Alt Jakob (Jacob), Maler und Lithograph. Geb. Frankfurt, Reichsstadt (Frankfurt am Main, D), 27. 9. 1789; gest. Wien, 30. 9. 1872; evang. AB. Sohn des Tischlermeisters Johann Leonhard Alt (geb. Frankfurt am Main, 3. 10. 1735; gest. ebd., 25. 12. 1798) und von Anna Maria Alt, geb. Beßler, Vater von →Franz Alt und →Rudolf Ritter von Alt; ab 1811 verheiratet mit Maria Anna Alt, geb. Schaller (geb. Gresten, Niederösterreich, 14. 7. 1790; gest. Wien, 18. 8. 1872). – A. erhielt seine künstlerische Ausbildung beim Bildnis- und Miniaturmaler Johann Friedrich Beer in Frankfurt. 1810 unterbrach er eine geplante Rom-Reise in Wien und nahm Unterricht an der dortigen Akademie der bildenden Künste bei Martin von Molitor (nicht belegbar), möglicherweise setzte er die Ausbildung im Atelier eines Wiener Malers fort. Die „Voyages pittoresques“, bebilderte Reisebeschreibungen, ermöglichten ihm früh einträgliche Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten. Die ersten großen Aufträge, Lithographien für die Verlage Kunike, Artaria und Mansfeld, machten Reisen in die Alpen- und Donaulandschaften der Monarchie notwendig. Auf dieser Basis schuf A. die umfangreiche Folge der 264 „Donau-Ansichten nach dem Laufe des Donaustromes von seinem Ursprunge bis zu seinem Ausflusse in das Schwarze Meer …“ für den Verlag von →Adolf Friedrich Kunike (1820–26, 1850 2. Aufl. mit veränderter Blattanzahl). 1825 folgte die 32 Blatt umfassende Folge „Vorzügliche Ansichten des Salzkammergutes und dessen Umgebung“, 1833 erschien die Lithographie-Serie „Bilder aus den Alpen der Österreichischen Monarchie ...“. Reisen nach Oberitalien (1828 und 1833) erweiterten den thematischen Radius seines Schaffens. Die „Malerische Donaureise von Engelhartszell bis Wien“ (um 1850) mit Lithographien von Franz Xaver Sandmann nach A. zählt aufgrund der Detailgenauigkeit und der figürlichen Staffage zu den verbreitetsten Donauserien des 19. Jahrhunderts. Zusammen mit anderen Künstlern, u. a. mit seinem Sohn Rudolf, war A. an einem großen Auftrag Kaiser →Ferdinands I. beteiligt, der Aquarelle in einem von hinten beleuchteten Hohlspiegel-Guckkasten neu erlebbar machen sollte. Der Monarch schickte deshalb die Künstler bis 1849 auf Reisen durch sein gesamtes Reich. In den entsprechenden Werken wollte er die landschaftlichen und kulturellen Schönheiten sowie die habsburgische Religiosität und die eigene Wohltätigkeit anlässlich des Wiener Hochwassers von 1830 ins Bild setzen. Das breite thematische Spektrum von A. wird besonders daran deutlich, dass er in der Folge mit einem umfangreichen Herbarium (360 Blatt, Museum Niederösterreich, St. Pölten) eine gänzlich andere Aufgabenstellung wählte. Im März 1851 kündigte die „Wiener Zeitung“ an, dass im Wiener Verlag von →Joseph Bermann eine dreiteilige Ansichtenserie Wiens aus dem Luftballon erschienen sei. Zur Ansicht von Südwesten, die als einzige auch einen über der Stadt fliegenden Ballon zeigt, ist das entsprechende Aquarell, ausgeführt von A., im Wien Museum erhalten. Seine Fähigkeiten in der Vedutenkunst sollte A. 1855 mit der Folge „Grätz …“, gezeichnet und lithographiert von Jakob und Rudolf Alt (1855), nochmals unter Beweis stellen. A.s Œuvre verdeutlicht – nicht zuletzt aufgrund der langen Schaffenszeit des Künstlers – gleichsam paradigmatisch den Wechsel von einer idealen Auffassung der Landschaftswiedergabe und einem stärkeren Einsatz der Linie als Gestaltungsmittel hin zu realistischeren und zugleich malerischen Konzeptionen, die das Kriterium der Naturtreue, verbunden mit atmosphärischen Gesichtspunkten, in den Fokus rücken. Zusammen mit →Thomas Ender war A. wesentlich an der Herstellung umfassender topographischer Kompendien der Habsburgermonarchie beteiligt, die durch die Technik der Lithographie eine bisher unbekannte Aufmerksamkeit und Verbreitung zur Folge hatten.