Balser Ewald, Schauspieler und Regisseur. Geb. Elberfeld, Deutsches Reich (Wuppertal, Deutschland), 5. 10. 1898; gest. Wien, 17. 4. 1978 (ehrenhalber gewidmetes Grab: Friedhof Neustift am Walde); evang. HB, Kirchenaustritt 1918. Sohn von Mathilde Balser, geb. Lohe (geb. Barmen, Preußen/Deutschland, 25. 3. 1855; gest. Wuppertal, Deutsches Reich/Deutschland, 11. 11. 1933), und Wilhelm Balser, Landarbeiter, Maurer und Gewerkschaftsfunktionär (geb. Reiskirchen, Hessen/Deutschland, 12. 1. 1856; gest. Wuppertal, 1935), Vater der Schauspielerin Evelyn Balser-Eilers (geb. Berlin, Deutsches Reich / Deutschland, 1941), die in 1. Ehe mit dem Schauspieler Karl Heinz Martell verheiratet war; 1928–50 mit der Schauspielerin und Sprachpädagogin Vera Maria Balser, geb. Eberle (geb. Augsburg, Deutsches Reich/Deutschland, 21. 10. 1897; gest. Wien, 23. 3. 1982), sowie ab 1950 mit der Schauspielerin Ernestine (Erni) Balser, geb. Bauer (geb. 1911), verheiratet. – Balser war ein ausgezeichneter Schüler. 1903 war er erstmals mit seiner Mutter im Theater. 1914–16 besuchte er (heimlich) die aus der pädagogischen Reformbewegung entstandenen literarischen Kränzchen, nahm privat Schauspielunterricht bei Ludwig Lang und hatte Erfolg in Theateraufführungen („Deutsche Treue“ von Theodor Körner 1913, Tempelherr in Lessings „Nathan der Weise“ 1915). Auf väterlichen Wunsch absolvierte er eine Lehre zum Graveur. Ab 1916 war Balser Soldat im 1. Weltkrieg und wurde verwundet (Durchschuss der Hand); 1919 machte er eine Ausbildung zum Ziseleur und fand Arbeit als Graveur. 1920 schloss er einen Vertrag als Eleve am Stadttheater Barmen-Elberfeld, was zum Bruch mit seinem Vater führte. Frühe Rollen Balsers waren Stauffacher in Schillers „Wilhelm Tell“ (1921) und Tellheim in Lessings „Minna von Barnhelm“. 1923 wechselte er nach Basel, wo er im Fach der „Helden und Liebhaber“ als erste Rolle den Leontes in Shakespeares „Wintermärchen“ gab und seine spätere Frau Vera Eberle kennenlernte. 1924–27 spielte er am Düsseldorfer Stadttheater, 1927–28 am dortigen Schauspielhaus bei Louise Dumont und arbeitete erstmals auch mit Berthold Viertel zusammen. 1928 erfolgte sein „Engagement fürs Leben“ unter Franz Herterich an das Wiener Burgtheater, sein Debüt als Faust im Oktober jenes Jahres wurde von der Kritik jedoch abgelehnt: Entgegen der Aufführungspraxis war sein Faust von Anfang an ein moderner junger, nur der Wissenschaft zugewandter Mensch. Seinen Durchbruch hatte Balser mit →Franz Werfels „Juarez und Maximilian“ (1929) sowie als Faust in der Fassung beider Teile an einem Abend (1932). Parallel zu seinem Burgtheaterengagement spielte Balser auch bei den Salzburger Festspielen (Egmont, Faust), an den Münchner Kammerspielen bei Otto Falkenberg mit Käthe Gold als Partnerin (1929–31) und in Berlin bei Heinz Hilpert (1933–44), wo Joseph Goebbels selbst sein Auftreten forderte. 1944 gehörte der Kammer- und Staatsschauspieler zu den wichtigsten Künstlern des NS-Staats, den „Gottbegnadeten“. Ab 1935 war er auch als Filmdarsteller in rund 60 Filmen erfolgreich. Als „Reichsdeutscher“ sollte Balser 1945 aus Österreich ausgewiesen werden, Staatskanzler →Karl Renner veranlasste jedoch die Streichung von der Liste. Nach dem 2. Weltkrieg feierte Balser große Erfolge im modernen Drama, als Pastor Morell in George Bernard Shaws „Candida“ (1945), als Odysseus in →Franz Theodor Csokors „Kalypso“ (1946), als General Harras in Carl Zuckmayers „Des Teufels General“ (1948) oder Alfonso Fernandez in Fritz Hochwälders „Das Heilige Experiment“ (1947). Ab 1948 führte er auch Regie. 1954–59 galt er als „tragende Säule“ des Burgtheaters, wirkte bei den Salzburger, Bregenzer und Bad Hersfelder Festspielen mit, drehte 14 Filme, war im Rundfunk und in Fernsehaufzeichnungen präsent. Sein tiefes Organ prädestinierte ihn zum Charakterspieler. 1938–44 verkörperte er alle großen klassischen Rollen (Faust, Egmont, Marquis Posa, Othello, Coriolan, Primislaus, Tellheim, Lear, Kreon), mit denen er noch über Jahrzehnte im Gedächtnis des Publikums blieb. Von der Sprache kommend, wurde der große Rhetoriker zum Charakterdarsteller: Othello, Kreon, Primislaus – in diesen drei Rollen vollzog sich für seine Zeitgenossen Balsers Entwicklung zum ausgereiften Gestalter, zum großen Tragöden. Balser war Ensemblespieler, Solistenallüren waren ihm fremd. Immer öfter ging er auf Gastspielreisen, auch gemeinsam mit seiner Tochter Evelyn, gastierte am Düsseldorfer Schauspielhaus (1964, 1967) und brachte auf Wanderbühnen erprobte Werke danach ans Burgtheater, z. B. Ibsens „John Gabriel Borkmann“ (1964) und Hauptmanns „Michael Kramer“ (1970). 1973 absolvierte er 100 Auftritte als König Lear auf einer Tournee durch Deutschland, die Schweiz, die Niederlande und Österreich. Seine letzte Rolle am Burgtheater war jene des Pastor Manders in Ibsens „Gespenstern“ (1975), bei seinem letzten Auftritt sprach er Goethes „Urworte. Orphisch“ anlässlich des Burgtheaterjubiläums 1976. Balser wurde vielfach ausgezeichnet: Kammerschauspieler (1933, 1957), Staatsschauspieler (1938), Regisseur des Burgtheaters (1948), Preis der Renner-Stiftung (1952), Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1955), Ehrenring der Stadt Wien (1958), Ehrenmitglied des Burgtheaters (1963), Professorentitel durch die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen (1963), Goldener Schlüssel des Düsseldorfer Schauspielhauses (1963), Grillparzer-Ring (1967), Josef-Kainz-Medaille (1968), Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1968), Silbernes Ehrenzeichen der Bregenzer Festspiele (1972), Deutscher Filmpreis (1974), Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD (1975), Großes silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1977). Sein Nachlass befindet sich im Theatermuseum, Wien.