Auböck, Carl d. Ä. (1900–1957), Designer und Maler

Auböck Carl d. Ä., Designer und Maler. Geb. Wien, 25. 8. 1900; gest. ebd., 19. 7. 1957. Sohn von Karl Heinrich Auböck, der eine Werkstatt für Gürtler- und Bronzearbeiten in Wien-Neubau leitete, Vater von →Carl Auböck d. J.; ab 1923 verheiratet mit der bulgarischen Künstlerin Mara Utschkunowa. – 1914–17 absolvierte A. im väterlichen Betrieb die Lehre, besuchte parallel dazu die Wiener Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und 1919 die private Kunstschule des Schweizer Kunstpädagogen und Malers Johannes Itten in Wien. Nachdem Itten von Walter Gropius an das Bauhaus in Weimar berufen worden war, folgte ihm A., verließ das Bauhaus jedoch 1921 im Zuge einer künstlerischen Rebellion gegen Itten und zog nach Florenz. Nach seiner Heirat kehrte er 1923 nach Wien zurück und arbeitete in der väterlichen Werkstatt. Sein eigentliches Interesse galt damals jedoch der Malerei: Unter dem Einfluss Paul Klees, den A. in Weimar kennengelernt hatte, entstanden Aquarelle, die neben den Arbeiten des Wiener Kinetismus zu den frühesten abstrakten Werken der österreichischen Moderne zählen. Erst nach dem Tod des Vaters (1925) entwarf A. die ersten eigenständigen Designobjekte, die in der Zeit um 1934, als er den Meisterbrief erhielt, im Stil der sogenannten Stromlinienform gefertigt wurden (Pfeifenständer „Lyra“, 1938). Der Ausbruch des 2. Weltkriegs hatte für A. als Künstler keine negativen Auswirkungen, da er ab 1933 illegales Mitglied der NSDAP und später der SA war. Auch aufgrund der eigenständigen künstlerischen Entwicklung des sogenannten Biomorphen Stils – der die Formensprache der Aquarelle der frühen 1920er-Jahre auf Designobjekte übertrug – wurde A. zu einem Wegbereiter und Hauptvertreter des organischen Designs der 1940er- und 1950er-Jahre in Europa und erzielte erste öffentliche Erfolge: 1941 wurde ihm eine Goldmedaille auf der Mailänder Triennale verliehen, 1943 wurde er eingeladen, sich an der Ausstellung „Deutsche Wertarbeit“ im Kunstgewerbemuseum Zürich zu beteiligen, und 1944 widmete der Wiener Kunsthandwerkerverein seinem Werk eine Schau. 1944 erhielt er auch den Alfred-Roller-Preis der Stadt Wien für besondere Leistungen im Bereich des Kunsthandwerks. Durch das Interesse der Abteilung für Kulturellen Austausch der amerikanischen Besatzungsmacht an seiner Arbeit gelang dem Künstler nach 1945 rasch der Durchbruch zum international anerkannten Designer. Von seinen Werken erlangten Entwürfe für vorgefertigte, vom Kunden zusammenbaubare Möbel als Vorstufe des Industrial Design, der „Baumtisch“ als surrealistisches „ready-made“, die „Umkehrlampe“ in ihrer Kombination von Funktionalität und humorvoller Transformation sowie die Türbeschläge der Wiener Staatsoper als prestigeträchtiger Auftrag große Bekanntheit in Europa, den USA und Ostasien. Weiters zählte er 1948 zu den Gründungsmitgliedern der Österreichischen Werkstätten. Daneben beteiligte er sich an zahlreichen Ausstellungen: 1946 stellte A. bei einer Schau des Österreichischen Werkbunds in Zürich aus, 1950 und 1955 bei den Wiener Werkbundausstellungen sowie 1952 erstmals in New York. Höhepunkte bildeten weitere Teilnahmen an der Triennale in Mailand 1947 und 1954, wo er erneut zwei Goldmedaillen erhielt. Auch die häufige Präsenz seiner Werke im „International design annual. IDEA“ legt Zeugnis für den weltweiten Ruf des Künstlers ab. 1952 schuf der amerikanische Photograph Yoichi Okamoto ein ca. 20 Aufnahmen umfassendes, künstlerisch hochwertiges Porträt A.s, das vom United States Information Service im Rahmen der Wechselausstellung „Schöpferisches Österreich“ gezeigt wurde.

Weitere W.: Buchinger, 1998.
L.: AKL; C. A. 1900–1957. Maler und Designer, Wien 1997 (Kat.); G. Buchinger, C. A. (1900–1957). Das Werk eines Wiener Bauhaus-Schülers, phil. Diss. Wien, 1998 (mit W.); Die Kataloge der Werkstätte C. A., 1925–75, ed. C. Auböck, 2004; G. Buchinger, in: C. A. Architekt 1924–93. Design for Modern Living, ed. M. Kuzmany, 2009, S. 14ff.; O. Rathkolb, in: Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“. Forschungsprojektendbericht, 2013, S. 129f.
(G. Buchinger)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)