Auinger, Mathias d. J. (1811–1890), Paläontologe

Auinger Mathias d. J., Paläontologe. Geb. Lindach, Gemeinde Laakirchen (Oberösterreich), 23. 5. 1811; gest. Hernals, Niederösterreich (Wien), 11. 10. 1890; röm.-kath. Sohn des Bauern Mathias Auinger d. Ä. und von Maria Anna Auinger, geb. Pirschinger. – A. besaß keine höhere Schulbildung, nach absolviertem Militärdienst diente er ab 1831 über 18 Jahre weiter beim Militär, zunächst im Kürassier-Regiment König von Sachsen Nr. 3, ab 1841 bei der Hofburgwache. Im Juni 1849 wurde er an das Mineralien-Cabinet der Vereinigten k. k. Naturalien-Cabinete übernommen und arbeitete hier zunächst als Hofhausknecht, ab 1859 als Aufseher. 1871 trat er in den Beamtenstand, wurde 1878 als erster Aufseher pensioniert, bearbeitete aber noch bis 1882 ehrenamtlich die paläontologische Sammlung des Naturhistorischen Hofmuseums. A. bildete sich autodidaktisch durch präzise Beobachtungsgabe und Fleiß zu einem der ersten Kenner miozäner Fossilien des Wiener Beckens heran, wodurch er nationale und internationale Anerkennung erlangte. Im Auftrag des Hof-Mineralien-Cabinets unternahm er ausgedehnte Aufsammlungen an den klassischen Fundstellen des Wiener Beckens und sortierte die Ausbeute. Gerade bei Kleinfossilien wie Bryozoen oder Foraminiferen erwarb sich A. eine umfassende Formenkenntnis, die er bereitwillig Fachwissenschaftlern zur Verfügung stellte. An dem Werk „Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien“ (1851–71, in Lieferungen) des Geologen →Moriz Hoernes hatte A. wesentlichen Anteil; zusammen mit →Rudolf Hoernes publizierte er ab 1879 „Die Gasteropoden der Meeres-Ablagerungen der ersten und zweiten miocänen Mediterran-Stufe in der österreichisch-ungarischen Monarchie“ (1879–91, in Lieferungen, anfangs als Abhandlungen der Geologischen Reichsanstalt Band 12, Heft 1), worin sich zahlreiche Artneubeschreibungen befinden. Schon 1871 hatte A. ein „Tabellarisches Verzeichniss der bisher aus den Tertiaerbildungen der Markgrafschaft Mähren bekannt gewordenen fossilen Conchylien auf Grundlage der Sammlung des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes“ (in: Verhandlungen des naturforschenden Vereines in Brünn 9, Abhandlungen) vorgelegt. 1882 wurde er zum Korrespondenten der Geologischen Reichsanstalt in Wien ernannt.

L.: NDB; R. Hoernes, in: Annalen des k. k. naturhistorischen Hofmuseums 5, 1890, Notizen, S. 103ff.; D. Stur, in: Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1890, S. 257f.; American Naturalist 25, 1891, S. 510; K. Schwippel, in: Gaea 28, 1892, S. 407; K. Lambrecht u. a., Palaeontologi (= Fossilium Catalogus 72), 1938; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Catalogus fossilium Austriae 15), 1971; W. A. S. Sarjeant, Geologists and the history of geology 2, 1987; Naturhistorisches Museum, Pfarre Hernals, beide Wien; Pfarre Lindach, Oberösterreich.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)