Bablik (Bablick), Christian Mauritz (1905–1970), Chirurg und Industrieller

Bablik (Bablick) Christian Mauritz, Chirurg und Industrieller. Geb. Wien, 8. 3. 1905; gest. ebd., 28. 9. 1970; röm.-kath., später evang. Sohn des Installateurs und Fabrikanten Heinrich Ludwig Bablik (geb. Wien, 27. 2. 1872; gest. 12. 7. 1934), der 1916 eine Feuerzinkerei in Brunn am Gebirge begründete, und von Augusta Karolin Bablik, geb. Witkowsky (geb. Wien, 21. 7. 1873; gest. 15. 10. 1938), Bruder des Notars und Präsidenten der Notariatskammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland Hans Bablik (geb. Wien, 19. 5. 1897; gest. 1957) und des Fabrikanten, Mitbegründers der industriellen Feuerverzinkung und der European General Galvanizers Association Heinz (Heinrich Ludwig) Bablik (geb. Wien, 23. 4. 1900; gest. 1961), die das väterliche Unternehmen übernahmen und 1926 die Brunner Verzinkerei Gebrüder Bablik gründeten, Vater der Unternehmerin und Kitzbüheler Stadträtin Gertraud Rief, geb. Bablik, und der Ärztin Christa Kränzl; verheiratet mit Dr. phil. Hedwig Bablik (1906–1982). – Nach der Matura am Staatsgymnasium Wien 19 studierte B. ab 1925/26 zunächst in Wien Medizin, pausierte mehrere Semester und brach das Studium 1934 ab. 1937 wurde er nach der Fortsetzung seines Studiums und der Ausbildung an der chirurgischen Universitätsklinik in Innsbruck bei Burghard Breitner zum Dr. med. promoviert. B. widmete sich der Forschung zum Nachweis des Einflusses von Sexualhormonen auf die Blutgerinnung und zu Bluttransfusionen. 1939 wurde er Mitglied der NSDAP und 1940 des NS-Ärztebunds. Ab 1939 war B. leitender Arzt der chirurgischen Abteilung des Altersheims Lainz, bis er 1942 nach eigenen Angaben „wegen politischer Interessen“ von der Gemeinde entlassen wurde. Zusammen mit Johann Lehmann und Karl Pozinsky führte B. bis 1944 im Psychiatrischen Krankenhaus Baumgartner Höhe Zwangssterilisationen durch. Als Militärarzt bei der Wehrmacht war er in Lemberg und später als Chirurg in einem Reservelazarett in Stockerau tätig. Nach dem Krieg widmete er sich der Herstellung von Blutderivaten und Impfstoffen gegen Kinderlähmung. Nach dem Tod seiner Brüder Hans und Heinz Bablik übernahm er die Leitung der Firma Heinz Bablik, die 1881 begründet worden war. Zu dieser gehörten die Wiener Gas-, Wasser- und elektrische Installationsfirma Heinrich Bablik und seit 1916 die Verzinkerei Werke AG in Brunn am Gebirge, der B. bereits 1936 als Verwaltungsrat angehörte. Die Firma hatte 1968 rund 700 Arbeiter und Angestellte. Neben B. waren auch Christa Kränzl, Gertraud Rief und Hedwig Bablik (ab 1974 alleinige) Gesellschafter der Firma. 1953 wurde B. Geschäftsführer in dem von Hans Eibl, Otto Schwarz und dem Apotheker Wilhelm Fux zur Erforschung und Herstellung von Blutderivaten und Impfstoffen gegründeten Österreichischen Institut für Haemoderivate, das mit Familienkapital finanziert wurde und 1999 mit der Immuno AG und der Baxter International Inc. zur Baxter AG fusionierte. In Kooperation mit amerikanischen Biochemieunternehmen wurde 1957 ein Polio-Impfstoff entwickelt. Medizinalrat B. war auch in Vereinen tätig: Er war geschäftsführender Obmann-Stellvertreter des Vereins zur Förderung des Technischen Museums und ab 1964 Präsident des Österreichischen Gewerbevereins.

W.: Der Einfluss von männlichen und weiblichen Sexualhormonpräparaten auf die Gerinnungsbereitschaft des Blutes, in: Münchner Medizinische Wochenschrift 82, 1935; Die Bedeutung der passiven Immunisierung mit menschlichen Blutderivaten, in: Taschenbuch der prophylaktischen Medizin, ed. E. Berghoff – E. Gerfeldt, 1955.
L.: J. Bittner, in: Blätter für Technikgeschichte 32/33, 1970, S. 155f. (mit Bild); Österreichs Wirtschaft 124, 1970, H. 2, S. 1, H. 10, S. 1f.; S. Mende, Die Wiener Heil- und Pflegeanstalt „Am Steinhof“ im Nationalsozialismus, 2000, S. 75ff.; C. Spring, in: Von der Zwangssterilisierung zur Ermordung. Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien 2, ed. E. Gabriel – W. Neugebauer, 2002, S. 58f., 68; I. Arias, in: „In der Versorgung“. Vom Versorgungshaus Lainz zum Geriatriezentrum „Am Wienerwald“, ed. I. Arias u. a., 2005, S. 232ff.; G. A. Stadler, Das industrielle Erbe Niederösterreichs, 2006, S. 121f.; C. Spring, Zwischen Krieg und Euthanasie. Zwangssterilisationen in Wien 1940–45, 2009, S. 243, 263f.; A. Resch – R. Hofer, Österreichische Innovationsgeschichte seit dem späten 19. Jahrhundert, 2010, S. 257f.; Zedhia, Zentraleuropäisches digitales wirtschafts- und gesellschaftshistorisches interaktives Archiv (online, Zugriff 17. 4. 2021); Pfarre Währing, Technisches Museum, UA, WStLA, alle Wien; UA, Innsbruck, Tirol.
(S. B. Weiss)   
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)