Augapfel, Julius (1892–1944), Rabbiner

Augapfel Julius, Rabbiner. Geb. Jaroslau, Galizien (Jarosław, PL), 19. 4. 1892; gest. KZ Auschwitz, Deutsches Reich (PL), 1. 10. 1944; mos. Sohn des Kaufmanns Mayer (Maier) Augapfel (1865–1932), Vorstandsmitglied des Tempelvereins Marpelene Nefesch in der Glockengasse (Wien 2); verheiratet mit Rosa Augapfel, geb. Zuckermann (geb. Kolomea, Galizien / Kolomyja, UA, 1895). – Nach der Matura am Gymnasium in Wien 2 studierte A. an der Universität Wien 1910–14 Orientalistik (1914 Dr. phil.) sowie 1915–18 Rechtswissenschaften (1919 Dr. iur., 1940 ab- und 1955 posthum wieder zuerkannt). Daneben besuchte A. die Wiener Israelitisch-Theologische Lehranstalt. 1914 wurde er Rabbiner in Salzburg, während des 1. Weltkriegs wirkte er u. a. als Feldrabbiner. Ab 1926 war A. als Rabbiner und Religionslehrer im ostpreußischen Insterburg tätig, wo er später auch eine zionistische Gruppe leitete; ab 1926 Mitglied im Allgemeinen Deutschen sowie im Nordostdeutschen Rabbinerverband, erst als stellvertretender Vorsitzender und später als Vorsitzender. In den 1930er-Jahren bewarb er sich mehrmals für Rabbinerstellen in Wien. Als sich 1931/32 die Ernennung von →David Feuchtwang und →Israel Taglicht zu Oberrabbinern und das Freiwerden ihrer bisherigen Kanzeln abzeichnete, setzte sich der ab 1926 in den USA wirkende Historiker Salo W. Baron vergeblich bei der Wiener Kultusgemeinde für seinen Jugendfreund A. ein. Auch als 1933 der Rabbinerposten im Tempel in der Turnergasse (Wien 15) frei wurde, bewarb sich A. erfolglos um diese Stelle. 1934 wurde er in Insterburg wegen fehlender Staatszuschüsse gekündigt, 1936 bewarb er sich für das Rabbinat in Erfurt. Baron bemühte sich ab 1938 unermüdlich, seinem Freund die Flucht in die Vereinigten Staaten zu ermöglichen, jedoch vergeblich. Rabbiner Henry E. Kagan schickte A. im Dezember 1938 ein Affidavit und einen Angestelltenvertrag der Progressive Congregation Anshe Poilin in Coney Island, laut dem er 1.000 $ im Jahr verdient hätte. Dennoch wurde A. im März 1939 vom US-Konsulat in Berlin ein Visum verweigert, worauf A. in die Niederlande ging, wo er 1940 in Lagerhaft genommen wurde und als Seelsorger im KZ Westerbork wirkte. Im September 1944 wurde er nach Theresienstadt und von dort weiter nach Auschwitz deportiert.

W.: Babylonische Rechtsurkunden aus der Regierungszeit Artaxerxes I. und Darius II., 1914; Das kitāb im Qurân, in: Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 29, 1915.
L.: Hdb. Rabb. 2/1; Die Wahrheit 48, 1932, Nr. 37, S. 7; Bewährung im Untergang, ed. E. G. Lowenthal, 1965, s. Reg. (mit Bild); Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945, ed. J. Walk, 1988; H. Göppinger, Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich“, 2. Aufl. 1990, S. 238; Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938 (nur online, Zugriff 7. 1. 2015); Holocaust.cz (Zugriff 7. 1. 2015); UA, Wien; Stanford University, Nachlass Baron, CA, USA.
(E. Adunka)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)