Auernhammer (Aurenhammer, Aurnhammer), Josepha Barbara (1758–1820), Pianistin und Komponistin

Auernhammer (Aurenhammer, Aurnhammer) Josepha Barbara, Pianistin und Komponistin. Geb. Wien, 25. 9. 1758 (Taufdatum); gest. ebd., 30. 1. 1820. Tochter von Johann Michael Auernhammer (1718–1782) und Elisabeth Timmer (1723–1802), der Tochter des Wiener Hofkapellenmitglieds Franz Joseph Timmer (1695–1731), ab 1786 mit dem Wiener Magistratsrat Johann Bessenig (1752–1837) verheiratet. – Über A.s ersten Musikunterricht liegen keine Nachrichten vor, doch könnte einer ihrer musikalischen Großonkel mütterlicherseits, etwa der k. k. Kammermusikus Joseph Carl Timmer (1698–1785), das Talent des Mädchens gefördert haben. Namentlich bekannt sind erst die Klavierlehrer der bereits Erwachsenen: Georg Friedrich Richter, →Leopold (Johann) Anton Koželuch und Wolfgang Amadeus Mozart. Mozarts regelmäßige Anwesenheit in A.s Elternhaus ist ab 1781 dokumentiert, wobei er A.s Spieltechnik zu schätzen wusste, ihren musikalischen Ausdruck jedoch bemängelte. Die Wertschätzung drückte sich in mehreren gemeinsamen Auftritten in Wien 1781/82 und vielleicht auch 1784/85 (die Sonate für zwei Klaviere KV 448 verdankt einem solchen Auftritt ihre Entstehung) sowie in Widmungen Mozarts (Sonaten für Klavier und Violine KV 296 und 376–80) aus. Nach dem Tod des Vaters wohnte A., vermutlich auf Mozarts Vermittlung hin, bei Maria Elisabeth Baronin Waldstätten, nachdem eine Anstellung bei Leopold Joseph Gf. von Kuenburg in Salzburg nicht zustande gekommen war. Ihren ursprünglichen, Mozart gegenüber geäußerten Plan, noch zwei oder drei Jahre zu studieren und dann als Pianistin nach Paris zu gehen, verwirklichte sie nicht. Nach ihrer Heirat trat A. weiterhin öffentlich, u. a. fast jährlich in einem eigenen Konzert im National-Hoftheater, unter ihrem Mädchennamen auf, erst 1813 zog sie sich nach zunehmend negativer Kritik ins Privatleben zurück. In ihren Kompositionen nimmt das Klavier eine zentrale Stellung ein, als Verleger wählte sie stets bekannte Namen (Artaria, Breitkopf & Härtel, Cappi u. a.). Von den vier Kindern A.s erbte Marianna Clara, verheiratete Czegka (geb. Wien, 13. 12. 1786; gest. nach 1837), das mütterliche Talent, trat gemeinsam mit dieser in Konzerten auf (unter dem Ps. Auenheim) und war als Sängerin (1809–14 am Kärntnertortheater), Gesanglehrerin und vielleicht auch als Komponistin tätig.

W.: 2 Klaviersonaten; Sonate für Klavier und Violine; Klaviervariationen über Themen von Mozart (6 Variationen über „Der Vogelfänger bin ich ja“, 1792), Giovanni Paisiello, Luigi Cherubini, Salvatore Viganò und Antonio Salieri; Menuette für Klavier; 6 deutsche Lieder.
L.: Grove, 1980, 2001; MGG II; O. E. Deutsch, Das Fräulein von A., in: Mozart-Jahrbuch 1958, S. 12–17; ders., Mozart, 1961, s. Reg.; W. A. Mozart, Briefe und Aufzeichnungen, ed. W. A. Bauer – O. E. Deutsch, 1–7, 1962–75, s. Reg.bd. 7; H. W. Hamann, Mozarts Schülerkreis, in: Mozart-Jahrbuch 1962/63, S. 115–139; R. Angermüller, „an die Auerhamer bitte kein kompliment“, in: Mitteilungen der Internationalen Stiftung Mozarteum 30, 1982, H. 3/4, S. 8–14; Das Mozart-Kompendium, ed. H. C. R. Landon, 1991, s. Reg.; H. Hirasawa, J. B. v. A., phil. DA Wien, 1993; P. Clive, Mozart and His Circle, 1993, s. Reg.; D. Link, The National Court Theatre in Mozartʼs Vienna, 1998, s. Reg.; E. Marx – G. Haas, 210 Österreichische Komponistinnen …, 2001, S. 43–46; Das Mozart-Lexikon, ed. G. Gruber – J. Brügge, 2005; M. Lorenz, New and Old Documents Concerning … J. A., in: Eighteenth-Century Music 3, 2006, S. 311–322; R. Nopp, Frau und Musik, o. J., S. 62–109.
(Ch. Fastl)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)