Autzinger, Louise (Maria); verheiratete Autzinger-Mrak (1923–1986), Textilkünstlerin und Grafikerin

Autzinger Louise (Maria), verheiratete Autzinger-Mrak, Textilkünstlerin und Grafikerin. Geb. Stadl-Paura (Oberösterreich), 24. 2. 1923; gest. Wien, 22. 4. 1986; röm.-kath. 1958–66 verheiratet mit Robert Mrak. – Über Autzingers Kindheit ist wenig bekannt, vermutlich erfolgte schon bald nach der Geburt gemeinsam mit der Mutter der Umzug nach Perchtoldsdorf bei Wien. Während der Kriegsjahre arbeitete Autzinger bei den Edelstahlwerken Gebrüder Böhler & Co als Sekretärin. Anschließend begann sie mit ihrer kunstgewerblich-künstlerischen Ausbildung. Dem Besuch der Modeschule der Stadt Wien im Schloss Hetzendorf folgte ab 1946/47 ein Studium an der Akademie für angewandte Kunst in der Fachklasse für Mode und Werkstätte für Textilarbeiten bei Eduard Josef Wimmer-Wisgrill, wo sie ihren späteren Mann kennenlernte. 1951 schloss Autzinger die Akademie ab (1955/56 scheint sie dort nochmals in der Meisterklasse für Druckverfahren von Franz Herberth auf). Ihre Diplomarbeit, eine Grafikmappe mit Zeichnungen zu Goethes „Faust“, wurde noch im selben Jahr von der Albertina angekauft. Es folgten Studienreisen nach Paris (Winter 1952/53, grafische Techniken bei Johnny Friedlaender) und Rom (1953/54, Atelier Capogrossi). Ausgehend von der Mode und dem Thema Tanz fand sie in ihrer Kunst mit der Zeit zu einem immer freieren, abstrahierten Ausdruck und zu neuen Aufgabenstellungen. Zu Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit war Autzinger Mitglied des Neuen Hagenbunds, wechselte dann jedoch zur Künstlergruppe Der Kreis. Mit ihren ab 1954 entstandenen Bildteppichen war sie zudem Teil der sich entwickelnden modernen Textilszene. Ihre erste Einzelausstellung fand unter dem Titel „Blick in die Werkstatt einer Gobelinweberin – Louise Maria Autzinger“ 1955 in der Galerie in der Grünangergasse in Wien statt. 1957 folgte eine weitere Einzelausstellung im Museum für angewandte Kunst mit sechs Gobelins und zehn grafischen Arbeiten, darunter der Gobelin „Mensch im Fels“ von 1956/57. An internationalen Ausstellungsbeteiligungen sind folgende drei hervorzuheben: 1961 war sie mit ihren beiden um 1960/61 entstandenen Bildteppichen „Wald I“ und „Wald II“ auf der Ausstellung Tapisseries autrichiennes in Felletin in Frankreich vertreten, 1962 wurden ihre Grafiken in der Galerie Läubli in Zürich gemeinsam mit Werken von Nelly Bär und Emil Hartmann ausgestellt, und 1963 nahm sie mit den Gobelins „Komposition“ (1958) und „Jugoslavia“ (1957) an der 7. Biennale von São Paolo teil. Die dritte Einzelausstellung der Künstlerin fand 1964 in der Galerie im Griechenbeisl in Wien statt. Gezeigt wurden 24 Federzeichnungen und sieben Bildteppiche, darunter der Gobelin „Aufbruch“ (1963/64). Auf die Geburt ihres Sohnes (1963) folgten bald ruhigere Jahre, in denen Autzinger sich auf Grafisches konzentrierte. Sie war weiterhin bei Ausstellungen des Kreises vertreten und 1975 auch Teil einer von Karl Anton Fleck erstellten Porträtserie mit Kreis-Mitgliedern. Bei wichtigen Überblicksausstellungen zu Kunstschaffenden in Österreich (Österreichische Künstlerinnen der Gegenwart, Wien 1975) und zur Textilkunst (Textilkunst aus Österreich. 