Bahýľ, Ján (1856–1916), Bautechniker, Konstrukteur und Erfinder

Bahýľ Ján, Bautechniker, Konstrukteur und Erfinder. Geb. Nagy Szlatina, Ungarn (Zvolenská Slatina, SK), 25. 5. 1856; gest. Pressburg, Ungarn (Bratislava, SK), 13. 3. 1916; evang. Sohn von Martin Bahýľ und Zuzana Bahýlová; ab 1892 mit Rozália Schwarzerová verheiratet. – B. absolvierte das Gymnasium in Altsohl sowie 1869 die Berg- und Forstakademie in Schemnitz. Danach ging er zum Militär, wo er zunächst in Losoncz und anschließend in Käsmark Dienst tat. Er schlug einige technische Verbesserungen vor, weswegen man ihm nahelegte, die Technische Militärakademie in Wien zu besuchen (1871–76). 1879 erhielt er den Dienstgrad Leutnant und schloss mit der Berufsbezeichnung k. u. k. Militär-Bauwerkmeister ab. Als solcher war B. 1876–78 in Lemberg und Krakau tätig, 1880–90 plante er in Charkow, St. Petersburg und Kiew Militärgebäude und Befestigungsanlagen. 1890–91 wirkte er in Ragusa, 1892–95 in Trebinje. Nebenbei beschäftigte er sich mit technischen Erfindungen, wofür er insgesamt 17 Patente erhielt. So entwickelte er z. B. ein mit Dampfkraft betriebenes Kettenfahrzeug, das die russische Armee ankaufte. Dadurch konnte er weitere Erfindungen finanzieren, darunter einen Heißluftballon mit einer Luftturbine, das erste Benzinauto in Pressburg (zusammen mit Anton Marschall, Patent 1906), eine Batterie und einen Aufzug auf die Pressburger Burg. Als zunehmend mit Luftfahrtgeräten experimentiert wurde, interessierte sich B. auch dafür, insbesondere für Hubschrauber, nachdem er Kontakte mit Ostor-Ostaszewski, →Wilhelm Kress und Granieri aufgenommen hatte (nach 1890). Seine Konstruktionspläne sahen ein Doppelrotorsystem auf einer gemeinsamen vertikalen Achse vor, ähnlich der Kress’schen Kaptivschraube. Ein anderes Projekt aus dem Jahr 1894 hatte zwei vertikale Achsen mit je vier horizontal übereinander angebrachten Propellern, angetrieben von einem Kettengetriebe. An der praktischen Umsetzung dieser Entwürfe scheiterte aber die damalige Technik. 1895 reichte B. ein Patent (Nr. 3392) auf einen Hubschrauber ein, der in Pressburg im Mai 1905 1,5 km in einer Höhe von 4 m flog. Dabei dürfte es sich um ein ca. 50 kg schweres Modell gehandelt haben. Durch das slowakische Patent- und Markenamt (IPO SR) wird seit 1999 alle zwei Jahre der Ján Bahýl Award für außergewöhnliche Erfindungen in der Slowakei vergeben. 2000 wurde ein vom Astronomen Peter Kušnirák entdeckter Asteroid nach B. benannt.

L.: MUT-Lexikon, ungedruckte Materialien des Technischen Museums Wien, 2009 (Typoskript); The Slovak Spectator, 20. 3. 2016 (online, mit Bild); Website des Úrad priemyselného vlastníctva Slovenskej republiky / J. B. – životopis (mit Bild, Zugriff 16. 5. 2021).
(R. Keimel)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)