Baselli, Marie Baronin; geb. Baselli Freiin von Süßenberg (1862–1924), Malerin, Graphikerin und Illustratorin

Baselli Marie, geb. Baselli Freiin von Süßenberg, Malerin, Graphikerin und Illustratorin. Geb. Budapest (H), 27. 11. 1862; gest. Draga di Moschiena, Italien (Mošćenička Draga, HR), 25. 7. 1924; röm.-kath. Tochter des Amtsverwalters und Kassiers beim Lottoamt Franz Baselli Freiherr von Süßenberg (geb. Wien, 21. 4. 1812; gest. Graz, Steiermark, 19. 4. 1879) und von Juliana (Julie) Baselli Freifrau von Süßenberg, geb. Oser (geb. 9. 1. 1835). – B. besuchte 1884–86 die Kunstgewerbeschule in Graz, bildete sich in der Folge an der Zeichenakademie (ab 1907 Landeskunstschule) bei →Alfred Schrötter von Kristelli weiter und absolvierte 1903–04 Studien bei →Adolf Hölzel in Dachau und bei Christian Landenberger in München; 1913 folgte ein Aufenthalt in Paris. Während des 1. Weltkriegs war B., die bereits früh soziales Engagement zeigte – so war sie Mitglied des Hilfsvereins für Lehrerinnen, Erzieherinnen und Bonnen in Graz –, für das Rote Kreuz tätig. 1915 veröffentlichte sie Illustrationen in der Soldatenzeitschrift „Heimatgrüße“, 1916 illustrierte sie den „Steirischen Waffensegen“ von →Ottokar Kernstock und →Peter Ros(s)egger. 1918 bezog sie mit →Emmy Hießleitner-Singer ein gemeinsames Atelier in Graz, verstarb aber im Sommer 1924 plötzlich infolge eines Insektenstichs. Zunächst eher graphisch-kunstgewerblich ausgebildet, malte B. seit der Jahrhundertwende in einer postimpressionistisch-lockeren Auffassung stimmungsvolle Landschaften, Stillleben, Porträts und Genrebilder. Ihre bevorzugten landschaftlichen Motive waren die Mittelmeerküste um das Seebad Draga di Moschiena, einer ihrer häufigen Aufenthaltsorte, sowie die Steiermark. Stilistisch stand sie mit ihrem auf wenige Farbtöne reduzierten, aber kräftigen Kolorit und dem Bestreben, den realen Naturgegenstand als eigenständige malerische Form in die Bildfläche zu übersetzen, der Kunst Alfred Zoffs nahe. In der Graphik war eine von ihr oft angewandte Technik das Pastell, in dem sie mit sicherem Strich und starken Farben, häufig auf dunklen Papieren, zahlreiche Landschaftsmotive umsetzte. Außerdem arbeitete sie mit Bleistift, Kohle und Tusche und etliche ihrer Zeichnungen wurden auch als Radierungen gedruckt. Daneben entwarf sie Vorlagen für handgewebte Objekte für die Textilkünstlerin Emilie André, mit der sie befreundet war. Sie beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen in Graz (u. a. 1899, 1904–05, 1907–12, 1925), Laibach (1903), Klagenfurt (1908) und Wien (1919), ihre Arbeiten finden sich u. a. in der Neuen Galerie Graz und im Graz Museum. B. war u. a. Mitglied des Steiermärkischen Kunstvereins, der ihr 1924 eine Gedächtnisausstellung widmete, der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (ab 1919) und der Frauen-Ortsgruppe Graz des Deutschen Schulvereins Südmark. 1924 erhielt B. die Goldene Staatsmedaille.

Weitere W.: Teilnachlass: Neue Galerie Graz, Steiermark.
L.: Neues Grazer Tagblatt, 14. 9. 1924 (Beilage Deutsche Frauen-Zeitung); AKL; Fuchs, Erg.Bd.; ÖKL; H. Kolleritsch, Die Landschaftsmalerei in der Steiermark von 1870 bis 1920, phil. Diss. Graz, 1976, S. 193ff.; Gesamtkatalog der Gemälde, ed. W. Skreiner, Graz 1988, S. 153f. (Kat.); Im Hochsommer der Kunst 1890–1925, ed. A. Foitl, Graz 1997, S. 47, 124 (Kat.); Unter freiem Himmel. Die Schule von Barbizon …, ed. Ch. Steinle – G. Danzer, Graz 2000, S. 127f., 131f., 161f. (Kat.); Zur Natur des Menschen. Genremalerei, ed. Ch. Steinle, Graz 2006, S. 179, 204f. (Kat.); Aufbruch in die Moderne?, ed. G. Danzer, Graz 2014, S. 174, 267f. (Kat.); Ladies First! Künstlerinnen in und aus der Steiermark 1850–1950, ed. G. Danzer, Graz 2020, S. 142ff., 374 (Kat., mit Bild); Dompfarre St. Stephan, Wien; Künstler/innenarchiv Neue Galerie Graz, Steiermark.
(G. Danzer)  
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)