Ambrosi, Francesco (1821–1897), Bibliothekar und Naturwissenschaftler

Ambrosi Francesco, Bibliothekar und Naturwissenschaftler. Geb. Borgo, Tirol (Borgo Valsugana, I), 17. 11. 1821; gest. Trient, Tirol (Trento, I), 9. 4. 1897; röm.-kath. Sohn des wohlhabenden Bauern Giuseppe Ambrosi und von Camilla Ambrosi, geb. Steiner, Cousin des Priesters Lorenzo Ambrosi (gest. 1844); ab 1853 verheiratet mit Elisa Ambrosi, geb. Zanolli; acht Kinder. – A. erhielt keine schulische Ausbildung, mit Unterstützung von befreundeten Geistlichen erwarb er sich jedoch autodidaktisch einen hohen Bildungsgrad. Schon früh erkannte er sein Interesse für Naturwissenschaften, Geschichte sowie Philosophie und befasste sich mit der Flora der Valsugana und der Gegend um Trient. 1858 war A. Mitbegründer der Società del Museo di Storia Naturale in Trient, des heutigen Museo Tridentino di Scienze Naturali. In der Folge publizierte er bedeutende Werke zur Geschichte und Kultur des Trentino, u. a. „Commentari della storia trentina“ (2 Bde., 1887) und „Scrittori ed artisti trentini“ (1. Aufl. 1883, 2. Aufl. 1894). 1864–96 fungierte er als Direktor der städtischen Bibliothek (Biblioteca Civica) in Trient und des angeschlossenen Museums für Antike und Naturgeschichte. Im Museum förderte er den Aufbau von anthropologischen, geologischen sowie zoologischen Sammlungen. 1881 machte er sich um die Gründung eines historischen Archivs (Archivio storico per Trieste, l’Istria e il Trentino) verdient. Durch seine Freundschaft mit →Francesco Facchini und dem Pharmazeuten Casimiro Sartorelli vertiefte er sein Wissen über die phanerogamen Pflanzen. Mehr als 40 Jahre erforschte er die nähere Umgebung von Trient. Seine Pflanzensammlungen ergaben ein reichhaltiges Herbar, Teile seiner Sammlungen befinden sich heute im Museo Tridentino di Scienze Naturali. Einen besonderen Namen als Botaniker schuf er sich v. a. durch sein Werk „Flora del Tirolo meridionale …“ (2 Bde., 1854–57). Erwähnenswert sind aber auch zoologische, malakologische und herpetologische Forschungen, darunter „Prospetto delle specie zoologiche conosciute nel Trentino“ (1851, auch in: A. Perini, Statistica del Trentino 1, 1852) sowie die Gestaltung von diversen Wanderführern durch das Trentino (1877–81). Im Oktober 1865 entsandte ihn die Gemeinde Borgo in den Landtag, wo er wegen seiner italienisch-nationalen Gesinnung nie erschien, sodass ihm 1866 sein Mandat wieder entzogen wurde. A. stand nicht nur mit nationalen und internationalen Naturforschern und Schriftstellern in Kontakt, sondern war auch Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Institutionen, u. a. der Société botanique de France, der Accademia Roveretana degli Agiati und der Società degli Alpinisti Tridentini.

Weitere W.: s. Stafleu; Zanetel.
L.: Stafleu (mit W.); P. A. Saccardo, in: Bullettino della Società Veneto-Trentina di Scienze Naturali 6/(3), 1898, S. 117ff. (mit Bild); Malpighia 13, 1899, S. 100; L. Bonomi, Naturalisti, medici e tecnici trentini, 1930, S. 5f. (mit Bild); M. Parenti, Aggiunte al Dizionario bio-bibliografico dei bibliotecari e bibliofili italiani di C. Frati 1, 1952; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; A. Zanetel, Dizionario biografico di uomini del Trentino sud-orientale, 1978 (mit W.); J. E. Tumler, Die Abgeordneten zum Tiroler Landtag von 1861 bis 1914, 1981, S. 76f.; F. A. Stafleu – E. A. Mennega, Taxonomic literature, Suppl. 1, 1992, S. 97; P. Lorenzi – S. Bruno, in: Annali del Museo Civico di Rovereto 17, 2002, S. 180f., 202ff., 245 (mit Bild).
(M. Petz-Grabenbauer)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)