Afritsch Josef (Beppo, Pepo), Politiker. Geb. Graz (Steiermark), 13. 3. 1901; gest. Wien, 25. 8. 1964 (Ehrengrab: Zentralfriedhof); altkath., ab 1927 konfessionslos. Sohn von →Anton Afritsch, Bruder des Grazer Stadtschulinspektors und Politikers Anton Afritsch d. J. (geb. Graz, 14. 6. 1902; gest. St. Stefan im Rosental, Steiermark, 17. 1. 1990) sowie des Schauspielers Viktor Afritsch (geb. Graz, 23. 3. 1906; gest. Berchtesgaden, Deutschland, 9. 3. 1967). – Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule in Graz absolvierte Afritsch 1918 eine Gärtnerlehre, danach die Höhere Obst- und Gartenbaufachschule Eisgrub sowie eine dreijährige Ausbildung zum Gartentechniker. Aufgrund des politischen Engagements seines Vaters wuchs Afritsch früh in das kulturelle Organisationsnetzwerk der Sozialdemokratie hinein und wirkte bereits ab 1918 als Jugendbetreuer sowie in der pädagogischen Geschäftsstelle der Kinderfreunde. Nach zwei Arbeitsjahren in der Tschechoslowakei und in Deutschland trat er 1923 in die Fachstelle für Gartenwesen der Gemeinde Wien ein. Mit dem Ende der Demokratie in Österreich 1934 fungierte Afritsch für die im Untergrund tätigen Revolutionären Sozialisten, wo er mit der Verteilung von Hilfsgeldern der Sozialistischen Arbeiter-Internationale und des Internationalen Gewerkschaftsbunds an verfolgte Sozialisten und deren Familien durch die Quäker betraut wurde. Der von Weggefährten als humorvoll, klug und menschenfreundlich beschriebene Afritsch zeichnete sich dabei durch großen Mut aus: 1942 wegen staatsfeindlicher Aussagen und wegen Hörens alliierter Radiosender denunziert, wurde er von der Gestapo überwacht und in der Folge für neun Monate in Untersuchungshaft genommen. 1943 erstinstanzlich und 1944 zweitinstanzlich verurteilt, entzog sich Afritsch im November 1944 der Haft und blieb bis Kriegsende untergetaucht. Im April 1945 an der Gründung der SPÖ beteiligt, wurde er Mitglied des Bundesparteivorstands, amtsführender Stadtrat für allgemeine Verwaltung in Wien (bis 1959) und 1950 Stadtgartendirektor. 1945–54 wurde Afritsch bei den jeweiligen Wahlen in den Wiener Gemeinderat gewählt. In den wirtschaftlichen Notzeiten nach 1945 nahm er seine Tätigkeit für sozialdemokratische Hilfsorganisationen wieder auf: Wiederbegründung der Sozialistischen Arbeiterhilfe (1946), Gründung der Volkshilfe (1947 geschäftsführender Präsident), des Internationalen Arbeiterhilfswerks (1951) sowie 1956/57 Koordinator der Ungarn-Hilfe der Volkshilfe. 1959–63 fungierte Afritsch als Innenminister unter den Bundeskanzlern Julius Raab und Alfons Gorbach. Nach der Übergabe des Ministeriums an seinen Parteikollegen Franz Olah kam es ab 1964 zum öffentlichen Konflikt mit demselben um „Spitzelakten der Staatspolizei“, nachdem Olah in einer TV-Sendung aus einem Akt, der unbewiesene Anschuldigungen gegen Afritsch enthielt, zitierte. Zuletzt wirkte er als Regierungskommissär für die Wiener Internationale Gartenschau 1964. Afritsch erhielt u. a. das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1957), das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich am Bande (1962) sowie das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland (1962). 1961 ernannte man ihn zum Bürger der Stadt Wien.