Bakeš, Jaroslav (1871–1930), Chirurg und Naturwissenschaftler

Bakeš Jaroslav, Chirurg und Naturwissenschaftler. Geb. Blanz, Mähren (Blansko, CZ), 16. 9. 1871; gest. Nadwórna, Polen (Nadvirna, UA), 6. 10. 1930 (begraben: Ořechov, CZ); röm.-kath. Sohn des Gutsbesitzers, Pädagogen, Ethnographen und Abgeordneten zum mährischen Landtag sowie Kommunalpolitikers František Bakeš (1833–1917) und der Ethnographin Lucie Bakešová (1853–1935), der Tochter von →Heinrich Wankel; ab 1912 verheiratet mit Marie Bakeš, geb. Zawischová (1875–1927). – Nach der Absolvierung des Gymnasiums in Brünn studierte B. ab 1888 Medizin an der Universität Wien; 1895 Dr. med. Seine Ausbildung vertiefte er als Operationszögling u. a. bei →Eduard Albert und als Assistent (1900–02) im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Danach kehrte er als Primararzt und Direktor des Krankenhauses in Trebitsch in seine Heimat zurück, wo er die Tradition der Albertʼschen Schule etablierte und rasch zu einem anerkannten Operateur avancierte. 1906 habilitierte er sich an der tschechischen Technischen Hochschule in Brünn als Privatdozent für Erste Hilfe. 1909 erhielt er eine Primararztstelle an der neu errichteten chirurgischen Abteilung des Landeskrankenhauses St. Anna, wo er, unterbrochen durch seine Tätigkeit im 1. Weltkrieg als Leiter eines Lazaretts, bis 1922 blieb. Danach stand er bis 1930 dem von ihm gegründeten chirurgischen Landeskrankenhaus auf dem Žlutý kopec in Brünn vor, das heute seinen Namen trägt. B. etablierte eine eigene Schule, der u. a. →Stanislav Kostlivý, Antonín Novotný und Bohdan Hejduk angehörten, entwickelte mehrere chirurgische Verfahren und verbesserte u. a. Gallen-, Magen-, After-, Nieren- und Leistenbruchoperationen, für die er neue Instrumente und Hilfsmittel konstruierte. Darüber hinaus veröffentlichte er etwa 40 Arbeiten auf dem Gebiet der Bauch- und urologischen Chirurgie. Ab 1923 beschäftigte er sich zudem mit malignen Geschwulsterkrankungen und führte deren Bestrahlung mit einem Röntgengerät ein. Gemeinsam mit seiner Mutter gründete er 1928 den Verein Haus des Trostes (Dům útěchy), in dem sich Ärzte und Laien zusammenschlossen und sich neben der Forschung mit der Organisation und Verbesserung der Pflege von Krebskranken und der Hilfe für sozial schwache Patienten befassten. Finanziell unterstützte er zusammen mit →Thomas (Garrigue) Masaryk 1935 die Errichtung des ersten Krebsbehandlungsinstituts in der Tschechoslowakei, das ebenfalls den Namen Dům útěchy trug (heute: Masarykův onkologický ústav). Neben seiner ärztlichen Tätigkeit widmete sich B. dem Sammeln von Mineralien, Kunstgegenständen und Büchern. Darüber hinaus interessierte er sich für Jagd, Kynologie, Waffen, Sport sowie das Kraftfahrwesen und reiste gerne. Er unternahm zoologische Expeditionen und Jagdreisen, u. a. auf die Kanarischen Inseln, nach Griechenland, auf die Ägäischen Inseln sowie quer durch Kanada (1927). Auf einer Jagdreise in der damals polnischen Westukraine erkrankte er und verstarb. Seine eindrucksvolle Mineraliensammlung, die er systematisch immer wieder ergänzte, katalogisierte und wissenschaftlich bearbeitete, galt neben seinen zoologischen Exponaten als die wertvollste naturwissenschaftliche Privatsammlung in der damaligen Tschechoslowakei. Einen Teil seiner zoologischen Sammlung vermachte er dem Moravské zemské muzeum in Brno.

W. (s. auch Novotný): Chirurgické metody a jich výsledky od 13. IV. 1922 do 31. XII. 1923, 1, 1924, 2, 1927.
L.: Otto; J. Kofránek, in: Rozhledy v chirurgii a gynaekologii 9, 1930, S. 315ff.; E. Wondrák, in: Rozhledy v chirurgii 50, 1971, S. 651; P. Klener u. a., Stručné dějiny české onkologické společnosti, 2000, S. 36ff.; V. Linhartová, Kapitoly z dějin Masarykova onkologického ústavu v Brně, 2010, s. Reg. (mit Bild); V. Linhartová, L. Bakešová, Doc. MUDr. J. B. Zakladatelé Masarykova onkologického ústavu, 2011 (mit Bild); G. Novotný, J. B. (1871–1930), 2012 (mit Bild und W.); V. Linhartová, OnkoBrno. Z dějin Masarykova onkologického ústavu v Brně, 2016, passim; Moravský zemský archiv, Moravské zemské muzeum, UA, alle Brno, CZ; Muzeum Blanenska, Blansko, CZ.
(G. Novotný)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)