Awerzger, Arnold (1907–1976), Alpinist und Montanist

Awerzger Arnold, Alpinist und Montanist. Geb. Radenthein (Kärnten), 27. 3. 1907; gest. Radenthein, 27. 8. 1976; röm.-kath. Sohn der Köchin Juliana Abwerzger (sic!) (geb. 15. 2. 1875), Vater im Geburtenbuch nicht angeführt; verheiratet ab 1942, ab 1954 kirchlich mit Hildegard Hießleitner. – Awerzger besuchte die Volks- und Hauptschule in Radenthein und war ab 1923 Bergeleve in der Mitterberger Kupfer AG in Mühlbach am Hochkönig. Zunächst als Hauer und dann als Markscheidergehilfe tätig, wurde er 1927 in ein Angestelltenverhältnis übernommen und wirkte als Bergarbeiter, Vermessungsgehilfe und schließlich als Betriebsbeamter. 1929 bestand er die Bergführer- und 1931 die staatliche Skilehrerprüfung. Bereits von 1929 bis 1932 als Skilehrer am Arthurhaus (Hochkönig) tätig, fungierte er anschließend bis 1939 als solcher in St. Christoph am Arlberg. In den Sommermonaten arbeitete er als Bergführer. Nach Ablegung der Matura in München studierte Awerzger 1938–41 Bergwesen an der Montanuniversität in Leoben. Daneben hatte er eine Assistentenstelle an der Lehrkanzel für Maschinenbaukunde inne. Außerdem absolvierte er zumindest ein Semester an der Technischen Universität in Berlin-Charlottenburg. 1941 schloss er sein Studium als Diplom-Bergingenieur nach Abfassung der Diplomarbeit „Die Einwirkungen des Bergbaues auf Wasserstraßen“ ab. 1942–43 wirkte Awerzger als Messingenieur für das Schlumberger-Verfahren in Hannover und Wien, anschließend bis 1945 als Bohringenieur bei der Firma DEUTAG im Erdölgebiet in Neusiedl an der Zaya. Ab 1945 war er Betriebsleiter der Österreichisch-Amerikanischen Magnesit AG (ÖAMAG) in Radenthein und befasste sich weltweit mit Lagerstätten, Gewinnung und Verarbeitung von Magnesit. Dabei war er auch sieben Jahre lang Bergbaubetriebsleiter auf der Millstätter Alpe. In der ÖAMAG verblieb er bis zum Ruhestand und stieg zum Prokuristen und Oberingenieur auf. Schließlich fungierte er als Bergbaubevollmächtigter für alle Bergbaubetriebe der ÖAMAG. Zwischen 1930 und 1939 unternahm Awerzger 50 Erstbesteigungen, davon 21 im Hochköniggebiet und weitere in den Hohen Tauern, auf dem Dachstein, in der Glocknergruppe und in den Lienzer Dolomiten. So gelangen ihm 1931 die erste Winterbesteigung des Großen Gamsleitenkopfs in den Mandlwänden, wo er auch Kletterfahrten mit Erwin Schneider machte, sowie im Sommer gemeinsam mit Richard Gerin und Roman Szalay die Erstbegehung der Nordostwand am Großen Bratschenkopf. 1936 war er Mitglied der Cordillera Blanca-Expedition in Peru, wo er u. a. mit Schneider diverse Fünf- und Sechstausender bestieg, und zwar den Nevado Champará (Erstbesteigung), den Quitaraju (Erstbesteigung), den Pucajirca, den Siula Grande (Erstbesteigung) und den Nevado Rasac. Im Zuge dessen führte er kartografische und meteorologische Arbeiten aus. Gemeinsam mit Schneider scheiterte er jedoch bei zwei Gipfelangriffen auf den 6.635 m hohen Nevado Yerupaja. Über die Cordillera Blanca und Zentralamerika hielt er anschließend Lichtbildvorträge. Awerzger erwarb sich zudem Verdienste im Bereich der Montangeschichte und historischer Technologien. In seiner Freizeit widmete er sich der Jagd und der Fischerei. Ebenso interessierte er sich für Mineralien und hielt Fachvorträge über Rohmagnesit und Magnesitlagerstätten. 1970 erschien sein Buch „Der Bergbau im Bezirk Spittal/Drau in Vergangenheit und Gegenwart“. Er war ab 1947 Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten, 1967 Mitbegründer und ab 1970 Leiter des Fachausschusses für Montangeschichte im Bergmännischen Verband Österreichs.

Weitere W.: Die Magnesitlagerstätte auf der Millstätter Alpe bei Radenthein (Kärnten), in: Radex-Rundschau 5/6, 1948 (gemeinsam mit F. Angel); Der untertägige Abbau der großräumigen Magnesitlagerstätte Millstätter Alpe, in: Radex-Rundschau 7/8, 1953; Die Entwicklung der österreichischen Magnesitbergbaue am Beispiel Radenthein, in: Montan-Rundschau 15, 1967.
L.: Kleine Volks-Zeitung, 16. 7., Salzburger Volksblatt, 24. 10. 1936; Oesterreichischer Bergsteigertriumph in Amerika, in: Erlaftal-Bote 46, 1936, Nr. 32, S. 7; G. B. Fettweis, In memoriam Arnold Awerzger, in: Erzmetall 30, 1977, S. 179f.; E. Krajicek, Arnold Awerzger, in: Carinthia II, 167/87, 1977, S. 431f. (mit Bild); AlpinWiki (mit Bild, Zugriff 16. 2. 2023); Pfarre Radenthein, Kärnten.
(Georg Vavra)   
Zuletzt aktualisiert: 15.7.2024  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 12 (15.07.2024)