Bachmann, L(o)uise (George) (1903–1976), Schriftstellerin, Musikerin und Lehrerin

Bachmann L(o)uise (George), Schriftstellerin, Musikerin und Lehrerin. Geb. Wien, 20. 8. 1903; gest. Bad Ischl (Oberösterreich), 17. 6. 1976; röm.-kath. Tochter eines Beamten; verheiratet mit dem Industriellen Josef Pistorius. – B. zeigte bereits als Kind eine starke Neigung zu musikalischer und literarischer Betätigung. Sie absolvierte die staatliche Lehrerinnenbildungsanstalt in der Hegelgasse in Wien 1 und studierte anschließend Orgelspiel, Gesang und Musiktheorie am Neuen Wiener Konservatorium sowie 1925–26 Orgel, Klavier und Harmonielehre an der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst. Ab 1935 veröffentlichte sie Aufsätze und Kurzgeschichten zu künstlerischen Themen in Tageszeitungen und Zeitschriften, 1936 erschien ihr erster Roman „Der Thomaskantor. Introduktion, Toccata und Fuga über B-A-C-H“ (6. Aufl. 1958). Bis März 1938 unterrichtete sie Musikgeschichte am Pädagogischen Institut der Stadt Wien. Danach übersiedelte sie nach Salzburg, wo ihr Ehemann eine Fabrik leitete, und entfaltete eine erfolgreiche Karriere als freie Schriftstellerin. B. trat hauptsächlich als Autorin von historisch-biographischen Künstlerromanen hervor, die in mehreren Aufl. erschienen. Mit ihrem Engagement in der NS-Frauenschaft Salzburg sowie wiederholten Auftritten im Rahmen von offiziellen Kulturveranstaltungen erwies sie sich als Befürworterin des nationalsozialistischen Regimes. Ihre Aufnahme in die NSDAP am 1. Mai 1938 deutet zudem auf ein bereits vor dem „Anschluss“ bestehendes Naheverhältnis zum Nationalsozialismus hin. Zugleich scheint sie jedoch ihre Bindungen an die katholische Kirche aufrechterhalten zu haben. Ende April 1945 verbrannte im Zuge der Kriegshandlungen nahezu ihr gesamter Besitz, darunter ihre Bibliothek und zahlreiche Manuskripte. Noch im selben Jahr fand B. Aufnahme im Augustiner Chorherrenstift St. Florian, das – abwechselnd mit Wien – ihr Wohnsitz wurde. Bereits 1946 konnte sie ihre Publikationstätigkeit wieder aufnehmen, auch ihre früheren Werke erlebten zahlreiche Neuaufl. In ihren Romanen, Novellen und Erzählungen widmet sich B. bekannten Musiker- und Künstlerpersönlichkeiten wie Johann Sebastian Bach, →Anton Bruckner, →Franz Peter Schubert, Walther von der Vogelweide oder den österreichischen Baumeistern des Barock. Diese Lebensbeschreibungen enthalten eine intensive Auseinandersetzung mit religiösen Fragestellungen und Problemen künstlerischer Kreativität. Nach 1945 tritt verstärkt das religiöse Motiv in den Mittelpunkt ihres literarischen Schaffens. Einige der in dieser Periode entstandenen Romane zeichnen die Lebenswege von Persönlichkeiten aus der Geschichte der katholischen Kirche nach, wie etwa der Missionarin Viktoria Rasoamanarivo aus Madagaskar, der Mystikerin Wilbirg von St. Florian oder des Missionsbischofs und Ethnographen →Friderik Irenej Baraga. B.s Schriften liegen ausführliche Literatur- und Quellenstudien zugrunde, in die Musikerromane floss ihre musiktheoretische Ausbildung ein. Zu ihrem umfangreichen Werk zählen außerdem dramatische Dichtungen, Märchen- und Hörspiele.

Weitere W. (s. auch Kosch): Meister, Bürger und Rebell. Das Lebensbild Tilmann Riemenschneiders, 1937 (5. Aufl. 1956); Bruckner. Der Roman der Symphonie, 1938; Die andere Schöpfung. Ein Baumeister-Roman, 1940 (2. Aufl. 1949); Das Wasser rauscht. F. Schuberts selige Sommerreise ins Gebirge, 1946; A. Bruckners Schweizerreise, 1947; Drei Kronen eines Lebens. Das Schicksalslied C. Schumanns, 1947 (6. Aufl. 1960); Beethoven contra Beethoven. Geschichte eines berühmten Rechtsfalles, 1963; etc.
L.: DBE; Kosch (m. W.); A. Heinzel, L. G. B. Ein literarisches Porträt, in: Erster Jahresbericht der Bundes-Lehrerinnenbildungsanstalt in Graz, ed. ders., 1947, S. 5–9; Stimmen am Strom. Dichtung der Gegenwart in Oberösterreich, ed. S. Dobretsberger, 1951, S. 136 (m. B.); A. Heinzel, Aus Österreichs Gegenwartsdichtung, 1952, S. 33–36; R. Heger, Der österreichische Roman des 20. Jahrhunderts 2, 1971, S. 141f.; G. Kerschbaumer, Faszination Drittes Reich. Kunst und Alltag der Kulturmetropole Salzburg, Salzburg (1988), S. 153f. (Kat.); "Kulturhauptstadt des Führers". Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich, ed. B. Kirchmayr, Linz 2008, S. 174f. (Kat.); MA 35, Pfarramt Reindorf, Tagblattarchiv, Universität für Musik und darstellende Kunst, alle Wien; Mitteilung Karin Gradwohl-Schlacher, Graz, Steiermark.
(Ch. Kanzler)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)