Adler, Margarete (Grete); verheiratete Pfundner-Adler (1896–1990), Wassersportlerin und Lehrerin

Adler Margarete (Grete), verheiratete Pfundner-Adler, Wassersportlerin und Lehrerin. Geb. Wien, 13. 2. 1896; gest. Wien, 22. 4. 1990; mos. Tochter von Maria Eleonore Adele Adler, geb. Müller (1869–1958), und des Polizeiarztes, Sozialhygienikers, Schulreformers und Sportfunktionärs Gustav Adler (geb. Maleschitz, Böhmen / Praha, Tschechien, 9. 12. 1857; gest. Wien, 3. 6. 1928), Schwester von Auguste (Gusti) Adler, Schwimmerin im Wiener Damen-Schwimmklub Austria; verheiratet mit dem Glockengießer Josef Pfundner (geb. Wien, 31. 5. 1902; gest. Wien, 15. 10. 1983). – Adler erlernte im Alter von sieben Jahren im Wiener Margaretenbad das Schwimmen und blieb dieser Sportart lange Zeit eng verbunden. Bereits im Mai 1904 wurde sie für das Kinderschwimmen über 34 m im Dianabad genannt. Ein Jahr später nahm sie erstmals an einem Wettschwimmen teil und erreichte den 1. Platz. Im Dezember 1907 durfte sie auch beim Tellertauchen sowie im Juniorenspringen antreten, wobei sie bei letzterem Bewerb ebenfalls den 1. Preis gewann. Weitere Siege im Brust- und Rückenschwimmen folgten. Mit der Zeit wandte sich Adler „dem Hand über Hand-Schwimmen“ (Kraulen) sowie vermehrt dem Springen zu. Bis zum Beginn des 1. Weltkriegs avancierte sie neben Klara Milch, Berta Zahourek, Johanna und Josefine Kellner sowie Josefine Sticker zu einer der besten Schwimmerinnen Österreichs. Im Springen maß sie sich mit Josefine Kellner und Hermine Thum. Als 1912 bei den Olympischen Spielen in Stockholm erstmals Schwimmwettbewerbe für Damen auf dem Programm standen, entsandte auch Österreich einen Kader. Das Training dafür wurde von dem Rechtsanwalt und Schwimmer Otto Scheff, Weltmeister 1907 sowie Olympiabronzemedaillengewinner 1908 in London, geleitet. Im Juli schied Adler im 100-Meter-Freistilwettbewerb (1:34,4 min.) im vierten Vorlauf aus. Eine Woche später gewannen Adler, Milch, Sticker und Zahourek die Bronzemedaille in der 4-mal-100-Meter-Freistilstaffel (6:17,0 min.) hinter den Staffeln aus dem Vereinigten Königreich (5:52,8 min.) und aus Deutschland (6:04,6 min.) und waren somit die ersten österreichischen Frauen, die sich eine olympische Medaille sichern konnten, Adler selbst war viele Jahre lang die jüngste österreichische Olympiamedaillengewinnerin überhaupt. Dieser Erfolg machte den Damenschwimmsport populär, sodass in weiterer Folge die Zahl der Damenschwimmvereine jene der Vereine für Männer übertraf. 1914 stellte der Wiener Schwimmklub Austria, dem Adler angehörte, die „Leibesübung“ in den Dienst der Kriegsfürsorge, andere Vereine folgten. Bei den Kriegsmeisterschaften 1915, der größten Veranstaltung des österreichischen Schwimmsports seit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs, gelang es Adler, an einem Tag mit Siegen im 100-m sowie 300-m-Freistil und im Springen gleich drei Meisterschaften zu gewinnen. Im selben Jahr erhielt sie auch einen nationalen Titel im Tauchen, ein Jahr später nochmals im 300-m-Freistil. Im Juni 1918 gewann sie im Dianabad das 200-m-Hauptschwimmen in 3:28 bei den Damen, im selben Jahr siegte sie noch über 300-m Brust in 5:40,4. 1919 nahm sie an dem vom Verband der österreichischen Schwimmvereine organisierten „Quer durch Wien“-Schwimmen, den größten und populärsten Schwimmveranstaltungen der Jahre 1912 bis 1930, die jeweils im Sommer im Donaukanal stattfanden, teil. Weitere nationale Titel konnte sie 1921–24 im 100-m Freistil, 1918 und 1921 in 300-m Freistil und von 1922 bis 1924 im 400-m Freistil gewinnen. 1924 fuhr Adler erneut als Vertreterin Österreichs zu den Olympischen Spielen nach Paris, schied aber bereits im Vorkampf des Turmspringens aus. Zwei Jahre später wurde sie Europameisterin im Kunstspringen. Danach zog sie sich aus dem aktiven Schwimmsport zurück, unterrichtete – mit dem Titel einer Professorin versehen – Turnen an der Mädchenmittelschule in der Albertgasse in Wien 8 und widmete sich nun vermehrt dem Skisport. 1926 erhielt sie die Goldene Ehrennadel des Marathonkomitees.

L.: Schwimmen. Wohltätigkeitsschwimmen, in: Allgemeine Sport-Zeitung 37, 1916, S. 93, 106; Wassersport. Wettschwimmen des V. Ö. S., in: Illustriertes (Österreichisches) Sportblatt 14, 1918, S. 7; Personalnachrichten, in: Verordnungsblatt des Stadtschulrates für Wien, Stück 16, 1926, S. 94; Wir stellen vor: Das österreichische Marathon-Komitee, in: BSO-Mitteilungen, F. 5/6, 1984, S. 12; M. Lukes, Der Schwimmsport in Wien von 1918–1938, phil. DA Wien, 1995, S. 28f., 40; V. Kluge, Olympische Sommerspiele. Die Chronik 1, 1997, S. 343, 552; biografiA. Lexikon österreichischer Frauen 1, 2016; Grete Adler, www.olympedia.org/athletes/45319 (Zugriff 2. 6. 2023); W. Mentzel, Gustav Adler – Polizeiarzt, Sozialhygieniker, Schulreformer und Sportfunktionär, ub.meduniwien.ac.at (Zugriff 2. 6. 2023, mit Bild von Margarete Adler); Margarete Adler, de.wikibrief.org/wiki/Margarete–Adler (Zugriff 2. 6. 2023).
(Michael Wenzel)   
Zuletzt aktualisiert: 15.7.2024  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 12 (15.07.2024)