Albach-Retty, Wolf (Wolfgang Helmuth Walter); geb. Albach (1906–1967), Schauspieler

Albach-Retty Wolf (Wolfgang Helmuth Walter), geb. Albach, Schauspieler. Geb. Wien, 28. 5. 1906; gest. Wien, 21. 2. 1967 (begraben: Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf, nach dem Tod von Rosa Albach-Retty 1980 im Ehrengrab der Familie auf dem Zentralfriedhof); evang. AB. Sohn von →Rosa Albach-Retty und Karl (Walter) Albach (1870–1952), k. u. k. Oberstleutnant und Rechtsanwalt, Vater u. a. der Schauspielerinnen Romy Schneider (1938–1982) und Sacha Darwin (Sacha Davidof, Sascha Maria Albach-Retty) (geb. 1947) (mit Nadia Djorgjevic; von der Familie Albach-Retty bestritten); 1937–45 mit der Schauspielerin Magda Schneider (1909–1996) und ab 1947 mit der Schauspielerin Trude Marlen (Gertrude Marlen Posch) (1912–2005) verheiratet. – Albach-Retty inskribierte kurzfristig Chemie an der Universität Wien, ehe er eine Schauspielausbildung an der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien begann. Er erhielt mit noch nicht 20 Jahren einen Elevenvertrag am Burgtheater unter Franz Herterich. Sein Debüt unter dem Namen Wolf Albach fand am 21. Jänner 1926 am Akademietheater in Hermann Bahrs „Altweibersommer“, Regie Hans Brahm, in der Rolle des Kasper Geml statt. Am Burgtheater spielte er ebenfalls 1926 erstmals, als Sergeant in Edmond Rostands „Der junge Aar“, wieder von Brahm in Szene gesetzt. Ein Jahr später war er Teil des Burgtheaterensembles im Rollenfach des jugendlichen Liebhabers. Albach-Retty verkörperte bis 1931 zahlreiche Jünglingsrollen und Bonvivants in Burg- und Akademietheater. Es finden sich einige wohlwollende Kritiken seiner sehr unterschiedlichen Rollen. Über den Hundsbuben in Max Mells „Nachfolge Christi-Spiel“ (Regie Herterich, Ausstattung →Alfred Roller) am Burgtheater hieß es, er erscheine „ganz hundsmäßig gemein, der verkörperte Teufel in Gestalt eines hübschen Jungen“ (Neue Freie Presse, 22. 1. 1928), während seine Interpretation des Baron Franz Ullrich in Ladislaus Fodors Lustspiel „Arm wie eine Kirchenmaus“ am Akademietheater einen „reizenden Lebemann von Knaben – gutmütig, hübsch und dumm“ hervorbrachte (Volkszeitung, 4. 11. 1928). Mit seiner berühmten Mutter stand er als Prinz Christian in Ugo Falenas „Der letzte Lord“ 1929 auf der Bühne des Akademietheaters, „und ihr begabter Sohn (…) verleugnet seine Mutter nicht“ merkte die Kritik (Der Morgen, 11. 3. 1929) an. Unter →Anton Wildgans’ Burgtheaterdirektion 1930–31 feierte Albach-Retty als Kaiser in Shaws „Androklus und der Löwe“ und als Heinrich Percy in Shakespeares „Richard II.“ Erfolge. 1931 löste er den Vertrag mit dem Burgtheater zugunsten eines Engagements bei der UFA in Berlin. Ab 1927 spielte er unter dem Namen Albach-Retty bei vorwiegend österreichischen Filmproduktionen, mit dem UFA-Film „Zwei Herzen und ein Schlag“ (1932) von Wilhelm Thiele begann seine erfolgreiche Filmkarriere. 