Arbesser, Assunta (Maria Assunta); geb. Arbesser Edle von Rastburg (1884–1971), Malerin, Bildhauerin, Kunsthandwerkerin und Restauratorin

Arbesser Assunta (Maria Assunta), geb. Arbesser Edle von Rastburg, Malerin, Bildhauerin, Kunsthandwerkerin und Restauratorin. Geb. Venezia (I), 1. 3. 1884; gest. Graz (Steiermark), 13. 1. 1971. Tochter des Architekturmalers Josef Arbesser Edler von Rastburg (geb. Judenburg, Steiermark, 14. 12. 1850; gest. Graz, 20. 2. 1928) und dessen Frau Helene Arbesser Edle von Rastburg, geb. Streintz (gest. 1929). – A. verbrachte ihre Kindheit in Venedig und teilweise auf den familiären Besitzungen in der Steiermark, v. a. auf Schloss Spielberg, 1892 kehrte die Familie nach Graz zurück. Die Schulzeit absolvierte A. bei den Ursulinen und im Herz-Jesu-Kloster, wo sie Zeichenunterricht bei →Hermann Bergmeister erhielt, ab 1898 besuchte sie die Landeszeichenakademie bei →Hermann Freiherr von Königsbrunn und nahm daneben Unterricht in Kunststickerei und Schneiderei. 1903 folgte ein Studienaufenthalt in Florenz, im Sommer 1907 lernte sie bei →Marie Egner in Wien und setzte die Ausbildung ab 1907 an der Landeskunstschule Graz bei Alfred Zoff fort. Im Sommer 1910 besuchte sie als Schülerin von Theodor Hummel die Malschule Polling bei Weilheim in Bayern, 1910–12 bildete sie sich bei Heinrich Knirr in München fort, 1912 und 1913 hielt sich A. zu Studienzwecken in Italien und Istrien auf. Während des 1. Weltkriegs arbeitete sie als freiwillige Pflegerin und Ordinationsschwester in Graz. Nachdem die Familie ihr Vermögen verloren hatte, führte sie den elterlichen Haushalt und verdiente mit Gelegenheitsarbeiten dazu, u. a. als Zeichnerin im Pathologischen Institut der Universität Graz sowie 1928–31 als Kunsterzieherin an der Herz-Jesu-Klosterschule. Daneben absolvierte A. ein Studium an der Kunstgewerbeschule bei Ferdinand Pamberger in den Fächern Linolschnitt, Ornament, Schrift und Plakat, 1931–35 bei Wilhelm Gösser im Holzschnitzen. Ab 1935 wirkte sie als freischaffende Künstlerin in Graz, u. a. als Restauratorin für das Joanneum. A. ist vorrangig für ihre Stillleben- und Landschaftsmalerei bekannt, in welcher sich v. a. Blumenstücke und steirische Landschaftsmotive wiederfinden. Das Werk enthält aber auch Studien von technischen Objekten wie Brücken oder Fabrikshallen. Oft wählte sie enge Bildausschnitte, um nahe an ihren Bildgegenstand zu kommen – wie beispielsweise bewegtes oder ruhiges Wasser. Geprägt von den (stimmungs-)impressionistischen Auffassungen ihrer Lehrer in München und Wien, ließ sie deren lyrisch-poetische Naturauffassung in ihr Werk einfließen. Bemerkenswert sind auch einige frühe Ölskizzen, die eine freie und entschlossene Behandlung des Farbauftrags zeigen. Darüber hinaus war sie im Bereich des Kunsthandwerks und der Textilrestaurierung tätig (z. B. Instandsetzung der goldgestickten Wappendecken des Schlosses Eggenberg in Graz, Schnitzereien für Wegkreuze, Gedenktafeln und Andachtsbilder). A. präsentierte ihre Arbeiten in Einzelausstellungen, so 1959 und 1964 im Künstlerhaus sowie 1960 und 1969 im Joanneum (beide Graz), und beteiligte sich u. a. an Ausstellungen des Steiermärkischen Kunstvereins (1908, 1917), des Wiener Künstlerhauses (1909, 1913, 1921, 1932), der Vereinigung/Genossenschaft bildender Künstler Steiermarks, Graz (1910, 1912–13, 1917–21, 1924–35, 1937), der Steirischen Kunstschau (1921, 1925, 1928), der Neuen Galerie Graz (1967, 1970) und 1922 in Rio de Janeiro. Für ihr Werk erhielt sie 1921 den Österreichischen Staatspreis, 1924 die Silberne Medaille der Stadt Graz, 1934 die Staatspreismedaille und 1936 die Staatsmedaille für bildende Kunst. A. war ab 1910 Mitglied (ab 1969 Ehrenmitglied) der Vereinigung/Genossenschaft bildender Künstler Steiermarks, Graz. Ihre Arbeiten finden sich im Graz Museum, in der Neuen Galerie und der Sammlung der Stadt Graz/Kulturamt (alle Graz).

L.: AKL; Fuchs, Geburtsjgg.; ÖKL; Vollmer; R. List, Kunst und Künstler in der Steiermark 1, 1967; A. A. Gemälde und Graphik, Graz 1969 (Kat.); Gesamtkatalog der Gemälde, ed. W. Skreiner, Graz 1988, S. 152 (Kat.); Ladies First! Künstlerinnen in und aus der Steiermark 1850–1950, ed. G. Danzer, Graz 2020, S. 230ff., 374 (Kat., mit Bild); Künstler/innenarchiv Neue Galerie Graz, Steiermark.
(G. Danzer)  
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)