Amon, Anton d. Ä. (1833–1896), Volkssänger

Amon Anton d. Ä., Volkssänger. Geb. St. Ulrich, Niederösterreich (Wien), 7. 5. 1833; gest. Wien, 26. 8. 1896 (Ehrengrab: Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn des Fleischhauers Johann Baptist Amon (geb. Laimgrube, Niederösterreich / Wien, 1801; gest. nach 1857) und seiner Frau Josepha Amon, geb. Mercy (1809–1857), Tochter des Portiers des Unteren Belvedere (später Hafnermeister), Vater von →Anton Amon d. J., Rudolf Amon (1863–1926), Mitglied des k. k. Hofopernchors, Franz Amon (1866–1935), Charakterdarsteller in Variétéunternehmungen, Adolf Amon (1874–1966), Gerichtsbeamter und Schauspieler, sowie August Amon (1876–1929), Direktor der Wiener Molkerei; ab 1863 mit der Zithervirtuosin Brigitta Amon, geb. Deininger (1844–1890), Tochter des Münchner Volkssängers Eduard Deininger, verheiratet. – 1845 begann A. der Familientradition folgend eine Fleischhauerlehre, wechselte jedoch zwei Jahre später ins Tapeziererhandwerk. 1850 wurde er nach freiwilliger Meldung zum Militärdienst ins Krainerische Feldjägerbataillon Nr. 7 eingezogen. Als seine Einheit – wohl während des Krimkriegs – nach Galizien an die russische Grenze verlegt wurde, trat A. als Sänger, Schauspieler und Regisseur in einem selbst organisierten Soldatentheater hervor. Nach achteinhalbjähriger aktiver Dienstzeit wurde er im Rang eines Patrouillenführers für weitere zwei Jahre in die Reserve versetzt. Hierauf debütierte A. im Sommer 1858 im alten Döblinger Theater. Im darauffolgenden Herbst war er am Stockerauer Theater als Charakterkomiker engagiert, wo er den dort gastierenden →Johann Fürst kennenlernte. Im Spätsommer 1860 ging A. mit dessen Volkssänger-Gesellschaft als „Vorreisender und Lokalaufnehmer“ auf Tournee. In München hatte er Erfolg als Einspringer für Fürst. Im Herbst nach Wien zurückgekehrt, ließ er sich von →Anton M. Storch seine Eignung als Volkssänger bescheinigen und trennte sich von Fürst. Den folgenden Winter und das Frühjahr hindurch gastierte er gemeinsam mit der Familie Deininger in Bayern, Innsbruck und Salzburg. In Wien trat A. zunächst in den Volkssänger-Gesellschaften Carl Gurofsky, Anton Göller und Josef Beer auf, ehe er sich 1862 mit →Ignaz Nagel zusammenschloss. Die folgenden mehr als achteinhalb Jahre als Duettisten bedeuteten für beide den Höhepunkt ihrer Karriere. Zu ihnen gesellte sich der Bariton Josef Vickermann, der das seriöse Repertoire bediente. Am Klavier begleitete Josef Strebinger; als „Hausdichter“ fungierte →Wilhelm Wiesberg, der mit politischen Anspielungen oftmals die von der Zensur gesetzten Grenzen ausreizte. Nagel und A. traten als erste Volkssänger nicht im Kostüm, sondern im Frack auf; zudem vermieden sie die Zote. Dies ermöglichte ihnen Auftritte vor dem Hochadel und in Künstlerkreisen. Als die Karriere Nagels 1870 krankheitsbedingt endete, erwarb A. noch im selben Jahr die „ambulante Singspielhallen-Konzession“ und scharte in der Folge neues Personal um sich. 1881 traten erstmals Frauen in seinen Produktionen auf; auch drei seiner fünf Söhne debütierten unter seiner Ägide. 1890/91 verband sich A. mit dem Instrumentalhumoristen →Anton Nowak und firmierte zuletzt als Direktor der Temesvarer Orpheum-Gesellschaft, ehe er sich 1892 ins Privatleben zurückzog. Eigenschöpferische Leistungen A.s sind nicht bezeugt. Die ihm gelegentlich zugeschriebenen Lieder und Soloszenen wurden vermutlich von Strebinger vertont. Der künstlerische Nachlass der Mitglieder der Familie A. befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

L.: Illustrirtes Wiener Extrablatt, 26. 8. 1896; oeml; J. Koller, Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit, 1931, S. 62ff.; A. Amon, Der Alt-Wiener Volkssänger A. A., o. J.; Wien Geschichte Wiki (Zugriff 19. 7. 2021); Pfarre St. Josef ob der Laimgrube, Pfarre St. Ulrich, beide Wien.
(Th. Aigner)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)