Bądzyński (Bondzyński) zu Bądzyna und Junosza, Stanisław Ludwik Filip (1862–1929), Chemiker und Physiologe

Bądzyński (Bondzyński) zu Bądzyna und Junosza Stanisław Ludwik Filip, Chemiker und Physiologe. Geb. Czekanów, Russland (PL), 30. 4. 1862; gest. Warschau (Warszawa, PL), 9. 2. 1929. Sohn des Gutsbesitzers Władysław Bądzyński zu Bądzyna und Junosza und der Franciszka Bądzyńska zu Bądzyna und Junosza, geb. Wierusz-Kowalska; ab 1898 verheiratet mit Zofija Bądzyńska zu Bądzyna und Junosza, geb. Lubomęska. – Nach Absolvierung des Gymnasiums in Siedlce studierte B. 1881–83 an der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Warschau, 1883–85 an der philosophischen Fakultät der Universität Lemberg bei →Bronisław Radziszewski und danach in Bern bei dem Mediziner und Chemiker Marcel Nencki; 1887 Dr. phil. in Bern. Anschließend wirkte er bis 1889 als Assistent am Gesundheitsamt des Kantons Bern. In der Folge studierte B. Medizin, zuerst in Zürich, wobei er 1892 als Assistent bei dem Internisten Hermann Eichhorst seine Kenntnisse vertiefte. Weitere Studien erfolgten in Leipzig, wo er als Assistent bei dem Physiologen Carl Ludwig arbeitete. 1894 übersiedelte er nach Basel zu dem Physiologen Gustav von Bunge und weiter zu Waldemar von Schröder an das pharmakologische Institut nach Heidelberg; 1895 Dr. med. in Heidelberg. 1897 erhielt er in Krakau eine Assistentenstelle bei dem Bakteriologen Odo Bujwid. An der Universität Lemberg setzte er gemeinsam mit →Kazimierz Panek die Errichtung eines Lehrstuhls für Hygiene durch, den er 1899–1906 leitete (1904 o. Professor). Danach übernahm er den Lehrstuhl für Biochemie; 1907/08 und 1916/17 Dekan. 1919 übersiedelte er nach Warschau, wo er bis 1927 dem Lehrstuhl für Chemie an der Universität vorstand. Seine Forschungsschwerpunkte umfassten die Biochemie von Proteinen und Lipiden sowie die Synthese von medizinischen Präparaten. Insbesondere untersuchte er den Laktationsprozess und die chemische Zusammensetzung der Milch, den Stoffwechselprozess von Oxyproteinsäuren, Gallenfarbstoffen, Koffein und Theobromin, erforschte die Methoden der Sekretion von Cholesterin im menschlichen Körper, den Einfluss von Alkohol auf Stoffwechselprozesse, den Phosphorgehalt in Knochen und Zähnen und synthetisierte die Droge Tanalbinum. Seine Publikationen, die in deutscher, polnischer und französischer Sprache verfasst sind, entstanden zu einem großen Teil in seiner Lemberger Zeit und erschienen u. a. in den Fachzeitschriften „Przegląd Lekarski“, „Wiadomości Farmaceutyczne“, „Zeitschrift für physiologische Chemie“, „Archives Italiennes de Biologie“, „Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften“ und im „Landwirtschaftlichen Jahrbuch der Schweiz“. 1898–1914 war B. zudem Mitarbeiter am „Jahres-Bericht über die Fortschritte der Thier-Chemie“. Zu seinen Schülern zählten die Biochemiker Józef Browiński, Stefan Dąbrowski und Stanisław Mostowski, die Chemiker Witold Gawiński und Tadeusz Zwisłowski, der Pharmakologe Jerzy Modrakowski, Panek sowie der Pathologe Wincenty Czernecki. B. war ab 1897 Mitglied, ab 1909 korrespondierendes Mitglied, ab 1918 o. Mitglied der Polska Akademia Umiejętności, ab 1919 Mitorganisator der Neugründung der Polskie Towarzystwo Higieniczne (Polnische Hygiene-Gesellschaft) in Warschau, ab 1920 Mitglied, ab 1929 o. Mitglied der Towarzystwo Naukowe Warszawskie (Warschauer Wissenschaftliche Gesellschaft) sowie 1920 Mitbegründer der Akademia Nauk Lekarskich (Akademie der medizinischen Wissenschaften) in Warschau. Darüber hinaus war er ab 1907 Mitglied der Liga Narodowa und ab 1918 Mitglied des Komitees Bezpieczeństwa i Obrony Dobra Publicznego (Komitee für Sicherheit und Verteidigung des öffentlichen Eigentums) in Lemberg. 1923 erhielt er das Komturkreuz des Order Odrodzenia Polski.

W. (s. auch Dąbrowski; Humnicki): Ueber die fractionirte Krystallisation des Eieralbumins, in: Zeitschrift für physiologische Chemie 19, 1894 (gem. mit I. Zojy; französisch 1893); Ueber einen bisher unbekannten normalen Harnbestandteil, die Oxyproteinsäure, in: Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften 35, 1897 (gem. mit R. Gottlieb).
L.: PSB; S. Dąbrowski, in: Kosmos 49, 1924, S. 969ff. (mit Bild und W.); Order Odrodzenia Polski ... 1921–24, 1926, S. 16; Ilustrowana encyklopedja Trzaski, Everta i Michalskiego, ed. S. Lam, 1, 1927; Polska Gazeta Lekarska 8, 1929, S. 172; W. Humnicki, in: Wiadomości Farmaceutyczne 57, 1930, S. 132ff. (mit Bild und W.); Słownik biologów polskich, 1987; Leksykon historii Polski, ed. M. Czajka u. a., 1995; H. Lichocka, in: Portrety uczonych. Profesorowie Uniwersytetu Warszawskiego 1915–45. A–Ł, 2016, S. 94ff. (mit Bild); UA, Bern, CH; UA, Heidelberg, D.
(M. Nadraga)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)