Baar-Baarenfels, Eduard; eigentl. Baar von Baarenfels (1885–1967), Politiker und Offizier

Baar-Baarenfels Eduard, eigentl. Baar von Baarenfels, Politiker und Offizier. Geb. Laibach, Krain (Ljubljana, SLO), 3. 11. 1885; gest. Saalfelden (Saalfelden am Steinernen Meer, Salzburg), 14. 3. 1967; röm.-kath. Sohn des Generalmajors und Kommandanten der 42. Landwehr-Infanterie-Brigade Eduard Baar, der 1913 mit dem Prädikat „von Baarenfels“ in den Adelsstand erhoben worden war, und von Marianne Baar, geb. Pelikan; ab 1919 mit Elisabeth Baar-Baarenfels, geb. Freiin von Risenfels, verheiratet. – B. besuchte die deutsche Volksschule in Laibach, danach die Militärunterrealschule in Güns, die Oberrealschule in Mährisch Weißkirchen und schließlich die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt. 1905 wurde B. zum Dragonerregiment Graf Paar Nr. 2 ausgemustert; 1910 Oberleutnant. Im 1. Weltkrieg kämpfte er an der russischen und rumänischen Front, wurde mehrfach dekoriert und 1915 zum Rittmeister ernannt. Nach der Gründung der 1. Republik trat B. in die Volkswehr ein. Ab 1919 bewirtschaftete er das Gut seiner Gattin in Rohrbach bei Weistrach im Mostviertel. Bereits im Februar 1921 in den Ruhestand versetzt, wurde er noch im selben Jahr zum Major befördert. Seine darauffolgende politische Karriere verdankte B. seinem Engagement in der Heimwehr: 1929 Kommandant der Ortsgruppe Weistrach, später Heimatschutzführer des Gerichtsbezirks St. Peter in der Au, 1932 Stabschef des niederösterreichischen Heimatschutzes. Nach der Verhaftung des Führers des niederösterreichischen Heimatschutzes Albrecht Graf Alberti von Enno im Jänner 1934 wurde B. von Bundesführer Ernst Rüdiger Starhemberg zum geschäftsführenden Landesführerstellvertreter ernannt. Bald nach dem Verbot der sozialdemokratischen Partei stieg er im Februar 1934 auf Betreiben von Bundeskanzler →Engelbert Dollfuß zum Landeshauptmannstellvertreter von Niederösterreich auf. Während der Amtszeit von Landeshauptmann →Josef Reither als Landwirtschaftsminister (Juli 1934 bis Oktober 1935) fungierte B. als geschäftsführender Landeshauptmann. Danach folgte er →Emil Fey als Innen- und Sicherheitsminister nach, wurde Anfang 1936 Obmannstellvertreter des Niederösterreichischen Bauernbunds, erhielt im März den Titel eines Oberstleutnants und stieg im Mai als Nachfolger Starhembergs zum Vizekanzler und Frontführerstellvertreter der Vaterländischen Front (VF) auf. Ferner ernannte ihn Bundeskanzler Kurt Schuschnigg zum Generalkommandanten der neu geschaffenen Frontmiliz. Bald nach der Auflösung der privaten Wehrverbände im Herbst 1936 schied B. aus der Regierung und seiner Funktion in der Frontmiliz aus, verblieb aber bis Februar 1938 in der Führung der VF. Im November 1936 wurde er als österreichischer Gesandter nach Budapest berufen. Nach dem „Anschluss“ wurde er zunächst bei vollen Bezügen pensioniert, dann aber bereits im April 1938 verhaftet und über das Bezirksgericht Amstetten in das Polizeigefangenenhaus Rossauer Lände nach Wien verbracht. Im September desselben Jahres kam B. in das KZ Dachau, ein Jahr später in das KZ Flossenbürg, im März 1940 erneut nach Dachau. Im Mai 1941 entlassen, durfte er fortan die „Ostmark“ nicht mehr betreten. B. übersiedelte mit seiner Familie nach Oberbayern und arbeitete in einer Holzfabrik in Goldbach bei Aschaffenburg, die der I.G. Farben gehörte. Aus gesundheitlichen Gründen musste er den Dienst quittieren und wechselte im August 1942 nach Auschwitz-Monowitz, wo er in verschiedenen Abteilungen des Buna-Werks der I.G. Farben tätig war. Zu Kriegsende schlug er sich zu seiner Familie nach Saalfelden durch. 1947 sagte B. als Zeuge im Hochverratsprozess gegen den ehemaligen Direktor der Linzer Hermann-Göring-Werke Guido Schmidt aus und wurde auch im sogenannten I.G. Farben-Prozess als Zeuge einvernommen. In der Regierungsdiktatur des Ständestaats bekleidete der politisch unbedarfte B. hohe Positionen, blieb aber ohne nennenswerten Einfluss. Als Mitglied der Vereinigung katholischer Edelleute in Österreich war er konservativ-katholisch sowie monarchistisch gesinnt. B. war ein überzeugter Gegner der parlamentarischen Demokratie und gehörte in den zahllosen Richtungskämpfen innerhalb des Heimatschutzes zu den Gefolgsleuten Starhembergs.

W.: Erinnerungen, 1947 (Manuskript, KA, Wien).
L.: Mitteilungen der Österreichischen Land- und Forstwirtschaftsgesellschaft in Wien 57, 1934, S. 2; Österreichs Frontmiliz, ed. K. Russel, 1937, S. 22; W. Wiltschegg, Die Heimwehr, 1985, S. 87ff.; G. Enderle-Burcel, Christlich – Ständisch – Autoritär, 1991, S. 41ff.; A. Korp, Der Aufstieg vom Soldaten zum Vizekanzler im Dienste der Heimwehr. E. B., 1998.
(St. Eminger)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)