Altmann (Altmann-Loos) Elsie (Else), Tänzerin und Sängerin. Geb. Wien, 27. 12. 1899; gest. Buenos Aires (RA), 19. 5. 1984; mos., zweimal aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten. Tochter des jüdischen Wiener Theateranwalts Dr. Adolf Altmann (geb. Bolechów, Galizien / Bolechiv, UA, 7. 1. 1872; gest. Wien, 25. 5. 1924), der u. a. das Theater an der Wien, den angeschlossenen Karczag-Verlag sowie Oscar Straus und →Leo Fall vertrat und in der österreichischen Urheberrechtsgesellschaft AKM führend tätig war, sowie der Eugenie Altmann, geb. Grünblatt; in 1. Ehe (1918) mit Alexander Grünfeld, in 2. Ehe (1919–26) mit →Adolf Loos, in 3. Ehe (ab 1927) mit dem Zahnarzt Paul Berger und in 4. Ehe mit Luis Felipe Gonzales Varona verheiratet. – A. besuchte die reformpädagogische Schule von →Eugenie Schwarzwald in Wien, wo sie auch Ballettunterricht erhielt. In ihrer Leidenschaft für den Tanz wurde sie von Loos bestärkt, der A. als Lehrer an der Schwarzwaldschule kennengelernt hatte. 1919 war ihr erster öffentlicher Auftritt im Mittleren Konzerthaussaal. Nach der gegen den Willen ihrer Eltern erfolgten Hochzeit mit Loos hatte A. wechselnde Engagements als Solotänzerin in Theatern und Varietés zwischen Karlovy Vary und Zagreb. Ihr Programm wies eine starke Wiener Note auf und bestand aus selbst entwickelten Choreographien zu Musikstücken wie der „Musen-Polka“ von →Johann Strauß (Sohn) oder den „Altdeutschen Tänzen“ von →Ludwig van Beethoven. Aufsehen erregte ihr Auftritt als Gassenbub mit dem Radetzky-Marsch, der damals als Symbol der untergegangenen Donaumonarchie verpönt war. Loos hatte ihr geraten, Ballettbewegungen zu vermeiden und stattdessen mit Augen und Mund zu tanzen. Fortan kultivierte sie, wie sie selbst sagte, ihre kindliche Art, „das Mäulchen zu spitzen und die Augen herumzuwerfen“. Ihr Mann versuchte sie auch international bekannt zu machen und organisierte 1923 einen Tanzabend in Nizza, verhinderte aber ein sich daraus ergebendes Engagement am Casino de Paris. Gegen seinen Willen nahm A. Gesangsunterricht und trat über ihren Vater in Kontakt zum Theater an der Wien, wo sie Anfang 1924 in Leo Falls „Die Rose von Stambul“ erstmals als Soubrette auftrat. Daraufhin wurde sie von Direktor Hubert Marischka für die nächste Novität engagiert: Emmerich Kálmáns „Gräfin Mariza“, in der A. die Lisa kreierte. Im selben Jahr übersiedelte Loos nach Paris, während A. in Wien blieb. 1926 nahm sie ein Engagement am Shubert Theatre in New York an. Nach Wien zurückgekehrt, spielte sie weiter am Theater an der Wien sowie in den Revuen am Stadttheater und gründete eine eigene Tanzkompagnie, mit der sie in Europa auftrat und 1933 nach Buenos Aires reiste. Wegen der politischen Situation in Deutschland und Österreich blieb sie auch nach dem Ende der Tournee in Argentinien. Obwohl sie der mittlerweile verstorbene Loos als Universalerbin eingesetzt hatte, konnte A. das Erbe somit nicht antreten. Die juristische Lage blieb bis zur ihrem Tod ungeklärt. In Buenos Aires zog sich A. von der Bühne zurück und arbeitete hauptsächlich als Übersetzerin. 1964 schrieb sie ihre Memoiren über das Leben mit Loos, die vier Jahre später stark zensuriert und erst 1984 in der vollständigen Fassung erschienen. Sie erhielt 1980 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.