Aurenhammer, Hans (1920–1995), Kunsthistoriker und Museumsdirektor

Aurenhammer Hans, Kunsthistoriker und Museumsdirektor. Geb. Wien, 29. 5. 1920; gest. Wien, 4. 7. 1995; röm.-kath. Sohn des Drehers und Kraftfahrers Vinzenz Aurenhammer (geb. Wien, 23. 1. 1895; gest. bei Gorki, UdSSR / Nischni Nowgorod, Russische Föderation, 15. 12. 1945) und dessen Frau Josefine Aurenhammer, geb. Lang (geb. Wien, 2. 1. 1897; gest. Wien, 26. 3. 1978), Vater der Archäologin Maria Aurenhammer und des Kunsthistorikers Hans Aurenhammer; ab 1952 verheiratet mit der Kunsthistorikerin Gertrude Aurenhammer, geb. Mayer (geb. Wien, 4. 10. 1925; gest. Wien, 20. 8. 2022). – Aurenhammer besuchte erst das Bundesrealgymnasium in Wien 21, dann jenes in Wien 8, ehe er 1938 an der Bundeserziehungsanstalt für Knaben in Wien-Breitensee maturierte. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft in der UdSSR belegte Aurenhammer ab 1948 die Fächer Kunstgeschichte, Archäologie, Volkskunde und Geschichte an der Universität Wien. 1952 schloss er sein Studium bei Karl Maria Swoboda mit einer Dissertation zu marianischen Gnadenbildern des Barock in Niederösterreich ab, die 1956 zur Publikation gelangte („Die Mariengnadenbilder Wiens und Niederösterreichs in der Barockzeit. Der Wandel ihrer Ikonographie und ihrer Verehrung“). Ergänzend absolvierte er den Kurs am Institut für österreichische Geschichtsforschung und eine Ausbildung zum Gemälderestaurator an der Akademie der bildenden Künste. 1948–50 war er als freier Mitarbeiter im Bundesdenkmalamt sowie im Volkskundemuseum tätig. 1950–52 arbeitete er als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. 1952 folgte eine Beschäftigung am Heeresgeschichtlichen Museum, von wo er 1955 an die Österreichische Galerie im Belvedere wechselte. Er wirkte dort als Kustos und 1969–82 schließlich als Direktor. Seine wissenschaftliche Tätigkeit bis zu seinem Amtsantritt als Direktor war sehr reichhaltig. Er veröffentlichte Monografien über Johann Bernhard Fischer von Erlach (1957), Anton Dominik Fernkorn (1959) sowie Martino Altomonte (1965). Seine Beschäftigung mit dem Belvedere setzte mit einer Studie zu dessen Gartenanlage ein („Ikonographie und Ikonologie des Wiener Belvederegartens“, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 17, 1956) und fand mit dem Kommentarband zum Stichwerk von Salomon Kleiner einen Höhepunkt („Wiennerisches Welttheater. Das barocke Wien in Stichen 2/2. Das Belvedere in Wien“, 1969). Letzterer entstand unter Beteiligung seiner Frau Gertrude Aurenhammer, die ebenfalls eine Kunsthistorikerin mit Schwerpunkt Barock war und auch an weiteren gemeinsamen Publikationen mitwirkte. Als längerfristiges Projekt entpuppte sich sein „Lexikon der christlichen Ikonographie“, von dem 1959–67 jedoch lediglich der erste Band in Teillieferungen erschien. Daneben entstanden mehrere Beiträge zu Themen des 18. und 19. Jahrhunderts, insbesondere für die „Mitteilungen der Österreichischen Galerie“. Aurenhammers Interesse galt jedoch nicht allein dem Barock. Als Direktor der Österreichischen Galerie initiierte er auch Ausstellungen moderner und zeitgenössischer Kunst. Darunter finden sich Präsentationen von Josef Pillhofer (1971), Joseph Floch (1972), Hans Fronius (1973), Curt Stenvert (1975), Karl Stark (1977) und Arnulf Rainer (1978). Wegweisend war darüber hinaus jene Schau, die sich 1980 unter dem Titel „Die uns verließen“ mit Künstlerinnen und Künstlern befasste, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden respektive emigrieren mussten. Unter seiner Direktion erfolgte eine grundlegende Neuaufstellung sämtlicher Sammlungsbereiche. Weiters initiierte er die Bearbeitung wissenschaftlicher Bestandskataloge der Sammlungen mittelalterlicher und barocker Kunst, die von Elfriede Baum umgesetzt wurde. Die Erforschung der Kunst in Österreich war Aurenhammer ein wichtiges Anliegen. Aus diesem Grund erweiterte er die „Mitteilungen der Österreichischen Galerie“ zu einem Jahrbuch und förderte die Herausgabe von Monografien über Künstler wie →Hans Makart, →Ferdinand Georg Waldmüller, Daniel Gran und Franz Xaver Messerschmidt. Nicht zuletzt forcierte er neben der Kooperation mit heimischen Landesmuseen internationale Kontakte, wobei sein Interesse besonders den Ländern des damaligen Ostblocks und Jugoslawien galt. Der Austausch mit Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern in der Tschechoslowakei, in Ungarn, Jugoslawien und in der Sowjetunion mündete auch in Ausstellungen wie „Die Szolnoker Malerschule“ (1975/76) und „Slowenische Impressionisten und ihre Vorläufer aus der Nationalgalerie in Ljubljana“ (1979).

Weitere W. (s. auch Mitteilungen der Österreichischen Galerie, 1985, S. 5ff.): Die Kapelle im Oberen Belvedere, 1977.
L.: WZ, 13., Die Presse, 18. 7. 1995; Kunsthistoriker Aktuell 12, 1995, Nr. 3, S. 5, 9; Personenlexikon zur österreichischen Denkmalpflege, ed. Th. Brückler – U. Nimeth, 2001; Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere, Pfarre Döbling, beide Wien.
(Georg Lechner)   
Zuletzt aktualisiert: 15.7.2024  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 12 (15.07.2024)