1933 spielte er erstmals mit Magda Schneider in „Kind, ich freu’ mich auf dein Kommen“ von Kurt Gerron, der neben den NS-konformen Regisseuren Erich von Neusser und Hans Steinhoff noch im Vorspann genannt wird, allerdings nicht mehr als Drehbuchautor. Albach-Retty wurde bereits am 1. Mai 1933 förderndes Mitglied der SS und 1940 NSDAP-Mitglied. Er war ein vielbeschäftigter Schauspieler in der NS-Unterhaltungsfilmproduktion, v. a. im Genre des Wiener Films. Nach ihrer Heirat standen Magda Schneider und Albach-Retty gemeinsam zuletzt bei „Frühlingsluft“ 1938 vor der Kamera. 1944 schienen beide als „Künstler im Kriegseinsatz“ auf der „Gottbegnadeten-Liste“ auf. 1944/45 war Albach-Retty noch in zwei NS-Film-Produktionen engagiert. Nach der Befreiung Österreichs wurden die NS-Unterhaltungsfilme mit Albach-Retty weiterhin in den Kinos gezeigt. Albach-Retty trat ab Oktober 1945 bei verschiedenen „Wiener Abenden“ an unterschiedlichen Veranstaltungsorten, wie dem Wiener Konzerthaus, dem Wiener Künstlertheater oder dem Arbeiterheim Floridsdorf, auf. Im Jänner 1946 wirkte er neben seiner 2. Frau Trude Marlen, →Maria Andergast und Josef Meinrad in der Scala bei der Brix-Matineé für den KZ-Verband und bei einer Prominentensoiree bei Frank Fox in den Sofiensälen mit. Im Februar jenes Jahres spielte er am Theater in der Josefstadt und tourte mit dem Ensemble des „Klingenden Wiener Kabaretts“ durch Niederösterreich. Im Februar 1947 erfolgte vom Ehrenrat der Bühnengewerkschaft die Erklärung, Albach-Retty sei politisch tragbar. Danach war er an der Wiener Renaissance-Bühne und in der Spielzeit 1948/49 am Volkstheater beschäftigt. Ab 1948 erhielt er wieder Filmangebote, beginnend mit E. W. Emos „Alles Lüge“. Es folgten weitere 45 Produktionen, ein einziges Mal gemeinsam mit seiner Tochter Romy Schneider, 1963 in Otto Premingers „Der Kardinal“. 1960/61 kehrte Albach-Retty unter der Direktion von Ernst Haeusserman ans Burgtheater zurück, unter der Regie von Leopold Lindtberg war er als Karl VI. in Shakespeares „Heinrich V.“ zu sehen. Er galt in seiner letzten Periode als Experte für Schnitzler-Rollen, gab den Arzt in „Der junge Medardus“ (Regie: Adolf Rott, Burgtheater 1961), am Akademietheater den Max in „Anatol“ (Regie: Ernst Lothar 1960) und Hofrat Dr. Winkler in „Professor Bernhardi“ (Regie: Kurt Meisel 1965). Zum letzten Mal stand Albach-Retty im November 1966 als Rittmeister Orvanyi in Franz Theodor Csokors „3. November 1918“ auf der Bühne des Burgtheaters.

Weitere Rollen: s. Trunk.
L.: Alth, Burgtheater; H. Trunk, Wolf Albach-Retty, Film- und Burgschauspieler, phil. Diss. Wien, 1974 (mit Rollenverzeichnis); O. Rathkolb, Führertreu und gottbegnadet, 1991, s. Reg.; M. Salzer – P. Karner, Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien, 2008, S. 26f. (mit Bild); G. Krenn, Romy spielt sich frei, 2021, passim (mit Bildern); Wien Geschichte Wiki (Zugriff 20. 9. 2023); www.filmportal.de (Zugriff 20. 9. 2023); Theatermuseum, Wienbibliothek im Rathaus / Handschriftensammlung, evang. Pfarre Wien-Innere Stadt (Lutherische Stadtkirche), alle Wien.
(Birgit Peter)   
Zuletzt aktualisiert: 15.7.2024  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 12 (15.07.2024)