Bacher Karl, Schriftsteller und Lehrer. Geb. Waltrowitz, Mähren (Valtrovice, Tschechien), 10. 2. 1884; gest. Steyr (Oberösterreich), 8. 7. 1954; röm.-kath. Sohn des Wagners und Bauern Heinrich Bacher (geb. Waltrowitz, 20. 7. 1848; gest. Waltrowitz, 16. 6. 1901) und von seiner Frau Juliana Bacher, geb. Zankl (geb. Klein Grillowitz, Mähren / Křídlůvky, Tschechien, 6. 6. 1855; gest. Valtrovice, 4. 9. 1920); ab 1916 verheiratet mit Elisabeth Maria Bacher, geb. Ethofer. – Als ältestes von zwölf Kindern, konnte Bacher trotz des frühen Todes seines Vaters und einer entbehrungsreichen Kindheit das Gymnasium in Znaim besuchen und dieses 1905 mit der Reifeprüfung abschließen. Er inskribierte an der Universität Wien, wo er Germanistik und klassische Philologie studierte, früh sein Interesse für Mundart entdeckte und trotz langwieriger Erkrankungen und mehrmaliger Operationen bereits 1911 zum Dr. phil. mit seiner Dissertation „Syntaktischer Gebrauch des Konjunktivs in der Mundart des Dorfes Waltrowitz (Südmähren)“ promovierte. Hauptberuflich schlug Bacher unmittelbar nach dem Studium die Laufbahn des Lehrers ein. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs unterrichtete er Deutsch, Latein und Griechisch am Piaristengymnasium in Wien-Josefstadt und am Realgymnasium in Wien-Floridsdorf. Neben seiner Unterrichtstätigkeit engagierte er sich schon in jungen Jahren als Schriftführer und Obmann im Reichsbund deutscher Mundartdichter und veröffentlichte 1922 seine ersten Gedichtsammlungen „Südmährische Gedichte“ und „Neue südmährische Gedichte“. Diesen Werken folgte bald eine Vielzahl an Bänden mit Gedichten und Kurzerzählungen in südmährischer Mundart, denen der Dichter durch rege Vortragstätigkeit bei deutschen Schulvereinen, in Volkshochschulen und in der Wiener Urania zu zunehmend überregionaler Bedeutung verhalf. Auf dem Gebiet der Dramatik schuf er in den 1930er-Jahren eine Reihe von heiteren Bauernstücken in Mundart, welche durch eine im niederösterreichischen Zellendorf aktive Laienschauspielergruppe rund um Josef Pazelt zum festen Bestandteil der dortigen Osteraufführungen wurden und größere Beachtung fanden. In jene Zeit fällt auch Bachers Bekanntschaft mit Hans Wagner-Schönkirch, der eine Reihe von Kompositionen und Chorarrangements nach Werken des südmährischen Dichters verfasste. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 übersiedelte Bacher mit seiner Familie nach Znaim, wo er mit Jänner 1939 eine Anstellung am Gymnasium erhielt. 1942 zum Oberstudienrat ernannt, wurde er 1943 Direktor. Bacher blieb weiterhin der Mundartdichtung, dem bäuerlichen Lustspiel und seiner Vortragstätigkeit verbunden. Mit Ende des 2. Weltkriegs musste er mit seiner Familie aus Südmähren fliehen und kam Anfang Mai 1945 nach Steyr. Es folgten entbehrungsreiche Jahre, da ihm als Minderbelastetem aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft eine weitere Anstellung im öffentlichen Bereich untersagt blieb. Erst nach mehrfachem Ansuchen um Befreiung von den Sühnefolgen erhielt er mit Sommer 1948 eine staatliche Pension als Lehrer. Bereits 1946 an der Neugründung des Vereins der Mundartfreunde Österreichs maßgeblich beteiligt, nahm Bacher seine Vortragstätigkeit wieder auf, gab Dichterlesungen und veröffentlichte noch mehrere Bände mit Mundartgedichten. Zudem pflegte er intensiven Kontakt zu Freunden der heimatlichen „ui-Mundart“ im nördlichen Niederösterreich (Pulkautaler Mundartdichtung). Sein in Hexametern abgefasstes unvollendetes Epos „Dos Liad vo der Taya“ erschien erst 20 Jahre nach seinem Tod. Für den bedeutenden Vertreter der Mundartdichtung im bairisch-österreichischen Raum wurde 2018 im Bildungscampus in Zellerndorf die Karl-Bacher-Gedenkstätte neu eingerichtet. An seinem 60. Geburtstag wurde er 1944 zum Ehrenbürger der Stadt Znaim ernannt.