1900–1979, Schloss Halbturn 1979) waren Werke von ihr zu sehen. Mit ihren Bildteppichen gehört Autzinger zur ersten Generation der sogenannten Selbstweber. Nach den „Pionieren“ Fritz Riedl und Johanna Schidlo war sie die dritte der Moderne zuzurechnende Textilkünstlerin im Wien der Nachkriegszeit, die ihre Entwürfe wieder selbst in Wolle umsetzte und damit den auf sie folgenden Künstlern den Weg wies. Ihre Gobelins sind in der Artothek des Bundes, im MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst und in Privatbesitz aufbewahrt. Grafische Werke wie beispielsweise die Farblithografie „Vegetation“ (1956), die Tuschezeichnung „Kugelformen“ (1961), die Federzeichnung „Variationen III“ (1969) sowie spät entstandene Filzstiftzeichnungen finden sich heute in der Artothek des Bundes, dem Kulturamt der Stadt Wien, der Albertina, dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien, dem Wien Museum, der Österreichischen Galerie Belvedere, dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum sowie in Privatbesitz. Der Ausstellungskatalog „Künstlerinnen. Positionen 1945 bis heute. Mimosen – Rosen – Herbstzeitlosen“ beinhaltet Grafiken Autzingers (Krems 2003). Ferner ist sie in Elfriede Mejchars fotografischer Dokumentation „Künstler bei der Arbeit“ (2004) über Persönlichkeiten zwischen 1954 und 1961 neben →Maria Biljan-Bilger, Christa Hauer, Lotte Prohfohs, Therese Schulz, Elisabeth Turolt und Grete Yppen eine der sieben Frauen, die neben 29 Männern die Kunstszene vertreten. Autzinger erhielt den Theodor-Körner-Preis (1958), den Preis der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (1959), den Förderungspreis des Bundesministeriums für Unterricht in der Kategorie Wandteppich (1960) sowie den Förderungspreis des Bundesministeriums für Unterricht in der Kategorie Grafik (1961), die beiden Letzteren in Verbindung mit einem Stipendium. Auszeichnungen für grafische Arbeiten erfolgten beim Österreichischen Grafikwettbewerb in Innsbruck 1961 und 1964.

Weitere W.: Gobelins: Tanzende Paare, 1954, Frühlingslandschaft, 1955, Kampf der Insekten, 1957, Brennendes und Verglühendes, 1961/62, Kristall, o. J.; Kostüme für das Ballett „Geist der Rose“, 1955 (Wiener Staatsoper). – Grafiken: Gartenmohnblume I, 1956, Kathedrale von Glasgow, 1961, Lichtung, 1961, Wald I, 1962, Verdichtungen II.
L.: WZ, 4. 6. 1955; Volksblatt, 17., Oberösterreichische Nachrichten, 20. 3. 1964; AKL; Felletin. Tapisseries autrichiennes, en l’Eglise du Château, Paris 1961 (Kat.); H. Neuburg, in: Werk. Schweizer Monatsschrift für Architektur, Kunst, Künstlerisches Gewerbe 49, 1962, H. 7, S. 165; Moderne Wandteppiche aus Österreich / Tapeçarias modernas da Austria, VIIa Biennale de São Paolo 1963, Wien 1963 (Kat.); Louise Autzinger, Wien 1964 (Kat.); Österreichische Künstlerinnen der Gegenwart, Wien 1975 (Kat.); 30 Jahre Künstlergruppe „Der Kreis“. 1946–1976, Wien 1976 (Kat.); A. Völker, Textilkunst aus Österreich 1900–1979, Schloss Halbturn 1979 (Kat.); R. Schmidt, Österreichisches Künstlerlexikon, 1980; Der Kreis. Dokumentation einer Wiener Künstlervereinigung. 1946–1980, Wien 1981 (Kat.); Textilkunst Linz 81, Österreichische Tapisserie 1921–1980, Linz 1981 (Kat.); H. Krämer, Galerie im Griechenbeisl, 1960–1971, Wien 1995 (Kat.); E. Doppler, Blickwechsel und Einblicke. Künstlerinnen in Österreich, Wien 1999 (Kat.); Ch. Radner, Louise Autzinger und ihr Beitrag zur Textilkunst in Österreich nach 1945, phil. DA Wien, 2009 (mit Bildern); Universität für angewandte Kunst Wien; Website mrak.at (Zugriff 20. 9. 2023).
(Christina Radner)   
Zuletzt aktualisiert: 15.7.2024  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 12 (15.07.2024)