Bachmann Hermann, Journalist. Geb. Elbogen, Böhmen (Loket, CZ), 21. 12. 1856; gest. Berlin, Deutsches Reich (D), 16. 11. 1920. Sohn von Ferdinand Bachmann (1817–1891), der ab 1875 als Direktor der deutschen Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Prag wirkte, und von Katharina Bachmann, geb. Häring. – Nach Absolvierung des deutschen Gymnasiums in Prag-Kleinseite (1874 Matura) studierte B. klassische Philologie an der Prager Universität, wo er sich an den Aktivitäten der Lese- und Redehalle der deutschen Studenten und am studentischen Klubleben, z. B. dem Klub der modernen Wissenschaft, beteiligte. Schon damals lieferte er erste Beiträge für →David Kuhs liberalen „Tagesboten aus Böhmen“; nach dem Studium 1876 zunächst eine Anstellung als Professor am Gymnasium in Smichow (Praha) und später in Pilsen (Plzeň). Ab 1881 arbeitete er als Redakteur und später als Chefredakteur des deutsch-liberalen Wochenblatts „Pilsner Zeitung“, das er bis Februar 1888 leitete. Gleichzeitig fungierte er als Pilsner Korrespondent der Prager „Bohemia“. Im Februar 1888 wechselte er nach Wien, wo er bis 1890 als volkswirtschaftlicher und außenpolitischer Redakteur und Leitartikler der „Deutschen Zeitung“ tätig war. Auch in dieser Zeit vertrat er im nationalen Streit im Rahmen des Verbands der Deutschen in Westböhmen, zu deren Mitbegründern er zählte, gemeinsam mit dem liberalen Reichsratsabgeordneten Viktor Boos-Waldek entschieden die Interessen der deutschen Minderheit in seiner Heimat und führte sowohl die „Pilsner Zeitung“ als auch die „Deutsche Zeitung“ in Richtung einer Annäherung an die Jungliberalen. B. gehörte den Protagonisten der Gründung des Deutschen Klubs an, galt aber als entschiedener Gegner des Antisemitismus. In seinem Werk „Deutsche Arbeit in Böhmen“, 1900, versuchte er inmitten des Sprachenstreits eine umfassende Bestandsaufnahme der Leistungen der „deutschen Kulturarbeit in Böhmen“ zu geben, verfolgte dabei jedoch nicht die Absicht, dadurch dem nationalen Konflikt neue Nahrung zu geben. 1890–92 schrieb er bei der „Münchner Allgemeinen Zeitung“, 1892 wechselte er zur „Vossischen Zeitung“ nach Berlin, wo er 1895 stellvertretender und mit Oktober 1900 Chefredakteur des Blatts wurde (bis 1920). B. gelang es, die Position der Zeitung trotz Verkaufs durch die alten Eigentümerfamilien Lessing und Müller 1911 und schließlich Anfang Jänner 1914 an das Haus Ullstein und den dadurch bedingten Turbulenzen zu sichern: Er führte organisatorische Änderungen im Blatt durch und engagierte neue redaktionelle Talente, darunter auch einige Österreicher, wie →Stefan Grossmann. Im März 1904 führte er ein ständiges Feuilleton ein, das →Alfred Klaar übernahm, der mit ihm aus Prag nach Berlin gekommen war, sowie eine Reisebeilage. Seit der Übernahme durch Ullstein teilte sich B. die Aufgabe des Chefredakteurs mit Georg Bernhard. Bereits vor und während des 1. Weltkriegs verfochten er und Bernhard einen außenpolitischen Kurs, der zum Teil jenem der deutschen und österreichischen Regierung zuwiderlief, wobei allerdings der Kontakt zum österreichischen Außenministerium durch →Heinrich Friedjung und Rudolf Rotheit aufrechterhalten wurde. B. war Mitglied der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen.