Barry (Bardi, Bardi-Barry, Bardy-Barry) Curd (Kurt, Corrado), Rennfahrer. Geb. Wien, 5. 1. 1939; gest. Wien, 7. 2. 1964. Sohn der Sportlerin Amalia (genannt Lilly) Bardi (geb. 8. 10. 1916) und des Betreibers eines Reisebüros und Autobusunternehmens am Wiener Schwarzenbergplatz Dr. Ing. Corrado Bardi (geb. Triest, Freie Stadt / Trieste, Italien, 3. 4. 1893). – Seine Kindheit und Jugend verbrachte Barry meist im italienischen Vicenza. Dort fand er – im Gegensatz zum Nachkriegsösterreich – große motorsportliche Vorbilder, doch eiferte er auch seiner Mutter nach, einer rasanten Fahrerin, die zuweilen an Autorennen teilnahm. Schon mit 16 Jahren erwarb Barry, der italienischer Staatsbürger war, den Führerschein. In Wien wohnte die Familie im Cottage-Viertel, zunächst in einer Villa in der Wallrißstraße, ab 1956 in der vom Architekten Hans Glas entworfenen Villa Rezek. Der wirtschaftliche Hintergrund erleichterte ihm 1958 den Einstieg in den Motorsport, zunächst auf Fahrzeugen der Marken Abarth, Porsche und MG, alle privat finanziert. Um seine diesbezüglichen Aktivitäten vor der Familie zu verheimlichen, startete er anfangs unter dem Pseudonym Curd Barry. Zugleich lernte er in der väterlichen Werkstatt die Grundbegriffe von Autotechnik und -mechanik und besuchte Rennfahrer-Lehrgänge. 1959 gründete Barry gemeinsam mit Rolf Markl und dem Rennfahrer, Mediziner und Schauspieler Gunther Placheta (alias Gunther Philipp) den Rennstall Écurie Vienne. Barry und Markl starteten in der Formel Junior, einem 1958 ins Leben gerufenen Rennformat, das als Sprungbrett für die Formel 1 gedacht war. Der zunächst angeschaffte Poggi-Rennwagen, in dem Barry 1960 seine erste Saison absolvierte, war kaum konkurrenzfähig, die Erfolge waren mit zweiten Plätzen bei Flugplatzrennen in Linz und Graz sowie einem fünften Platz auf dem Hockenheimring mäßig. 1961 wechselte Barry auf einen modernen Wagen von Cooper, doch verlief auch diese Saison enttäuschend. Einem souveränen Sieg beim Preis von Tirol in Innsbruck sowie zwei 7. Plätzen auf dem Nürburgring und in Aspern standen etliche Ausfälle gegenüber. Erst 1962 – Barry hatte inzwischen die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen – stellten sich bedeutende Erfolge ein. In einem neuen Cooper Typ 59 gewann er Rennen in Vallelunga sowie auf der Nürburgring-Südschleife und erreichte etliche Plätze im Vorderfeld, u. a. den vierten Platz im prestigeträchtigen Rahmenrennen zum Grand Prix von Monaco. Am Ende der Saison kürte ihn der Österreichische Automobil-Sport-Club (ÖASC) zum besten heimischen Fahrer der Saison, der Motorsportjournalist Helmut Zwickl sah in Barry das größte Talent im österreichischen Automobilrennsport. Die französische Sportzeitung „L’Équipe“ wählte ihn unter die zehn besten Formel-Junior-Fahrer Europas. 1963 verkaufte Barry sein Vorjahresfahrzeug an Jochen Rindt, der neu für die Écurie Vienne antrat. Freunde wurden die beiden nicht, zu verschieden waren sie in puncto Habitus wie Fahrstil. Barry gewann das Auftaktrennen zur Saison 1963 in Vallelunga. Beim Folgerennen in Cesenatico schied er aus, während Rindt seinen ersten Sieg bei einem Formel-Rennen feierte. In der Folge gelangen Barry einige Podestplätze, in Monaco erreichte er neuerlich einen Achtungserfolg: Als Siebenter war er bester Privatfahrer. Auch die restliche Saison verlief erfreulich. In Monza wurde Barry ebenso wie im Großen Preis von Tirol Dritter, in Brno und Portorož führte er jeweils einen Écurie-Vienne-Doppelsieg vor Rindt an. 1963 wurde erstmals ein Großer Preis von Österreich ausgetragen, der als Auftakt für eine stärkere internationale Präsenz Österreichs im Motorsport gedacht war. Das Rennen auf dem Flugplatz von Zeltweg besaß noch keinen Status als WM-Rennen, die Strecke war lediglich mit Strohballen markiert. Aus werblichen Gründen sollten auch die besten nationalen Fahrer antreten, so hatte sich Barry einen drei Jahre alten Porsche geliehen, für Rindt war sein Formel Junior-Cooper motortechnisch verbessert worden. Barry startete aus der letzten Reihe und fiel rasch aus, und auch Rindt erreichte das Ziel nicht. Allein durch ihr Antreten bei diesem Rennen hatten Barry und Rindt den Status als nationale Hoffnungsträger im Motorsport erhärtet. Zum Saisonabschluss nahm Barry an Rekordfahrten auf dem Autobahnabschnitt Grödig-Glanegg teil und stellte einen neuen österreichischen Rekord auf. Nach Umstrukturierungen der Klasseneinteilung im internationalen Motorsport wollte Barry 1964 in die neue Formel 2 einsteigen. Ende 1963 war er mit dem Konstrukteur John Cooper und dem Motorenbauer Carlo Abarth handelseins geworden. Doch am 7. Februar 1964 erlitt Barry bei der Heimfahrt vom Wiener Opernball am Steuer seines Autos eine Herzattacke und prallte gegen einen parkenden Lastwagen. Außer ihm starb auch sein Beifahrer Georg Ehrenreiter. Der folgende Preis von Wien im April 1965 wurde als Curd-Barry-Gedenkrennen ausgetragen. Anfang der 1960er-Jahre fand Österreich langsam Anschluss an den internationalen Motorsport. Personifiziert wird dieser Aufbruch in eine hedonistische Wohlstandsgesellschaft durch die im nationalen Gedächtnis bis heute zentrale Figur des Jochen Rindt. Curd Barry hätte ihm dabei wohl zumindest Konkurrenz gemacht, doch hat der tödliche Unfall nicht nur seine Karriere, sondern auch seine öffentliche Präsenz beendet. So ist selbst in den Erinnerungen von Zeitgenossen die Charakterisierung Barrys auffallend zwiespältig: Beschreiben ihn die einen als ruhigen, geschäftstüchtigen Menschen und besonnenen Fahrer, der nebenbei im väterlichen Betrieb arbeitete und sich körperlich stets fit hielt, sehen andere in ihm bis heute den reichen Playboy und „Herrenfahrer“, dessen Erfolge primär dem elterlichen Einkommen zu verdanken waren. Barry war Mitglied des ÖASC.