Bachmayer, Friedrich (1913–1989), Paläontologe

Bachmayer Friedrich, Paläontologe. Geb. Kamegg (Niederösterreich), 10. 9. 1913; gest. Wien, 25. 7. 1989; röm.-kath. Sohn von Anna Bachmayer, geb. Humer (geb. Sachsendorf, Niederösterreich, 9. 8. 1889; gest. Wien, 6. 1. 1963), und dem Gastwirt Adolf Bachmayer (geb. Kollersdorf, Niederösterreich, 15. 6. 1886; gest. Wien, 23. 6. 1953); ab 1951 verheiratet mit Elvira Bachmayer, geb. Oroszi (geb. Wien, 8. 4. 1913; gest. Wien, 8. 1. 1997). – Nach dem Besuch der Bundeserziehungsanstalt für Knaben in Wien-Hietzing (Matura 1931) arbeitete Bachmayer, der ab 1930 Mitglied der HJ und ab 1933 der NSDAP war, bis 1935 für eine Wiener Hausverwaltung und studierte ab 1935/36 Paläontologie, Zoologie und Geologie an der Universität Wien. 1940 wurde er dort bei →Kurt Ehrenberg mit seiner Dissertation „Beiträge zur Kenntnis der Tithonfauna aus dem Raume von Ernstbrunn, Niederdonau“ zum Dr. phil. promoviert. Ab 1938 bei einer Wiener Versicherungsgesellschaft als Beamter tätig, wurde Bachmayer Ende 1939 zur Deutschen Wehrmacht einberufen und diente zunächst in Russland sowie 1942–45 als Wehrgeologe in Norwegen. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 wieder in der Privatwirtschaft tätig, trat er 1949 als wissenschaftlicher Beamter in das Naturhistorische Museum in Wien ein und wurde dort 1966 Direktor der Geologisch-Paläontologischen Abteilung. 1971 in die VIII. Dienstklasse befördert und in Nachfolge von Karl Heinz Rechinger zum 1. Direktor ernannt, stand Bachmayer dem Museum in dieser Funktion von 1972 bis zu seiner Pensionierung 1978 vor. Ausgehend von seiner Dissertation widmete sich Bachmayer intensiven Untersuchungen und Aufsammlungen im Oberen Jura von Ernstbrunn, führte jedoch auch systematische Grabungen nach fossilen Wirbeltieren in Kohfidisch (Burgenland) und Griechenland sowie nach miozänen Insekten in Weingraben (Burgenland) durch. In knapp 150 wissenschaftlichen Publikationen beschrieb er schwerpunktmäßig Funde fossiler Krebstiere und Schildkröten, häufig mit Bezug auf Niederösterreich. Im Naturhistorischen Museum wirkte Bachmayer v. a. als Wissenschaftsorganisator, -vermittler und Sammler. So gestaltete er 30 Sonderausstellungen, renovierte vier Schausäle, setzte museumspädagogische Aktivitäten und verbesserte die technische und bauliche Infrastruktur des Hauses. Unter Einbeziehung von Politik und Presse bemühte sich Bachmayer allgemein, das Museum stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit zu rücken. Ab 1961 redigierte er mit den „Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien“ die damals auflagenstärkste naturwissenschaftliche Zeitschrift Österreichs, führte 1976 die Verleihung der Ferdinand von Hochstetter-Medaille für Verdienste um das Museum ein und begründete mit „Neue Denkschriften des Naturhistorischen Museums in Wien“ (6 Bde., 1977–2001) eine innovative Schriftenreihe. 1964 redigierte Bachmayer die populäre Schrift „Schätze im Boden. Bilder aus Österreichs geologischer Vergangenheit“ und verfasste 1979 gemeinsam mit Ortwin Schultz die Monografie „Das Naturhistorische Museum in Wien“. Er war ab 1975 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie Korrespondent der Geologischen Bundesanstalt in Wien. 1938 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der HJ, 1963 den Theodor Körner-Preis, 1965 den Berufstitel Professor, 1968 den Kulturpreis des Landes Niederösterreich für Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft, 1976 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse und 1980 den Kulturpreis des Landes Burgenland. 1971 erfolgte seine Ernennung zum wirklichen Hofrat. Nach ihm wurden 1950 die Schwimmassel Sphaeroma bachmayeri, 1955 die Fossile Koralle Microphyllia bachmayeri, 1966 die Fossile Koralle Montastrea bachmayeri, 1968 die Süßwasserkrabbe Trichodactylus bachmayeri, 1978 die Fleischfliege Sarcophaga bachmayeri, 1979 der Fadenwurm Procamallanus bachmayeri, die Brackwespe Euopius bachmayeri und die Tellerschnecke Gyraulus bachmayeri, 1984 die Fossile Krabbe Xaiva bachmayeri sowie 2009 die Fossile Krabbe Bucculentum bachmayeri benannt.

Weitere W.: s. Kollmann – Zapfe; Kollmann.
L.: H. Zapfe, Friedrich Bachmayer, in: Almanach Wien 140, 1990, S. 315ff. (mit Bild); Kürschner, Gel.Kal., 1950; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae, 1971; O. A., Die wissenschaftlichen Beamten des Naturhistorischen Museums in Wien Stand: April 1976, in: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 80, 1976, S. 25; H. A. Kollmann – H. Zapfe, Wirkl. Hofrat Prof. Dr. Friedrich Bachmayer zum 65. Geburtstag, in: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 82, 1979, S. 1ff. (mit Bild und W.); M. Fischer, Nachruf auf Friedrich Bachmayer, Wien, in: Mitteilungsblatt der Museen Österreichs 32, 1990, S. 45f.; H. A. Kollmann, Friedrich Bachmayer zum Gedenken, in: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, Ser. A, 92, 1991, S. 157ff. (mit Bild und W.); F. F. Steininger u. a., Zur Entwicklung der Paläontologie in Wien bis 1945, in: Abhandlungen der Geologischen Bundesanstalt 72, 2018, S. 84f.; Wien Geschichte Wiki (Zugriff 12. 5. 2023); Naturhistorisches Museum Wien / Archiv für Wissenschaftsgeschichte, Personalunterlagen Friedrich Bachmayer; UA Wien / Philosophischer Rigorosenakt PH RA 15 375; Pfarre Gars am Kamp, Niederösterreich; Mitteilungen Martin Georg Enne, Andrea Zaremba, beide Wien.
(Matthias Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 15.7.2024  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 12 (15.07.2024)