Allinger, P. Isidor (Josef) (1820–1903), Propst und Politiker

Allinger P. Isidor (Joseph) CanReg, Propst und Politiker. Geb. Preding (Steiermark), 10. 1. 1820; gest. Vorau (Steiermark), 5. 8. 1903; röm.-kath. Sohn des kinderreichen Schneidermeisters und späteren Wirts bzw. Krämers Mathias Allinger und der Anna Allinger, geb. Seiner. – A. absolvierte das Gymnasium in Marburg an der Drau, trat 1841 in das Augustiner-Chorherrenstift Vorau ein, studierte 1842–46 Theologie in Graz (nicht nachweisbar) und wurde 1845 zum Priester geweiht. Danach wirkte er ab 1846 als Seelsorger an der Vorauer Stiftskirche, 1847–60 als Kaplan in Dechantskirchen (mit einer Unterbrechung 1854–55 als Kaplan in Friedberg) sowie ab 1861 als Pfarrvikar in Waldbach. 1866 wurde er von →Ottokar Maria Graf von Attems zum 50. Propst des Stifts Vorau geweiht. Während seiner langjährigen Amtszeit sanierte A. das Kloster wirtschaftlich, hob die Ordensdisziplin und förderte das kirchliche Leben, z. B. durch die Einführung der Standesbündnisse. Neben seinem seelsorglichen Engagement veranlasste A. bauliche Neuerungen und Restaurierungen in den Stiftspfarren, darunter jene der Vorauer Stiftskirche (1890, mit Einbau einer neuen Orgel). Musikalisch sehr begabt, galt er auch als Förderer der Kirchenmusik. Im Stift Vorau sind Abschriften verschiedenster Klavierkompositionen und geistlicher Werke von A. erhalten. 1870–83 war er Abgeordneter zum Steiermärkischen Landtag. In dieser Funktion empfahl er, auch geistlichen Genossenschaften den Eintritt in den Schullehrer-Pensionsfonds zu ermöglichen. In der vierten Legislaturperiode (1871–78) war er Mitglied und Berichterstatter des Finanzausschusses. A. trat für den Ausbau der Südbahn ein, befürwortete eine Aufstockung der Gendarmerie an den Landesgrenzen und die Schaffung eines eigenen Postens für das oststeirische Lafnitz, war aber gegen den Bau einer Straße im Gebiet des Bezirks Birkfeld auf Kosten des Landes. Weiters befürwortete er eine Evaluierung der Landesbürgerschulen und trat 1881–82 für die Umwandlung des Hartberger Stadtspitals in ein öffentliches Krankenhaus ein. Bei den Neuwahlen für den Landtag 1884 kandidierte er nicht mehr. 1869 gründete A. in Vorau eine Filiale der Steiermärkischen Landwirtschaftsgesellschaft, daneben war er auch Mitbegründer mehrerer diözesaner Vereine. Vom Fürstbischof erhielt er den Titel Konsistorialrat, 1885 wurde ihm das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen.

L.: J. A. Janisch, Topographisch-statistisches Lexikon von Steiermark ... 3, 1885 (s. unter Vorau); K. Schwechler, 60 Jahre Grazer Volksblatt ..., (1926), s. Reg.; P. Fank, Das Chorherrenstift Vorau, 2. Aufl. 1959, S. 285ff.; E. Linhardt, Steirische Priesterpolitiker …, theol. DA Graz, 1989, s. Reg. (mit Bild); K. Mitterschiffthaler, Das Musikarchiv des Stiftes Vorau. Die Drucke, 2000, s. Reg.; Stift Vorau im 20. Jahrhundert 1, red. F. Hutz, 2004, S. 16 (mit Bild); K. Mitterschiffthaler, Das Musikarchiv des Stiftes Vorau. Die Handschriften (18.-20. Jh.), 2006, s. Reg.; Archiv der Diözese Graz-Seckau, UA, beide Graz, Stift Vorau, alle Steiermark.
(M. Sohn-Kronthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)