Arnold, Wincenty (1864–1942), Mediziner und Biochemiker

Arnold Wincenty, Mediziner und Biochemiker. Geb. Olmütz, Mähren (Olomouc, CZ), 5. 12. 1864; gest. Lemberg, Generalgouvernement (L’viv, UA), Herbst 1942; evang., später röm.-kath. Sohn des Militärbeamten Jan Arnold; verheiratet mit der Medizinerin Maria Fijałkowska Strzelecka Arnold (geb. 1878). ‒ Nach dem Besuch der Gymnasien in Lemberg und Krakau studierte A. 1882–87 Medizin an der dortigen Universität bei →Edward von Korczyński, →Stanisław Pareński und →Aleksander Stopczański sowie 1887–89 an der Universität in Leipzig; 1890 Dr. med. in Krakau. Danach hörte A. noch ein Jahr lang philosophische Vorlesungen. Nach Ableistung seines Militärdiensts 1891 wirkte er ab 1892 als Assistent an der Abteilung für innere Medizin im Allgemeinen Krankenhaus in Lemberg und war daneben im chemischen Labor des Spitals tätig. 1894–97 fungierte er als Sekundararzt an der Abteilung für Infektionskrankheiten sowie daneben in gleicher Funktion 1896–97 an der Abteilung für innere Medizin. 1897 wurde er Chefarzt der Abteilung für Infektionskrankheiten; 1926 trat er in den Ruhestand. Unter seiner Ägide wurden 1912 neue Gebäude für Patienten mit Infektionskrankheiten errichtet. A. zählte zu den besten Klinikern in Lemberg, wobei sein Schwerpunkt auf der Anwendung und Auswertung von biochemischen Tests bei Infektionskrankheiten lag. Sein wissenschaftliches Œuvre umfasst daher Arbeiten auf dem Gebiet der Biochemie, insbesondere beschäftigte er sich mit den Eigenschaften und der Bestimmung von Sulfhydrylgruppen in Proteinen, mit Cystein, mit Hämatinen sowie mit Neprilysin. 1898 beschrieb er eine neue Methode zur Erfassung kleinster Mengen von Bilirubin im Urin. Bedeutend sind zudem seine Forschungen zur Farbreaktion des Harns, beispielsweise der Nachweis von Acetessigsäure mit Nitroprussidnatrium, die u. a. die Aufmerksamkeit des Biologen David Keilin sowie des Biochemikers und Mediziners Sir Frederick Gowland Hopkins erregten. Erwähnenswert sind seine Beiträge „Eine neue Nitroprussidreaktion des Harnes“ (in: Hoppe-Seyler’s Zeitschrift für physiologische Chemie 49, 1906) sowie „Weitere Beobachtungen über die Arnoldsche Harnreaktion mit Nitroprussidnatrium“ (ebd. 83, 1913). Darüber hinaus arbeitete er zu Themen aus der Infektiologie, insbesondere über die Wirkung des Meningokokkenserums, über Symptome und Folgen von Typhus- und Fleckfiebererkrankungen sowie über die Wirkung intravenöser Collargolinjektionen. Seine vielfach auf Deutsch verfassten Beiträge veröffentlichte er u. a. in der „Wiener klinischen Wochenschrift“, im „Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften“, im „Centralblatt für innere Medicin“ und in der „Berliner klinischen Wochenschrift“, weiters publizierte er in den Fachorganen „Przegląd Lekarski“, „Polska Gazeta Lekarska“ sowie „Polskie Czasopismo Lekarskie“. A. war ab 1922 korrespondierendes Mitglied der Akademia Nauk Lekarskich in Warschau (Akademie der medizinischen Wissenschaften) sowie ab 1930 korrespondierendes Mitglied der Polska Akademia Umiejętności.

Weitere W.: s. Mozołowski.
L.: Fischer; Lex. böhm. Länder; W. Mozołowski, in: Postępy Biochemii 12, 1966, S. 587ff. (mit W.); E. H. Nieciowa, Członkowie Akademii Umiejętności oraz Polskiej Akademii Umiejętności 1872–1952, 1973, S. 42; A. Śródka, Uczeni polscy XIX-XX stulecia 1, 1994; Leksykon historii Polski, ed. M. Czajka u. a., 1995; J. B. Gliński, Słownik biograficzny. Lekarzy i farmaceutów ... 2, 1999; Deržavnyj archiv Ľvivsʼkoji oblasti, L’viv, Ukraine.
(B.-S. Nadraga – M. Nadraga)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)