Adler Viktor, Politiker. * Prag, 24. 6. 1852; † Wien, 11. 11. 1918. Sohn eines wohlhabenden Kaufmannes, absolvierte das Schottengymnasium, stud. Medizin an der Univ. Wien, gehörte der Burschenschaft „Arminia“ an und wirkte als Arzt in Wien. Ursprünglich deutschnational, arbeitete er mit Schönerer, Pernerstorfer, Friedjung und Steinwender am „Linzer Programm“. 1881 trat er der sozialdemokratischen Partei bei, trieb soz. Studien, unternahm 1883 eine Studienreise nach Deutschland, der Schweiz und England und wurde mit Engels und Bebel bekannt. 1886 gründete er in Wien die Ws. „Gleichheit“ und nach deren Einstellung 1889 die „Arbeiter-Zeitung“. Auf dem „Hainfelder Tag“, 30/31. 12. 1888 und 1. 1. 1889, gelang es der Geschicklichkeit Adlers, Gemäßigte und Radikale in einer einheitlichen sozialdemokratischen Partei zu vereinigen. Wegen seiner rastlosen und unerschrockenen Parteiarbeit wurde er zwischen 1887 und 1889 17mal gerichtlich verurteilt und verbrachte über 18 Monate im Arrest. 1905 wurde er in den n.ö. Landtag und ins Parlament berufen, 1907 gelang es, das allg. Wahlrecht durchzusetzen. 1899 stellte er ein Nationalitätenprogramm auf, das die versch. nationalen Gruppen in der Sozialdemokratie erfassen sollte, doch spalteten sich die tschech. Sozialisten 1911 ab. Während des 1. Weltkrieges suchte Adler für den Frieden zu wirken. Nach dem Zusammenbruch 1918 wurde er Mitgl. der Konstituierenden Nationalversammlung und Staatssekretär des Äußeren, trat als solcher für den Anschluß an das Dt. Reich ein. Er arbeitete für planmäßigen Aufbau, war ein guter Redner und trug durch [ ... ] zur Besserung der Lage der Arbeiterschaft in Österreich bei.