Anker, Mathias Josef (1771–1843), Wundarzt und Mineraloge

Anker Mathias Josef, Wundarzt und Mineraloge. Geb. Graz (Steiermark), 6. 5. 1771; gest. ebd., 3. 4. 1843; röm.-kath. Sohn des Tiroler Mediziners Mathias Anker, der in Stainz eine Praxis hatte, und dessen Frau Elisabeth Reiser (gest. 1793), Vater von Eduard Anker (1799–1818); ab 1795 mit Theresia Anker, geb. von Goutta, verwitwete Dienzel Edle von Angerburg (gest. 1818), verheiratet. – Nach dem Besuch der Volksschule und der Absolvierung von zwei Klassen der Grammatikalschule des Augustiner-Chorherrenstifts in Stainz erhielt A. eine praktische Ausbildung als Wundarzt in Feldbach. Um 1789/90 begann er seine chirurgische Tätigkeit in Stainz, ab 1791 vertiefte er seine Kenntnisse in Medizin und Naturwissenschaften in Wien; 1793 Mag. chir. A. kehrte als Chirurg nach Stainz zurück, ehe er 1807–24 als Kreiswundarzt in Graz praktizierte. 1804 erhielt er den Auftrag, die Mineraliensammlung an der Alten Universität in Graz, die von Leopold Biwald stammte, zu ordnen. A. wählte als Ordnungssystem jenes, das →Friedrich Mohs für die Mineraliensammlung des Großkaufmanns Jakob van der Nüll in Wien angewandt hatte und das eine Gliederung der Mineralien nach ihren physikalischen Eigenschaften vorsah. Anfang 1813 wurde A. zum Adjunkten von Mohs am Joanneum ernannt und 1818, nachdem Mohs nach Freiberg berufen worden war, mit dem Lehramt für Mineralogie betraut. 1819 erhielt er von Erzherzog →Johann den Auftrag, jährlich Aufsammlungskampagnen in der Steiermark durchzuführen, um den Bestand des Museums zu vergrößern. Aus diesen Aktivitäten entstand der Entwurf einer „Gebirgskarte der Steiermark“, die er Ende 1829 vorlegte und die nicht nur die erste geologische Karte der Steiermark, sondern auch eine der ersten geologischen Gebirgskarten weltweit darstellt. 1828–29 verfasste A. einen neuen Katalog der damals über 8.000 Schaustücke umfassenden Sammlung des Joanneums und führte 1833 deren Neuaufstellung nach dem System von Mohs durch. 1839 schied er krankheitsbedingt aus dem Lehramt aus, blieb aber bis zu seinem Tod Vorstand der Sammlungen. A. zeichnete sich durch zahlreiche Publikationen aus, die Pionierarbeiten in der geologischen und paläontologischen Erforschung der Steiermark darstellen und zumeist in der „Steyermärkischen Zeitschrift“, in „Der Aufmerksame“ sowie in Fachorganen wie dem „Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-Kunde“ erschienen. Erwähnenswert sind die zweibändige „Kurze Darstellung einer Mineralogie von Steyermark …“ (1809–10) sowie die „Kurze Darstellung der mineralogisch-geognostischen Gebirgs-Verhältnisse der Steiermark“ (1835). Die Bibliothek des Joanneums bereicherte er mit einer Schenkung von rund 1.000 Bänden medizinischer Literatur. Sein Name ging mit dem Ankerit (Braunspat) in die mineralogische Nomenklatur ein. A. war Mitglied der k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft in Steyermark, der Gesellschaft für Naturwissenschaft und Heilkunde in Heidelberg, der Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena sowie des Industrie- und Gewerbevereins für Innerösterreich. 1841 erhielt er die große goldene Civil-Ehrenmedaille.

Weitere W.: s. Leitner; Flügel.
L.: Hirsch; NDB; Poggendorff 1; Wurzbach; C. Ritter v. Leitner, in: Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark 4, 1853, S. 243ff. (mit W.); H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Cat. Fossilium Austriae 15a), 1987; H. W. Flügel, in: Joannea Mineralogie 2, 2004, S. 55ff. (mit Bild und W.).
(D. Angetter – B. Hubmann)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 23
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