Bachmann Hanns (Johannes), Archivar und Historiker. Geb. Kundl (Tirol), 15. 12. 1906; gest. Innsbruck (Tirol), 12. 7. 1988; röm.-kath. Sohn des Arztes Hans Bachmann (geb. Innsbruck, 15. 9. 1875) und dessen Frau Clementine Bachmann, geb. Pumb (geb. Eger, Böhmen / Cheb, Tschechien, 30. 3. 1877); ab 1939 verheiratet mit Leopoldine Bach, geb. Bitsch. – Nach der Volksschule in Kundl besuchte Bachmann 1918–19 das Gymnasium der Benediktiner in St. Paul (Kärnten) und 1919–26 das Realgymnasium in Kufstein. Nach der Matura studierte er an der Universität Innsbruck vorerst Medizin, später Geschichte und Geografie; Dr. phil. 1934 mit einer Promotion über „Wildschönau. Beiträge zur Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte eines tirolischen Hochgebirgstales im Unterland“. Von Mai 1934 bis Juni 1936 absolvierte Bachmann den Kurs am Österreichischen Institut für Geschichtsforschung in Wien, den er mit der Staatsprüfung abschloss. Seine dortige Hausarbeit war dem Urkundenwesen des 14. Jahrhunderts in den drei bayerischen Landgerichten Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg gewidmet. Mit der Promotion in Geschichte und der Staatsprüfung erfüllte Bachmann die Voraussetzungen für den akademischen Archivdienst und trat im Februar 1936 eine Stelle am Tiroler Landesregierungsarchiv (nachmals Tiroler Landesarchiv) in Innsbruck an, in den ersten acht Monaten noch unbesoldet. Die Wehrmacht zog Bachmann (nach fünfmonatiger Ausbildung 1940) von März 1941 bis Jänner 1942 und ab Februar 1943 als Funker ein. Bis Kriegsende war er auf dem jugoslawischen Kriegsschauplatz eingesetzt. Die Brutalität der dort erlebten Partisanenbekämpfung sollte ihn zeitlebens bedrücken. Der späteren Entnazifizierung musste sich Bachmann nicht stellen, da er aus Überzeugung der NSDAP nicht beigetreten war. Er war nun in seiner Arbeit als Archivar stark gefordert, denn es mussten die zum Schutz vor Bombardierungen im Haller Salzbergwerk und in diversen Burgen ausgelagerten Bestände geborgen und im Archivgebäude in der Innsbrucker Herrengasse wieder aufgestellt werden. 1950 übernahm Bachmann in Nachfolge von Karl Dörrer die Leitung des Tiroler Landesarchivs; 1964 wurde ihm der Titel Landesarchivdirektor verliehen, 1971 ging er in Pension. Bachmann war ein zeittypischer Vertreter der akademischen Archivare: stark wissenschaftlich orientiert, in der Mediävistik verankert, mehr an der Ordnung und Erfassung von Urkunden- als von Aktenbeständen interessiert und den modernen Verwaltungsakten fremd gegenüberstehend. In der Forschung blieb er thematisch seinen wissenschaftlichen Anfängen als Dissertant treu, wobei auch seine Ausbildung als Geograf sichtbar wird: Sein Forschungsschwerpunkt war über Jahrzehnte die ländliche Siedlungs- und Besitzgeschichte, er untersuchte ein gutes Dutzend Tiroler Gemeinden von Imst bis Erl, bevorzugt solche aus dem nordöstlichen Landesteil. Ihm gelang durch minutiöse Untersuchungen der Nachweis, dass in vielen Orten des Unterinntals die römische Flurverfassung nachwirkte. Im Konnex mit seiner Siedlungsforschung widmete sich Bachmann dem mittelalterlichen Eigenkirchenwesen und den im 788 angelegten Induculus Arnonis genannten Tiroler Kirchen. Auch seine Tätigkeit für das Landesarchiv prägte seine weiteren wissenschaftlichen Interessen: Als Archivar erschloss er einige Pfarrarchive, als Historiker edierte und kommentierte Bachmann neben Urkunden von Pfarren und Klöstern (wie St. Georgenberg-Fiecht) bevorzugt Urbare, u. a. das Rattenberger Salbuch von 1416, das Urbar der Benediktinerabtei St. Georgenberg von 1361/70 und deren Weinzinsregister von 1420 und 1422 sowie das älteste Brixentaler Urbar. Immer wieder veröffentlichte Bachmann, dessen familiäres Umfeld medizinisch geprägt war, auch kleinere medizinhistorische Beiträge. Bis ins hohe Alter forschte und publizierte er unermüdlich. Bachmann gehörte ab 1950 der Historischen Kommission des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum an, war Träger der Medaille Excellenti in litteris der Universität Innsbruck (zudem Eintragung in deren Ehrenbuch) sowie der Franz-von-Wieser-Medaille des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum und wurde mit dem Andreas-Rohracher-Preis der Erzdiözese Salzburg ausgezeichnet.