Aigner Edmund Franz, Politiker. Geb. Gaspoltshofen (Oberösterreich), 29. 3. 1900; gest. Linz (Oberösterreich), 3. 5. 1968; röm.-kath., später konfessionslos. Sohn des Lehrers Edmund Aigner (geb. 26. 9. 1859; gest. um 1910) und der Anna Aigner, geb. Frank (geb. 27. 7. 1867); ab 1930 verheiratet mit der Postexpedientin Hermine Aigner, geb. Reindl (geb. 9. 5. 1904; gest. 30. 9. 1995). – Aigner besuchte gemäß seinem ursprünglichen Berufswunsch einige Zeit die Lehrerbildungsanstalt, ehe er aus finanziellen Gründen die Ausbildung abbrechen musste und 1917 in den Dienst der Post- und Telegraphendirektion eintrat. Dort erlangte er zuletzt den Rang eines Oberinspektors. 1920–34 arbeitete er als Landessekretär der oberösterreichischen „Freien Postgewerkschaft“. 1934 wurde er aus politischen Gründen (Teilnahme an den Februarkämpfen) als Postbeamter zwangspensioniert und erst während des 2. Weltkriegs 1940 reaktiviert und verschiedenen Linzer Postämtern zugeteilt (Postamt Linz 1 – Domgasse, Postamt Linz 2 – Hauptbahnhof). 1941 wurde er zur Nachrichtengruppe der Deutschen Wehrmacht eingezogen und versah Dienst im Protektorat Böhmen und Mähren (Fernsprechvermittlungsstellen Olmütz, Proßnitz und Wischau). Nach Kriegsende geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands bereits im Juli 1945 entlassen wurde. Die politische Tätigkeit Aigners begann in der 1. Republik. Neben seiner Arbeit in der Postgewerkschaft engagierte er sich in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAP, ab 1945 SPÖ), deren Mitglied er bis zu seinem Lebensende blieb. 1927–34 war er Mitglied des Linzer Gemeinderats, wo er u. a. den Ausschüssen für Jugendfürsorge, Finanz und Recht sowie Verfassung angehörte, zudem der Personalkommission und dem Verkehrskomitee. Ab Februar 1932 vertrat er die SDAP im oberösterreichischen Landtag, wo er das Mandat des ausgeschiedenen →Robert Mehr übernahm. Beide Funktionen endeten am 12. Februar 1934 mit dem Verbot der SDAP durch die Regierung unter →Engelbert Dollfuß. Nach dem Bürgerkrieg schloss sich Aigner den illegalisierten Revolutionären Sozialisten (RS) an. Aufgrund seiner politischen Tätigkeit wurde er ab 1934 mehrfach verhaftet. Auch während der Zeit des NS-Regimes gehörte er den RS an und war Mitglied in deren oberösterreichischem Landeskomitee. Nach dem 2. Weltkrieg und seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft zog Aigner 1945 für die neu konstituierte Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) als Abgeordneter in den österreichischen Nationalrat ein, dem er bis 1962 angehörte. Aigner war u. a. Mitglied im Finanz- und Budgetausschuss und galt als Fachmann im Bereich der Budgetpolitik. Im Gefolge der Linzer Gemeinderatswahl vom Oktober 1961 übernahm er, zunächst parallel zu seiner Tätigkeit im Nationalrat, auch wieder ein Mandat im Gemeinderat. Nach dem Rücktritt von Bürgermeister Ernst Koref 1962 wurde Aigner zum neuen Bürgermeister der Stadt gewählt; 1967 Wiederwahl. Daneben bekleidete Aigner verschiedene städtische und öffentliche Funktionen (Obmann des Fremdenverkehrsverbands Linz, Vorstand des Linzer Hochschulfonds, Präsidiumsmitglied des Landesfremdenverkehrsverbands Oberösterreich, Kulturbeirat etc.) sowie hohe Funktionen innerhalb der oberösterreichischen SPÖ bzw. befreundeter Organisationen (1957–67 Vorsitzender der SPÖ Oberösterreich, oberösterreichischer Landesobmann der Naturfreunde, Landesobmann des Arbeiterbunds für Sport und Körperkultur in Österreich). Als Linzer Bürgermeister verantwortete Aigner verschiedene zentrale Geschäftsbereiche (Verfassungsdienst, Präsidialangelegenheiten, Schul-, Erziehungs- und Volksbildungswesen, kulturelle Angelegenheiten, Subventionen, Presse und Fremdenverkehr). Er machte sich insbesondere um die Weiterentwicklung der grundlegenden städtischen Infrastruktur sowie den Bau neuer Wohnsiedlungen in der nach 1945 von großem Mangel an Wohnraum gekennzeichneten Stadt verdient. Führend war Aigner zudem am Aufbau einer Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (Eröffnung 1966, heute Johannes Kepler Universität Linz) und den Planungen für die Errichtung des Konzerthauses an der Donaulände (Eröffnung 1974, heute Brucknerhaus Linz) beteiligt. Er genoss über die Parteigrenzen hinaus große Wertschätzung, sein Nachfolger als Bürgermeister wurde Bürgermeister-Stellvertreter Theodor Grill. Aigner erhielt 1955 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.