Auspitz-Kolár, Auguste (Augusta); geb. Kolárová (1843–1878), Pianistin und Komponistin

Auspitz-Kolár Auguste (Augusta), geb. Kolárová, Pianistin und Komponistin. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 1843 oder 1844; gest. Wien, 26. 12. 1878; röm.-kath. Tochter von Anna Manetínská-Kolárová (1817–1882), Schauspielerin am Prager Ständetheater, und →Josef Jiří Kolár, Cousine der Pianistin Katharina Smetana, geb. Kolárová, der ersten Frau →Friedrich Smetanas; ab 1868 mit →Heinrich Auspitz verheiratet. – A. wurde ab ca. 1854 an den renommierten Prager Musikinstituten von Smetana und →Josef Proksch ausgebildet. 1862 ging sie, begleitet von ihrer Mutter, nach Paris und schloss dort ihr Klavierstudium privat bei der Pianistin Wilhelmine Clauss-Szarvady ab. Sie debütierte in Wien 1865 in den Hellmesberger-Quartettsoiréen mit Beethovens Klaviertrio Es-Dur (op. 70 Nr. 2) und gab im November desselben Jahres auch ihr Debüt in den Wiener Philharmonischen Konzerten mit Felix Mendelssohn Bartholdys Klavierkonzert g-Moll unter der Leitung von →Felix Otto Dessoff. 1866 ließ sie sich in Wien nieder und konnte sich in den folgenden Jahren im österreichisch-ungarischen Musikleben als Pianistin etablieren. Sie trat als Solistin in Orchesterkonzerten auf und galt zudem als herausragende Kammermusikerin. Neben den Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, →Ludwig van Beethoven und Felix Mendelssohn Bartholdy waren es v. a. die Kompositionen Robert Schumanns, mit denen sie Musikkritik und Publikum begeisterte. Im Dezember 1868 konzertierte A. ein weiteres Mal mit den Wiener Philharmonikern und spielte dabei Schumanns Klavierkonzert a-Moll, wiederum unter der Leitung von Dessoff. Im Frühjahr 1870 trat sie in der Wiener Singakademie u. a. mit Mozarts Fantasie c-Moll, einem Scherzo b-Moll von Chopin sowie Beethovens Klaviertrio B-Dur (op. 97) auf. Während der Wiener Weltausstellung 1873 gab sie zwei Soiréen, bei denen →Josef Hellmesberger d. Ä. und →Heinrich Röver mitwirkten. 1869 und 1870 verbrachte A. zudem jeweils eine Saison in London, wo sie u. a. im April 1870 im Londoner Crystal Palace auftrat und im Juni 1870 ein eigenes Konzert in der Londoner Lord Dudley’s Gallery veranstaltete, bei dem auch der Sänger Julius Stockhausen mitwirkte. Mehrere Kompositionen A.s wurden während ihrer Studienzeit u. a. bei Bartholf Senff in Leipzig verlegt und lassen sich anhand der Hofmeisterʾschen Musikalienkataloge nachweisen, darunter ein „Scherzo fantastique“ op. 2 (1863) und „Dans la Forêt. 3 Morceaux caractéristiques“ (Waldbilder) op. 6 (1865). Zudem soll sie Etüden und Lieder komponiert haben. Ein Teilnachlass in der Music Division der New York Public Library, New York, enthält u. a. auch literarische Arbeiten.

L.: Frank–Altmann; Lex. böhm. Länder; Mendel-Reissman (auch Erg.bd.); Pazdírek; E. Hanslick, Geschichte des Concertwesens in Wien, 1869, S. 418 (s. Kolar); E. Hanslick, Aus dem Concertsaal, 1870, S. 338; Der Klavier-Lehrer 2, 1879, S. 20; Musikalisches Wochenblatt 10, 1879, S. 26; F.-J. Fétis, Biographie universelle des musiciens. Supplément et complément, ed. A. Pugin, 2, 1880; A. Michaelis, Frauen als schaffende Tonkünstler, 1888; R. v. Perger, Fünfzig Jahre Wiener Philharmoniker, 1910, S. 94; Pfarre Unsere Liebe Frau zu den Schotten, Wien; Národní archiv, Praha, CZ.
(S. Wenzel)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)