Ideen von artgerechtem Wildtierschutz auf Grundlage persönlicher Beobachtungen und täglicher Erfahrungen. Später wurden beide als Adoptiveltern der Löwin Elsa weltberühmt. Basierend auf eigenen Notizen, dem Tagebuch ihres Mannes und eigenen Fotografien verfasste Adamson 1960 das Buch „Born free. A Lioness of Two Worlds“, das zum weltweiten Bestseller wurde und zahlreiche Auflagen erfuhr. Es folgten weitere mehrfach aufgelegte und in vielen Sprachen veröffentlichte Publikationen („Elsa. The Story of a Lioness“, 1961; „Living Free. The story of Elsa and her Cubs“, 1961; „Forever Free. Elsaʼs Pride“, 1962) sowie 1966 der erfolgreiche Kinofilm „Born free“ über die Löwin Elsa und die erfolgreichen Bemühungen der Adamsons, diese wieder in die Wildnis zu integrieren. Dies galt als weltweite Sensation, die zu einem vollkommen neuen Denken über Wildtiere führte, aber auch in eine Zeit fiel, in der es galt, letzte unerforschte Gebiete auf und um die Erde – zum Beispiel durch die erste Mondfahrt – zu erkunden. Auf der ganzen Welt etablierte sich Adamson als Schriftstellerin und Vorreiterin von Wildtier- und Umweltschutz. Sie verfasste weitere Bücher und hielt Vorträge. Zusammen mit ihrem Mann gründete sie den Elsa Conservation Trust, beide wurden Vorreiter einer globalen Wildtierschutzbewegung. Die Einnahmen kamen fast ausschließlich Wildtierschutzprojekten und Bildungsinitiativen zum Wildtierschutz zugute; u. a. wurden zwei Nationalparks in Kenia aus diesen Tantiemen finanziert. In Kenia widmete sich Adamson zunehmend dem Studium von Geparden und Leoparden, George verfolgte weiterhin die Versuche der Reintegration von Löwen in die freie Wildbahn. Ihre Bücher, Fotografien, Zeichnungen und Gemälde, aber v. a. ihre weltweite Aufklärungsarbeit zum Schutz der Natur und zu einem respektvollen Umgang von Mensch und Natur machte sie zu einer Pionierin einer mittlerweile globalen Bewegung zur Erhaltung von Artenvielfalt und natürlichen Lebensräumen. In Kenia leistete sie schon in ihren Anfangsjahren einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Erbes, indem sie noch nie dokumentierte Pflanzen zeichnete und 54 Volksstämme Kenias mit ihrem traditionellen Schmuck und ihrer Kleidung mit tiefer Wertschätzung porträtierte. Entgegen der ursprünglichen Vermutung, Adamson sei von einem Löwen getötet worden, wurde bei der Obduktion menschliches Verschulden festgestellt. Ein Jahr später gestand ein minderjähriger Angestellter Adamsons die Tat. 1962/63 war sie Gründungsmitglied von The Elsa Wild Animal Appeal and Elsa Trust. Sie erhielt 1947 die Gold Grenfell Medal der Royal Horticultural Society in London, 1970 den Silbernen Verdienstorden der Tschechoslowakei, 1971 die Joseph-Wood-Krutch-Medal of The Humane Society of the United States und 1977 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Nach ihr wurde 1994 der Venuskrater Adamson benannt