Alscher Otto, Schriftsteller und Redakteur. Geb. Perlasz, Ungarn (Perlez, SRB), 8. 1. 1880; gest. Lager Târgu Jiu (RO), 30. 12. 1944; bis 1911 röm.-kath. Aus einer aus Österreichisch-Schlesien nach Ungarn eingewanderten Familie stammend. Sohn des Unteroffiziers und Photographen Franz Alscher und dessen Frau Marie Alscher, geb. Aberle; ab 1904 verheiratet mit der Kindergärtnerin und Schriftstellerin Else (Leopoldine Elisabeth) Alscher, geb. Amon (geb. Schwechat, Niederösterreich, 19. 9. 1877; gest. Neunkirchen, Niederösterreich, 24. 12. 1962). – Seine ersten Lebensjahre verbrachte A. in Morawitz und Detta. Nach dem Schulbesuch in Werschetz und Orschowa studierte er 1898–99 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Nach seiner Rückkehr nach Ungarn arbeitete er als Techniker in photographischen Ateliers. 1905 kaufte A. ein Gut in der Nähe von Orschowa, zog sich dorthin zurück und widmete sich der Schriftstellerei. Ab 1909 publizierte er in der siebenbürgischen Zeitschrift „Karpathen“, danach auch in Organen der historischen Avantgarde, so in Ludwig von Fickers Innsbrucker Zeitschrift „Der Brenner“ und der von Franz Pfemfert herausgegebenen literarischen und politischen Zeitschrift „Die Aktion“. 1911 ging A. nach Budapest, wo er als Feuilletonist des „Pester Lloyd“ sowie Redakteur des „Budapester Tagblatts“ wirkte. 1915 zum Kriegsdienst einberufen und 1916 aus gesundheitlichen Gründen in den Pressedienst versetzt, war A. 1917–18 Redakteur der „Belgrader Zeitung“ (seine dort erschienenen Texte wurden 2006 unter dem Titel „Belgrader Tagebuch 1917–1918“ von Franz Heinz auch in Buchform veröffentlicht). Anfang 1918 kurzzeitig verantwortlicher Redakteur des „Deutschen Tageblatts“ in Budapest, fungierte A. nach Ende des 1. Weltkriegs als Sekretär des Deutschen Volksrats in Ungarn. 1919 kehrte er in das nunmehr zu Rumänien gehörende Banat zurück und arbeitete ab 1919 für die Tageszeitungen „Deutsche Wacht“ und „Schwäbische Volkspresse“ in Temeswar. Während dieser Zeit bemühte er sich gemeinsam mit Franz Xaver Kappus erfolglos um die Verbreitung des Expressionismus im Banat. 1924 zog sich A. endgültig auf sein Gut bei Orschowa zurück. Er veröffentlichte Novellen, Erzählungen („Mühselige und Beladene“, 1910; „Zigeuner“, 1914) und Romane („Ich bin ein Flüchtling“, 1909; „Gogan und das Tier“, 1912). Im Mittelpunkt seiner Erzählkunst stehen die Wildnis, die Sehnsucht nach der unberührten Natur sowie Protagonisten aus sozialen bzw. gesellschaftlichen Randgruppen wie Roma und Sinti oder Hirten. Besonders hervorzuheben sind A.s Tier- und Jagdgeschichten, die gesammelt in den Bänden „Die Kluft. Rufe von Menschen und Tieren“ (1917), „Tier und Mensch“ (1928), „Die Bärin“ (1943, Neuaufl. 2000, ed. Helga Korodi) sowie „Tier- und Jagdgeschichten“ (ed. Franz Heinz, 1977) erschienen sind. A. trat zeitlebens für die Minderheitenrechte bzw. die kulturelle Autonomie der Banater Deutschen ein. Die Hoffnung auf die Umsetzung dieses politischen Ziels führte ihn in die Nähe völkischer Ideen und des Nationalsozialismus. A. wurde 1944 im Lager Târgu Jiu interniert, wo er nach einem erfolglosen Fluchtversuch verstarb.