Baar Jindřich Šimon (Heinrich Simon), Ps. H. Podlesák, Jan Psohlavý, Fotograf Amatér, Šimon z Cyrény, Schriftsteller und Priester. Geb. Klentsch, Böhmen (Klenčí pod Čerchovem, CZ), 7. 2. 1869; gest. Kleneč pod Čerchovem, Tschechoslowakei (Klenčí pod Čerchovem, CZ), 24. 10. 1925; röm.-kath. Sohn einer Bauernfamilie, die ursprünglich aus Oberfranken stammte. Neffe des Priesters Josef Baar (geb. Klentsch, 31. 10. 1835; gest. Putim, Böhmen / Putím, CZ, 15. 12. 1907). – B. besuchte 1880–88 mit finanzieller Unterstützung seines Onkels das Gymnasium in Taus, trat anschließend in das Priesterseminar ein und studierte katholische Theologie an der Prager tschechischen Universität; 1892 Priesterweihe. Zuerst war B. als Kaplan in Pfraumberg tätig, 1893–95 in Brennporitschen, 1895 kurz als Pfarradministrator in Stochow, 1895–97 wieder als Kaplan in Ořech bei Prag sowie 1897–99 in Aunětitz. 1898 wurde er Pfarrer in Klobuky, wo er bis 1919 wirkte. Schon im Priesterseminar wurde er Mitglied des literarischen Vereins Růže Sušilova (später auch dessen Vorsitzender). Ab den 1890er-Jahren zählte er zu den Anhängern der katholischen modernistischen Reformbewegung und den Mitarbeitern von deren Zeitschriften („České květy“, „Nový život“, „Obrázková revue“, „Pod jedním praporem“). 1906 wurde er Mitglied des Schriftstellerverbands Máj. B. unternahm mehrere Reisen ins Ausland (1900, 1901, 1905 Deutschland, 1905 Belgien und Niederlande, 1907 Schweiz, 1910 Norditalien), nach Oberungarn und Galizien (1911) und wiederholt ins heutige Österreich. 1918 wurde er zum erzbischöflichen Notar ernannt. Nach der Gründung der Tschechoslowakei (1918) wurde er Vorsitzender des Vereins Jednota českého duchovenstva, zu dessen Zielen diverse Reformpläne (Aufhebung des Zölibats, Autonomie des Klerus, Lösung sozialer Probleme, tschechischsprachige Liturgie etc.) zählten. Nach dem neuerlichen Scheitern von deren Umsetzung zog B. sich zurück und widmete sich in seiner Heimatstadt nur noch dem Schreiben. Sein Vermögen hinterließ er der Stadt für die Gründung eines Stadtmuseums und einer Bibliothek. In seinem umfangreichen populären Werk, das zum tschechischen Realismus zählt, widmet er sich einfühlsam der Schilderung tabuisierter Themen (Zölibat, Sexualität) sowie dem politischen Engagement im Leben eines Priesters („Cestou křížovou“, 1900; „Farská panička“, 1908; „Skřivánek“, 1912, 2. erw. Aufl. 1925; „Holoubek“, 1921). Seine Beschreibungen des Dorflebens v. a. der Choden („Pro kravičku“, 1905; „Mžikové obrázky“, 3 Bde., 1909–14) sind von der spezifisch chodischen Folklore inspiriert. Er widmete sich sozialen Fragen („Jan Cimbura“, 1908; „Poslední z rodu Sedmerova“, 1908), wobei er sich oft antisemitischer Stereotypen bediente. Als B.s Hauptwerk gilt die historische Chodentrilogie („Paní komisarka“, 1923; „Osmačtyřicátníci“, 1924; „Lusy“, 1925), in der er u. a. die wachsende tschechische nationale Bewegung im „äußersten Westen Böhmens“ ansiedelt und die volksaufklärerische Tätigkeit von →Božena Němcová im Chodenland 1848 beschreibt. B. verfasste auch Feuilletons (u. a. für die Zeitschriften „Čech“, „Hlas“, „Nový věk“), sammelte Volkslieder, Sagen und Märchen seiner Heimat und schrieb Jugendliteratur. Zusammen mit seinem Biographen →František Teplý veröffentlichte er eine Geschichte von Klentsch („Klenčí, městečko na Chodsku“, 1909).