Barta, Richard (1911–1986), Journalist

Barta Richard, Journalist. Geb. Wien, 23. 8. 1911; gest. ebd., 1. 1. 1986; röm.-kath. Sohn eines Straßenbahners. – B. studierte 1930–36 Germanistik, Geschichte und Geographie an der Universität Wien; 1937 Dr. phil. Anschließend begann B., der während des Studiums bereits als Hortlehrer und Erzieher gearbeitet hatte und Mitglied des katholischen Volksbunds war, unter der Ägide des späteren Prälaten Jakob Fried die journalistische Berufslaufbahn bei der Christlichen Pressezentrale. Nach deren Auflösung infolge des „Anschlusses“ 1938 gelang es ihm, eine Anstellung bei der „Volkszeitung“ zu finden, wo er bis 1940 tätig war. Nach dem Kriegsdienst arbeitete er 1945 bis Mitte 1947 als Journalist beim Allied Control Authority-Pressedienst der britischen Besatzungsmacht. Danach wechselte er als innenpolitischer Redakteur zur neugegründeten „Wiener Tageszeitung“, übernahm 1952 die Leitung der Presse- und Informationsstelle in der Außenhandelsabteilung der Bundeswirtschaftskammer, die er bis 1955 innehatte. Ebenfalls 1952 wurde er zum Pressechef des Österreichischen Katholikentags bestellt und nahm entscheidenden Einfluss auf dessen Verlauf; so war er an der Ausarbeitung des Mariazeller Manifests (“Freie Kirche in einer freien Gesellschaft“) maßgeblich beteiligt. Auf Vorschlag des für die Pressearbeit in der Bischofskonferenz verantwortlichen damaligen Bischof-Koadjutors Franz König wurde er 1955 Chefredakteur der Katholischen Presseagentur Kathpress, deren Geschäftsführung er auch übernahm, sowie Pressesprecher von König. Als einer von dessen engsten Mitarbeitern beteiligte sich B., dem die Überwindung der Frontstellung zwischen Kirche und Arbeiterschaft ein Anliegen war, seit dem Frühjahr 1957 an zahlreichen Treffen zwischen hohen Vertretern der katholischen Kirche und der Sozialistischen Partei: Ziel war die Anbahnung von Gesprächen über eine Erneuerung des Konkordats von 1933. In den folgenden beiden Jahrzehnten gehörte B. zu den engsten Vertrauten von Kardinal König. Als Journalist und Chefredakteur der Kathpress legte er Wert auf die Unabhängigkeit sowie auf ein professionelles Verständnis seiner Agentur. Ferner trat er für eine Modernisierung, Neuordnung und plurale Meinungsbildung im katholischen Pressewesen insgesamt ein. In den 1970er- und 1980er-Jahren setzte er sich entschieden für den Erhalt bestehender kirchlich orientierter Wochenblätter wie der „Furche“ ein. Weiters versuchte B. als Ratsmitglied in der International Catholic Union of the Press sowie durch die Kathpress mit dem Rückhalt Königs, die katholische Publizistik in Ostmitteleuropa wieder aufzubauen. Auch nach seinem Rückzug als Chefredakteur im Jänner 1981 (seither fungierte er als Herausgeber) nahm B. in zahlreichen Kommentaren u. a. in der Kathpress, der „Furche“ und „multimedia“ regelmäßig zu Problemen der katholischen Presse Stellung. Langjähriger Sekretär und später Vizepräsident des Verbands katholischer Publizisten Österreichs, erhielt B. 1970 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1975 den Titel Professor und 1981 das Komturkreuz des Silvesterordens.

W.: Religion – Kirche – Staat, in: Bestandsaufnahme Österreich 1945–1963, ed. J. Hannak, 1963; Freie Kirche in freier Gesellschaft, in: Zwanzig Jahre Zweite Republik, ed. L. Reichold, 1965; Kardinal F. König, 1965; etc. – Ed.: Kardinal F. König. Worte zur Zeit, 1968; etc.
N.: Die Presse, 3. 1. 1986; Kleine Zeitung (Graz), 3. 1. 1986; Die Furche, 9. 1. 1986 (m. B.); Wiener Kirchenzeitung, 12. 1. 1986 (m. B.); F. Loidl, in: Wiener katholische Akademie. Miscellanea 3. R., Nr. 122, 1986 (m. B.).
L.: Kathpress-Tagesdienst, 30. 12. 2005; Whoʼs who in Austria 7, 1969/70; F. J. Weißenböck, Katholische Kirche und Öffentlichkeit, dargestellt am Beispiel der Katholischen Presseagentur Kathpress, kath.-theol. Diss. Wien, 1979, S. 220; M. Liebmann, Das Mariazeller Manifest, in: Thron und Altar. 1000 Jahre Staat und Kirche, ed. H. Kaindl – A. Ruhn, Graz 1996, S. 186f. (Kat.); K. Lugmayer und sein Werk, ed. E. Bader, 2007, S. 269; Mitteilung Hubert Feichtlbauer, Erich Leitenberger, beide Wien.
(Th. Venus)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)